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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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Regisseure wissen das und nutzen das weidlich aus – und so kommt es, dass sie genau in das Falsche investieren.«
    »Und das wäre...«
    »In die eigene Schönheit. Sie werden berühmt, fangen an, Geld dafür zu nehmen, dass sie auf Partys auftauchen, lernen die mächtigsten Männer und die begehrtesten Schauspieler kennen. Sie machen Werbung und verdienen damit viel Geld. Und weil sie jung und hübsch sind, gelingt es ihren Agenten, viele Verträge für sie an Land zu ziehen. Und sie lassen zu, dass ihre Agenten sie gängeln und ihrer Eitelkeit schmeicheln. Sie werden das Idol aller Hausfrauen, Teenager, Schauspielschülerinnen, die noch nicht einmal genügend Geld haben, um in den nächsten Ort zu fahren, und die sie gern zur Freundin hätten, gern ihr Leben hätten. Sie spielen weiter in verschiedenen Filmen mit, werden nach und nach etwas besser bezahlt, auch wenn die Pressesprecher von hohen Gagen reden, was ihnen natürlich keiner abnimmt. Auch die Journalisten glauben es nicht, verbreiten es aber trotzdem in ihren Blättern weiter, weil das Publikum Nachrichten mag und keine echten Informationen.«
    »Und was ist der Unterschied?«, fragt Igor, der sehr entspannt dasitzt, aber dennoch weiterhin das Treiben auf der Terrasse aufmerksam beobachtet.
    »Nehmen wir einmal an, Sie haben auf einer Versteigerung in Dubai einen vergoldeten Computer gekauft und beschließen, auf diesem technischen Wunderwerk ein neues Buch zu schreiben. Wenn ein Journalist davon erfährt, wird er Sie anrufen und fragen: ›Und wie ist nun Ihr goldener Computer?‹ Das ist eine Nachricht. Die Information – der Inhalt des Buches, das Sie gerade darauf schreiben – ist vollkommen unwichtig.«
    ›Ob Ewa wohl Nachrichten anstatt echten Informationen erhält?‹, überlegt Igor. Darüber hat er noch nie nachgedacht.
    »Erzählen Sie weiter!«
    »Die Zeit vergeht. Oder vielmehr, sieben oder acht Jahre vergehen. Nach und nach werden die Filmangebote rarer. Die Einladungen zu Partys und die Werbegagen ebenfalls. Der Agent der jungen Schauspielerin scheint anderweitig mehr zu tun zu haben als früher – und ruft immer seltener zurück. Der ›Star‹ ist empört: Was glaubt der Agent eigentlich, den ›Star‹ so zu behandeln, den Star, das große Sexsymbol, die Glamourikone? Anfangs gibt die Schauspielerin dem Agenten die Schuld, beschließt die Agentur zu wechseln, und zu ihrer Überraschung stört ihn das überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, der Agent bittet sie, ein Papier zu unterzeichnen, in dem steht, wie einvernehmlich ihre Zusammenarbeit immer gewesen sei und dass er ihr alles Gute für die Zukunft wünsche. Damit ist ihre Beziehung beendet.«
    Maureen blickt sich suchend nach einem Beispiel für das um, was sie eben gesagt hat. Leute, die noch berühmt, aber von der Leinwand verschwunden sind und nun verzweifelt nach einer neuen Chance Ausschau halten. Sie verhalten sich noch wie große Diven, tun immer noch so unnahbar wir früher, doch ihr Herz ist voller Bitterkeit, die Haut voller Botox und voller unsichtbarer Narben von Schönheitsoperationen. Sie sieht überall Spuren von Botox und Liftings, doch keine der Berühmtheiten des vergangenen Jahrzehnts ist hier in Cannes. Vielleicht fehlt ihnen inzwischen das Geld, um zu einem Festival wie diesem zu reisen, und sie schmücken stattdessen gerade irgendeinen Provinzball oder helfen beim Launch eines neuen Schokoriegels oder einer neuen Biermarke. Sie führen sich immer noch auf wie die Stars, die sie einmal waren, und wissen doch genau, dass sie keine mehr sind.
    »Sie haben von zwei Typen von Menschen gesprochen.«
    »Ja. Die zweite Gruppe von Schauspielerinnen trifft auf genau das gleiche Problem. Mit dem entscheidenden Unterschied« (und wieder wird ihre Stimme etwas lauter, denn inzwischen hängen die jungen Mädchen am Nebentisch buchstäblich an ihren Lippen, weil sie offensichtlich eine Insiderin ist), »dass sie sich bewusst sind, dass Schönheit nicht ewig währt. Sie tauchen nicht auf Werbeplakaten oder den Titelseiten von Society-Blättern auf, denn sie sind fleißig dabei, ihre Schauspielkunst zu vervollkommnen. Sie bilden sich weiter, knüpfen Kontakte, die ihnen in Zukunft nützlich sein werden, sie leihen ausgewählten Produkten ihren Namen und ihr Aussehen – nicht als Models, sondern als Geschäftspartnerinnen. Sie verdienen selbstverständlich weniger als die andern. Aber sie werden für den Rest ihres Lebens verdienen.
    Und dann kommt jemand wie ich. Ich habe

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