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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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denn er hatte allen die Geschichte seiner Rettung erzählt.«
    »Wie bist du hier in diese Gegend gekommen, Ursa?«
    »Ich folgte meinem Mann.«
    Ursa schloss demonstrativ den Deckel des Salbentopfes. Annik wertete es völlig richtig als ein Zeichen dafür, dass sowohl ihre Behandlung als auch die Auskunftsfreude beendet waren.
    »Danke, Ursa. Deine Salben sind wirklich gut.«
    Die Haushälterin brummte etwas, kramte in dem Vorratsregal herum und drückte Annik dann einen in ein feuchtes Tuch eingeschlagenen Käse in die Hand.
    »Der wird dir schmecken. Heb ihn noch zwei, drei Tage auf. Und nun geh zu deinem Ton zurück, wer weiß, welchen Unfug Ilan ansonsten anstellt.«
    Als Annik zur Töpferei zurückkam, war nicht nur der Ton abgeladen, er war auch in die richtigen Bottiche verteilt, und Ilan war gemeinsam mit Erwan dabei, ihn für die Ziegelfabrikation vorzubereiten. In der Werkstatt aber saß Cullen, der Barde, und auf seinem Schoß hatte sich Feli eingekringelt und ließ sich durch sein sanftes Streicheln von der erfahrenen Demütigung trösten.
    »Ich hörte, dass diese Katze seit neuestem auch ihr Siegel auf die Tonwaren setzt«, begrüßte Cullen sie. »Sie hat hübsche kleine Katzentatzen hinterlassen.«
    »Sie siegelte nicht nur die Ziegel, sondern auch mein Gesicht, wie du siehst, junger Barde!«

    »Oh, oh, so gleichst du schon fast unserem edlen Valerius Corvus. Wo ist der Pater familias eigentlich zur Zeit?«
    »Ich denke, er ist noch in der Colonia. Rosina hat sicher mehr Nachrichten als ich, aber sie pflegt mir nicht jede Botschaft mitzuteilen, die sie von ihm erhält. Außerdem, was geht es dich an?«
    »Nichts, Annik. Außer dass ich an allen Neuigkeiten interessiert bin. Aber das weißt du ja!«
    »Ja, das weiß ich. Was gibt es Neues?«
    Cullen lachte. Er erzählte ihr gerne von dem Klatsch und Tratsch, der ins Dorf kam. Er wusste zudem erstaunlich viel über das zu berichten, was sich in dem Legionslager abspielte, und so erfuhr sie von Martius und Falco mehr, als die beiden wohl ahnten. Martius war in diesem Sommer lediglich zwei Mal bei ihr gewesen, und das jeweils nur für wenige Stunden. Annik trug es mit Fassung. Er hatte seinen eigenen Weg eingeschlagen, wie sie es erwartet hatte, und seine Besuche waren halt freundschaftliche Gesten geworden. Er fehlte ihr glücklicherweise nicht, es gab, wenn sie nur wollte, andere Männer, die liebend gerne eine Nacht in ihrer Hütte verbringen wollten. Einer davon war Charal. Der Gutsverwalter war ihr von Anfang an freundlich begegnet, doch als die ausgelassenen Maifeiern stattfanden, hatte er sich mehr als auffällig oft an ihrer Seite befunden und andere Männer höflich, aber bestimmt entmutigt. Annik hatte sich nicht dagegen gewehrt. Es machte die Sache einfacher, und Charal war ihr nicht unsympathisch. Als die Maifeuer niedergebrannt waren, hatte sie in seinen Armen gelegen. Auch später hatten sie noch ein paar Male das Lager miteinander geteilt. Doch enger wollte sie die Geschichte nicht werden lassen, obwohl Charal behutsame Andeutungen gemacht hatte, dass man vielleicht
den Knoten knüpfen könnte. Sie blieben zumindest gute Freunde.
    Anders war es bei Rufus, der mehr als zudringlich geworden war. Ihn hatte sie mit einigen herben Worten abgefertigt, aber erst Charals demonstrative Besitzerhaltung hatte ihn endlich eines Bessern belehrt. Annik ließ ihn in dem Glauben, dass der Verwalter sich nicht scheuen würde, seine Rechte zu verteidigen.
    Und dann war da natürlich noch Cullen. Seine Aufmerksamkeiten waren nicht zudringlich, aber er war beharrlich in seiner Art. Etwa einmal im Monat kam er vorbei, erzählte neue und alte Geschichten, brachte manchmal auch eine kleine Harfe mit, zu der er ihr die Lieder seines Volkes und seine eigenen, bissigen Spottlieder vortrug. Es stahl sich auch dann und wann ein Liebeslied darunter, aber sie waren zu schön und zu zärtlich, als dass Annik sie ihm verbieten konnte. Als Gegengabe für seine Geschichten erzählte Annik ihm manchmal von den Gebräuchen und den Göttern ihres Volkes. Seine neugierigen Fragen aber nach dem Klatsch auf dem Gut beantwortete sie gar nicht oder ausweichend. Dennoch war sie sich sicher, dass Erwan und Ilan ihn ausreichend mit all dem versorgten, was er wissen wollte.
    »Martius verrichtet wieder Kurierdienste, wusstest du das?«, sagte er jetzt und kraulte die schnurrende Feli sacht an den Ohren.
    »Ich dachte, er müsse die neuen Pferde zureiten. Nun, dann werde ich ihn

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