Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
wird sich auch nichts mehr ändern. Ich wünsche dir viel Glück beim Spiel. Wir sehen uns wie ausgemacht am Mittwoch abend...“

Die Eröffnung

    Als Perry Clifton am Mittwoch, kurz vor 11 Uhr, die Halle des Hartford-Hauses betrat, sprach gerade Sir Ernest Caven in bewegten Worten zu den etwa siebzig Gästen, die sich zur Eröffnung der Ostasienausstellung eingefunden hatten. Im Anschluß an Cavens Begrüßung hielt ein gewisser Mister Plya Tschulatangpok aus Bangkok eine Rede, und diesem folgte Sir Anthony Wilburg. Wie Perry Clifton von einem vor ihm stehenden weißhaarigen Ehepaar erfuhr, war er der Präsident der Englisch-Asiatischen Gesellschaft.
    Endlich, um 11 Uhr 35, begann der erste offizielle Rundgang durch die Ausstellungsräume.
    Es war imposant und beeindruckend, was Sir Ernest Caven hier in insgesamt sieben Räumen dem Betrachter an optischen Delikatessen anbot. Nicht nur das, was in Vitrinen, Schränken und Schaukästen, auf Podesten, Regalen und Tischen zu besichtigen war, erfreute, auch die dazu passende Dekoration ließ Geschmack und Einfallsreichtum erkennen.
    Da hingen handbemalte Lampions aus China und Japan neben Seidenschirmen aus Thailand von der Decke. Riesige Topfpflanzen standen neben großen Käfigen, in denen exotische Vögel zu bewundern waren. Auch ohne die entzückten Rufe der Besucher zu hören, hätte man aus Gesten und Mimik ihre Begeisterung erkennen können.
    Seinen silbernen Buddha entdeckte Perry Clifton in Saal III. Er stand zusammen mit vier anderen Buddha-Statuen in einer Glasvitrine; daneben, auf einem weißen Kärtchen, die Information, daß es sich um eine Leihgabe von Mister Perry Clifton und Dicki Miller handelte.
    Im gleichen Saal, unter einem diebstahlgesicherten Glassturz, der auf einem Sockel aus schwarzem Marmor stand, der goldene Buddha. Und Perry Clifton mußte, nach dem fünften Hin- und Herlaufen, Sir Ernest rechtgeben: Wäre nicht das unterschiedliche Material gewesen, man hätte sie verwechseln können.
    Ein kleiner Zwischenfall ereignete sich, als Perry Clifton zum vierten Mal an die Vitrine trat, in der der silberne Buddha ausgestellt war.
    Eine Hand legte sich plötzlich leicht und diskret auf seine Schulter, und als er sich umsah, blickte er in das finstere Gesicht jenes Livrierten, den er bereits am vergangenen Donnerstag kennengelernt hatte.
    „Suchen Sie etwas Bestimmtes, Sir?“ fragte ihn der Mann flüsternd, und Perry Clifton konnte sich des Verdachtes nicht erwehren, als unterstelle ihm der andere unlautere Absichten.
    „Ich vergleiche!“
    „Sie vergleichen, Sir?“ Das „Sir“ kam mit etwas Verzögerung und schien den Sprecher einige Überwindung zu kosten.
    „Ich vergleiche den goldenen mit dem silbernen Buddha.“
    „So, und warum?“
    „Sie gleichen sich, deshalb. Das müßte doch auch Ihnen schon auf gef allen sein, wenn Sie den ganzen Tag hier herummarschieren.“
    Perry Cliftons Stimme hatte wohl etwas schärfer als beabsichtigt geklungen, denn der Mann in der schmucken Livree nickte betroffen. „Doch, natürlich weiß ich das!“ sagte er.
    „Es dürfte wohl das natürlichste sein, daß mich diese Ähnlichkeit, als Besitzer des silbernen Buddhas, besonders interessiert!“
    Dem Angestellten des Hartford-Hauses schoß die Röte der Verlegenheit in die Wangen.
    „Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, Sir“, sagte er und griff sich an den Mützenschirm, unentschlossen, ob er dieses Stück seiner Uniform ziehen sollte oder nicht.
    „Das... das konnte ich nicht wissen.“ Er ließ die Hand wieder sinken.
    „Okay!“ erwiderte Perry Clifton und wandte sich ab. Die anderen Gäste hatten bereits Saal III verlassen. Gemessenen Schrittes folgte er ihnen.

    Die Autouhr in Cliftons Wagen zeigte 14 Uhr 50 an, als er vor dem Haus Starplace Nr. 14 in Norwood abbremste. Und wie immer, wenn er an der alten, grauen Fassade des fünfstöckigen Steinklotzes hochsah, wo der Zahn der Zeit dunkle, schmutzigbraune Löcher in den Außenputz genagt hatte, ärgerte er sich aufs neue.
    „Ich schäme mich jedesmal, wenn ich hier halten und aussteigen muß“, sagte er zu der jungen Dame auf dem Nebensitz.
    „Und warum?“ wollte Julie Young wissen. Julie war 25 Jahre alt, mittelgroß und sah meist fröhlich aus braunen, runden Kulleraugen in die Welt.
    Entgegen ihres ursprünglichen Vorhabens hatte sie ihren Aufenthalt in Newport, wo ihr Vater als Archivar arbeitete, noch ein zweites Mal verlängert. Sie sah Perry Clifton fragend an.
    „Ich schäme

Weitere Kostenlose Bücher