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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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ihm, dass er den perfekten Ort ausgewählt hat.
    Seine Gedanken sind nicht mehr bei dem armen Mädchen am Strand. Adrenalin schießt in sein Blut, sein Herz schlägt schneller, er ist erregt und glücklich.
    Javits Wild wird keine weitere Zeit mit einem der vielen »Lunchs« vergeuden, zu denen er bestimmt alljährlich von irgendjemandem zu einem bestimmten Zweck eingeladen wird. Dieser Irgendjemand würde sicher sein bestes Alibi sein.

12 Uhr 26
     
     
     
    Mehr und mehr Gäste kommen herein, das Zelt füllt sich, und Javits denkt wie so oft:
    ›Was mache ich hier eigentlich? Was bringt mir das? Ich habe alles, was ich will, die anderen können mir sowieso nur wenig geben. Im Filmbusiness bin ich eine bekannte Größe, ich kann jede Frau haben, die ich will, egal wie nachlässig ich mich kleide. Die Zeiten sind gottlob vorbei, als ich nur einen einzigen Anzug hatte, selten und erst nach langem Bitten und Betteln eine Lunch-Einladung der Superklasse erhielt und mich dann darauf vorbereitete, als wäre es das Wichtigste auf der Welt. Heute weiß ich, dass solche Veranstaltungen sich nur noch darin unterscheiden, in welcher Stadt sie stattfinden. Ansonsten ist alles vorhersehbar und nur langweilig.
    Die Leute werden wieder zu mir kommen und sagen, dass sie meine Arbeit lieben. Andere werden mich einen Helden nennen und sich dafür bedanken, dass ich ihnen – den Nobodys und Newcomers – eine Chance gegeben habe. Hübsche, intelligente Frauen, die sich von Äußerlichkeiten nicht irreleiten lassen und mitbekommen, was an meinem Tisch alles los ist, werden den Kellner fragen, wer ich bin, und sich dann sofort an mich heranmachen in dem Glauben, dass sie mich mit Sex herumkriegen werden. Alle, wirklich alle, wollen einen Gefallen von mir. Deshalb loben sie mich, kriechen vor mir im Staub und machen mir irgendwelche in ihren Augen interessante Angebote. Dabei ist das Einzige, was ich möchte, allein sein.
    Ich bin schon auf Hunderten von Partys wie dieser hier gewesen. Und bin heute letztlich nur hier, weil ich nicht schlafen kann – auch wenn ich mit meinem Privatflugzeug gekommen bin, einem technischen Wunderding, das in mehr als elftausend Meter Höhe direkt, ohne Zwischenlandung zum Tanken, von Kalifornien nach Frankreich fliegen kann. Ich habe die ursprüngliche Kabineneinrichtung verändern lassen. Obwohl das Flugzeug 18 Personen mit allem nur erdenklichen Komfort transportieren kann, habe ich die Anzahl der Sitze auf sechs reduziert und eine Extrakabine für die vier Besatzungsmitglieder einbauen lassen. Falls jemand mich fragt: ›Könnte ich mit Ihnen fliegen?‹, habe ich nun die perfekte Entschuldigung parat: ›Es ist leider kein Platz mehr frei.‹
    Javits hatte sein neuestes Spielzeug für etwa 40 Millionen Dollar mit zwei Betten, einem Konferenztisch, Dusche, einem Miranda-Surroundsoundsystem (Bang & Olufsen hatte zwar ein großartiges Design und eine ausgezeichnete pr -Kampagne, war aber bereits überholt), zwei Kaffeemaschinen, einem Mikrowellenherd für die Besatzung und einem Elektroherd für sich (er hasste aufgewärmtes Essen) ausstatten lassen. Javits trank nur Champagner, und wer mit ihm eine Flasche Moët&Chandon 1961 teilen wollte, war immer willkommen. Der »Keller« in seinem Jet bot alles an Getränken, was sich ein Gast nur wünschen konnte. Und es gab zwei 21-Zoll- lcd -Bildschirme, auf denen man die allerneuesten Filme ansehen konnte, selbst solche, die noch nicht ihre Leinwandpremiere erlebt hatten.
    Der Jet ist einer der besten der Welt (obwohl die Franzosen behaupten, der Dassault Falcon sei besser), aber soviel Macht und Geld er auch besaß, er hatte die Uhren in Europa nicht umstellen können. In diesem Augenblick war es in Los Angeles 3 Uhr 43 morgens, und er wurde erst jetzt richtig müde. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, war von einer Party zur nächsten gegangen, hatte wie immer auf die idiotische Frage ›Wie war Ihr Flug?‹ mit der Gegenfrage geantwortet: ›Warum?‹
    Da die Leute dann nicht mehr recht wussten, was sie sagen sollten, lächelten sie scheel und gingen zur zweiten idiotischen Frage auf der Liste über:
    ›Wie lange werden Sie bleiben?‹
    Und Javits antwortete erneut mit der Gegenfrage: ›Warum?‹ Darauf tat er immer so, als müsste er einen Anruf auf seinem Handy annehmen, entschuldigte sich und ging mit seinen beiden unzertrennlichen »Freunden« im Schlepptau davon.
    Niemand Interessantes da. Aber wer wäre schon interessant für Javits, einen

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