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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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zu fragen, denn es war noch früh, und die Veranstalter hatten Angst, ihr Event könnte zu wenig Besucher anziehen. In einer halben Stunde allerdings würden die Sicherheitskräfte nur noch hübsche Mädchen ohne Begleiter einlassen.
    Warum es also nicht auf einen Versuch ankommen lassen?
    Igor gibt seinem Impuls nach. Schließlich hat er eine Mission zu erfüllen. Er steigt eine der Treppen hinunter, die nicht zum Strand, sondern zu einem großen weißen Zelt mit Plastikfenstern, Aircondition, hellen Möbeln, weitgehend leeren Tischen und Stühlen führen. Ein Türsteher fragt ihn, ob er eine Einladung hat, was er bejaht. Er tut so, als suche er sie in seiner Jackentasche. Eine rotgekleidete Empfangsdame fragt, ob sie ihm behilflich sein könne.
    Er reicht ihr seine Visitenkarte – das Logo seiner Telefongesellschaft, darunter Igor Malev, Präsident. Er behauptet, dass er ganz sicher auf der Liste stehe, seine Einladung aber im Hotel gelassen haben müsse – er habe eine Reihe von Treffen gehabt und sie wohl vergessen. Die Empfangsdame heißt ihn herzlich willkommen und fordert ihn auf einzutreten. Sie hat gelernt, Männer und Frauen nach ihrer Kleidung zu beurteilen, und weiß auch, dass »Präsident« auf der ganzen Welt dasselbe heißt. Zudem noch der Präsident einer russischen Gesellschaft! Alle wissen doch, dass die Russen, wenn sie reich sind, gern zeigen, dass sie in Geld schwimmen. Sie brauchte nicht auf der Liste nachzuschauen.
    Igor geht hinein, begibt sich zur Bar – das Zelt ist tatsächlich sehr schön eingerichtet und hat eine große Tanzfläche. Er bestellt einen Ananassaft, weil er farblich zur Umgebung passt. Und vor allem, weil in dem mit einem kleinen japanischen Sonnenschirmchen geschmückten Glas ein schwarzer Trinkhalm steckt.
    Er setzt sich an einen der vielen freien Tische. Unter den wenigen Anwesenden befindet sich ein etwa fünfzigjähriger Mann mit hennagefärbtem Haar und einem ausgiebig in jenen ewige Jugend versprechenden Fitnessstudios trainierten und gebräunten Körper. Er trägt ein verwaschenes Hemd und sitzt mit zwei Männern in Designeranzügen da. Die beiden Männer drehen sich zu Igor um, und dieser wendet den Kopf ab – obwohl er im Schutze seiner Sonnenbrille weiterhin aufmerksam den Tisch beobachtet. Die Männer im Anzug überlegen zuerst, wer der Neuankömmling sein könnte, verlieren dann aber das Interesse an ihm.
    Igor aber ist interessiert.
    Der Mann hat nicht einmal ein Handy auf dem Tisch liegen, während seine Hilfskräfte auf ihren Handys unablässig Gespräche entgegennehmen.
    Wenn die Sicherheitskräfte einen schlecht angezogenen, verschwitzten, hässlichen Typ, der sich auch noch schön findet, wie den dort hereinlassen, und ihm sogar noch einen der besten Tische geben; wenn sein Mobiltelefon ausgeschaltet ist; wenn ständig ein Kellner um ihn herumstreicht und ihn nach seinen Wünschen fragt, der aber nur gnädig abwinkt – dann muss es sich um jemand wirklich Wichtiges handeln.
    Igor zieht einen 50-Euro-Schein aus der Tasche und gibt ihn dem Kellner, der anfängt, die Tische einzudecken.
    »Wer ist der Mann mit dem verwaschenen blauen Hemd?«, fragt er und macht eine Kopfbewegung in dessen Richtung.
    »Javits Wild. Ein sehr wichtiger Mann.«
    Großartig. Nach jemand vollkommen Unbedeutendem wie dem Mädchen am Strand war jemand wie Javits ideal. Niemand Berühmtes, aber jemand Wichtiges. Jemand, der zu denen gehört, die entscheiden, wer ins Scheinwerferlicht treten darf, und sich nicht bemühen muss, etwas vorzuspielen, weil alle wissen, wer er ist. Einer von denen, die die Fäden der Marionetten bewegen und ihnen das Gefühl geben, die Privilegiertesten und Begehrtesten der Welt zu sein, bis sie eines Tages aus irgendwelchen Gründen diese Fäden kappen, worauf die Puppen leblos und machtlos in sich zusammensacken.
    Ein Mann der Superklasse eben.
    Das bedeutet: jemand mit falschen Freunden und vielen Feinden.
    »Noch eine Frage. Wäre es akzeptabel, im Namen einer großen Liebe Welten zu zerstören?«, fragt er den Kellner.
    »Sind Sie Gott oder schwul?«
    »Keins von beidem. Aber so oder so vielen Dank für die Antwort.«
    Igor wird klar, dass er besser nicht gefragt hätte. Erstens brauchte er sich nicht vor anderen zu rechtfertigen. Und zweitens ist er überzeugt, dass, wenn schon alle Menschen früher oder später sterben müssen, dann einige dies wenigstens für einen höheren Zweck tun könnten. So ist es von Anbeginn der Zeit gewesen, als

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