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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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Schriftsteller zusammengesetzt hat, um über eine Verfilmung von dessen Werk zu reden, sind schon Jahre vergangen, und er vergisst, dass er jetzt in der gleichen Situation ist wie damals der Schriftsteller.
    Wie sagte bereits Salomon vor mehr als dreitausend Jahren? Wo viel Träume sind, da ist Eitelkeit und viel Gerede.
     
    Während er zuschaut, wie sich der Raum allmählich mit Gästen füllt, fragt sich Javits erneut, was er hier überhaupt macht. Er kontrolliert mehr als fünfhundert Kinos in den usa , hat einen Exklusivvertrag mit fünfzigtausend anderen im Rest der Welt, deren Betreiber verpflichtet sind, alles zu kaufen, was er anbietet, auch wenn nicht alles ein Erfolg wird. Sie wissen, dass ein einziger Kassenschlager fünf Flops kompensieren kann. Sie sind von Javits, dem unabhängigen Megaverleiher, abhängig, dem Helden, dem es gelungen ist, das Monopol der großen Studios zu brechen und der in der Branche zu einer Legende geworden ist.
    Solange er ihnen nach fünf Flops einen großen Erfolg bescherte (im Durchschnitt kam bei den großen Studios auf neun Flops ein Erfolg), fragte niemand, wie er das schaffte.
    Doch Javits hat nicht vergessen, wie er zu seinem Erfolg gekommen ist, und geht daher nie ohne seine zwei »Freunde« aus dem Haus. Obwohl beide normal wirken, ganz im Gegensatz zu den Gorillas am Zelteingang, sind sie eine ganze Armee wert. Sie wurden in Israel ausgebildet, dienten in Uganda, Argentinien und Panama. Während sich einer auf sein Mobiltelefon konzentriert, scannt der andere unablässig seine Umgebung – speichert jeden Menschen, jede Bewegung, jede Geste ab. Wie Simultandolmetscher wechseln sie sich alle fünfzehn Minuten ab.
    Was hatte Javits bei diesem »Lunch« überhaupt verloren? Er hätte im Hotel bleiben und versuchen können zu schlafen. Er hat es satt, umworben und gelobt zu werden und lächelnd ihm angebotene Visitenkarten abzuweisen mit der Begründung, er würde sie doch nur verlieren. Wenn die Bittsteller nicht lockerließen, bat er sie höflich darum, sich an seine zwei Sekretärinnen zu wenden (die in einem anderen Luxushotel an der Croisette untergebracht und vierundzwanzig Stunden im Dienst waren und neben dem Telefon saßen, das ununterbrochen klingelte, E-Mails von Kinos aus der ganzen Welt beantworteten, die trotz der spam -Filter mit Angeboten für Penisverlängerung und multiple Orgasmen ankamen).
    Auf eine vorher verabredete Kopfbewegung von Javits hin gab einer der beiden »Freunde« Adressen und Telefonnummern an die Sekretärinnen weiter oder sagte, leider seien die Visitenkarten gerade ausgegangen.
    Ja, was hatte Javits bei diesem »Lunch« überhaupt verloren? In Los Angeles war es jetzt Zeit, ins Bett zu gehen, selbst wenn man nachts noch länger unterwegs gewesen war. Javits kennt die Antwort, will sie aber nicht akzeptieren: Er hat Angst, allein zu sein. Er beneidet den Mann, der früh gekommen war und mit abwesendem Blick angefangen hatte, seinen Cocktail zu trinken. Er hatte ganz entspannt ausgesehen, sich nicht bemüht, beschäftigt oder wichtig zu wirken. Er nimmt sich vor, ihn zu einem Drink einzuladen. Doch da sieht er, dass der Mann nicht mehr da ist.
    In diesem Augenblick spürt er einen Stich im Rücken.
    ›Mücken. Genau darum hasse ich Strandpartys.‹
    Als er sich an der Stelle, an der er gestochen wurde, kratzen will, finden seine Finger an der Stelle eine kleine Nadel und ziehen sie heraus. Was für ein blöder Scherz. Er schaut sich um und sieht in etwa zwei Metern Entfernung einen lachenden Schwarzen mit Rastalocken, dem ein paar Frauen bewundernde und begehrliche Blicke zuwerfen.
    Javits ist zu müde, um auf diese Provokation zu reagieren. Soll sich der Schwarze doch als Spaßmacher aufführen, um die Leute zu beeindrucken – was anderes kann er wahrscheinlich nicht.
    »Idiot!«
    Seine beiden »Freunde« reagieren auf die Veränderung in der Haltung des Mannes, den sie für 435 Dollar am Tag zu bewachen haben. Einer führt die Hand zur rechten Schulter, wo in einem Halfter eine Automatikwaffe steckt, die sich unter dem Jackett nicht abzeichnet. Der andere erhebt sich und stellt sich unauffällig zwischen den Schwarzen und seinen Chef.
    »Es war nichts weiter«, sagt Javits. »Nur ein Scherz.«
    Er zeigt die Nadel.
    Diese beiden Idioten, die immer auf Angriffe, mit Feuerwaffen und Dolchen vorbereitet waren, auf körperliche Gewalt und Attentate! Sie betraten immer schussbereit als Erste sein Hotelzimmer. Sie errieten, wenn jemand

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