Der Sieger bleibt allein (German Edition)
machen«, meint er.
›Ich bin kein Filmproduzent. Er sollte es besser wissen, schließlich ist er ständig bei mir: Ich mache keine Filme.‹
Am Anfang der Realisierung eines Films steht der Produzent. Er hat ein Buch gelesen oder eine brillante Idee gehabt, während er über die Highways von Los Angeles fuhr (das im Grunde genommen ein riesiger Vorort auf der Suche nach einer Stadt ist). Er sitzt allein in seinem Wagen und ist allein mit seiner Absicht, aus dieser brillanten Idee etwas zu machen, was man auf der Leinwand anschauen kann.
Falls die Filmidee auf einem Buch basiert, versucht er als Erstes herauszufinden, ob die Filmrechte noch frei sind. Wenn sie schon vergeben sind, macht er sich auf die Suche nach einem neuen »Projekt« – schließlich werden allein in den usa jährlich mehr als sechzigtausend neue Bücher veröffentlicht. Wenn die Filmrechte noch zu haben sind, ruft der Produzent direkt den Autor an und macht ihm ein möglichst niedriges Angebot, das aber in der Regel angenommen wird, weil nicht nur Schauspieler und Schauspielerinnen zur Traumfabrik gehören möchten, sondern auch jeder Autor sich aufgewertet fühlt, wenn seine Worte in Bilder umgesetzt werden.
Der Produzent verabredet sich mit dem Autor zum Mittagessen. Er eröffnet ihm, sein Buch sei ›ein Meisterwerk, das sich ausgezeichnet zum Verfilmen eigne‹ und er als Autor ein ›Genie, das Anerkennung verdiene‹. Der Schriftsteller sagt, er habe fünf Jahre an seinem Buch geschrieben und möchte am Drehbuch mitarbeiten, was ihm der Produzent mit der Begründung auszureden versucht, Bücher und Drehbücher seien etwas Grundverschiedenes. ›Aber Sie werden mit dem Ergebnis zufrieden sein‹, beteuert er.
Wozu noch der Nachsatz kommt: ›Der Film wird sich eng an das Buch halten.‹ Was eine glatte Lüge ist, und beide wissen das.
Der Schriftsteller denkt, dass er diesmal die ihm angebotenen Bedingungen akzeptieren muss, und sagt sich, beim nächsten Mal wird alles anders sein. Er willigt ein. Der Produzent erklärt dem Autor, es sei wichtig, sich wegen der Finanzierung des Projekts mit einem der großen Studios zusammenzutun. Er sagt, diese oder jene Berühmtheit würde die Hauptrolle spielen – auch das ist eine ausgemachte Lüge, die aber immer wieder gebraucht wird und immer wieder erfolgreich ist. Der Produzent kauft eine sogenannte »Option«, oder anders gesagt, er zahlt etwa zehntausend Dollar, um drei Jahre lang die Rechte zu halten. Und was passiert danach? ›Nun, wenn wir den Film dann machen, zahlen wir dreimal so viel, und Sie bekommen zwei Prozent des Nettogewinns.‹
Damit ist der finanzielle Teil des Gesprächs abgeschlossen, denn der Schriftsteller glaubt, dass er mit dem Anteil am Gewinn ein Vermögen verdienen wird.
Hätte er sich vorher umgehört, hätte er erfahren, dass die Finanzbuchhalter von Hollywood den Zaubertrick beherrschen, für einen Film niemals einen positiven Saldo auszuweisen.
Das Mittagessen endet damit, dass der Produzent einen umfangreichen Vertrag aus der Tasche zieht und vorschlägt, man solle ihn doch gleich unterzeichnen, damit das Studio weiß, dass der Produzent die Filmrechte auch wirklich hat. Der Schriftsteller unterschreibt sofort, weil er den vermeintlichen zukünftigen Gewinn vor Augen hat und schon seinen Namen an der Fassade eines Kinos sieht; er weiß nicht, dass der Autor der Buchvorlage höchstens im Abspann erwähnt wird.
Wo viel Träume sind, da ist Eitelkeit und viel Gerede, sagte bereits Salomon vor mehr als dreitausend Jahren.
Der Produzent beginnt nun die Studios abzuklappern. Er hat bereits einen gewissen Namen, daher öffnen sich einige Türen, doch nicht immer trifft sein Vorschlag auf Zustimmung. In diesem Fall macht er sich nicht die Mühe, den Schriftsteller zu einem weiteren Mittagessen einzuladen, sondern schickt ihm einen Brief, in dem er ihm mitteilt, dass er zwar von der Geschichte begeistert, die Filmindustrie aber noch nicht reif für sie sei, weshalb er ihm den Vertrag (den er selbstverständlich nicht gegengezeichnet hatte) zurückschicke.
Wenn ein Studio allerdings an dem Projekt interessiert ist, wendet sich der Produzent an einen Vertreter der in der Hierarchie ganz unten figurierenden und am schlechtesten bezahlten Berufsgruppe, einen Drehbuchautor. Der wird Tage, Wochen, Monate damit verbringen, mehrere Drehbuchfassungen aufgrund der ursprünglichen Idee oder der Buchvorlage zu schreiben. Die Drehbücher werden an mögliche Mitproduzenten
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