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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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zutun!“
    Er klappte den Deckel auf.
    Robert Latin war mehr als überrascht. Fassungslos starrte er auf den Inhalt, der sich gar so sehr von dem unterschied, was zu sehen er erwartet hatte.
    „Ein Buddha...“ brachte er endlich hervor.
    „Ja, ein Buddha!“ sagte Gordon Drake.
    Robert Latin ergriff die Statue mit beiden Händen und hob sie vorsichtig aus ihrer ungewöhnlichen Verpackung. Er drehte sie nach allen Seiten und schien regelrecht verzaubert zu sein vom geheimnisvollen Lächeln auf dem Antlitz des fernöstlichen Religionsstifters.
    Behutsam setzte er sie zurück und sah seinen Besucher fragend an.
    Da erklärte ihm Gordon Drake seine Wünsche...

    Der andere Mann, der sich vorgenommen hatte, den Sonnabend ganz seinem Hobby zu widmen, hieß Albert Case. Mister Case war genau 28 Jahre älter als Robert Latin, nämlich sechzig, und seine Leidenschaft galt nicht dem Angeln, sondern dem Briefmarkensammeln. Hier wiederum richtete sich sein besonderes Interesse auf die Marken mit Tiermotiven sowie auf das Sachgebiet der Ersttagsbriefe. Davon besaß er 31 Kästen voll, sorgfältig sortiert nach Ländern.
    Da seine Frau noch für zwei Wochen mit einem komplizierten Beinbruch im Krankenhaus bleiben mußte, hatte er vor, an diesem Wochenende seine Ersttagsbriefe neu zu ordnen. Und zwar nach dem Datum.
    Albert Case freute sich auf diese Sortierarbeit. Gab sie doch Gelegenheit, endlich wieder einmal jeden einzelnen Umschlag in die Hand zu nehmen. Deshalb wollte er diesen arbeitsfreien Sonnabend auch nicht durch Längerschlafen verkürzen. Wie an den übrigen Tagen, wenn er zum Dienst ins Hartford-Haus fuhr, stand er um 7 Uhr auf, duschte ausgiebig heiß und kalt, aß, zeitunglesend, seinen Teller Cornflakes und begann mit den Vorbereitungen. Das bedeutete, daß er sämtliche 31 Kästen aus dem Stahlschrank im Schlafzimmer ins Wohnzimmer trug und dort aufschichtete.
    Nachdem er sich auch einen Stapel Karteiblätter bereitgelegt hatte, startete er die eigentliche Arbeit. Bald war er so darin vertieft, daß er alles andere um sich herum vergaß...

    Zur gleichen Zeit, als Robert Latin Gordon Drake in seinem Hof entdeckte, betrat ein Mann das Haus Bromfield Street Nr. 4 in Fulham.
    Es war ein stämmiger, breitschultriger Asiate, der in Statur und Bewegung an einen Ringkämpfer erinnerte. Bevor er an der Tür im ersten Stock klingelte, prüfte er noch einmal den korrekten Sitz seines dunklen, maßgeschneiderten Seidenanzugs.
    Fast zwei Minuten vergingen, bevor Geräusche hinter der Tür verrieten, daß jemand zu Hause war.
    Albert Case wirkte gestört und mürrisch, als er endlich öffnete. Irritiert sah er auf den Mann vor seiner Tür. Ein Mann mit einem breitflächigen Gesicht, das von hohen Backenknochen und schmalen, forschend blickenden Augen beherrscht wurde und der den Finger über die Lippen gelegt hielt.
    Case’ Verblüffung war so groß, daß er sich nicht rührte, als der Fremde sich noch einmal wie ein Verfolgter umsah, dann blitzschnell an ihm vorbei in die Wohnung glitt und die Tür hinter sich schloß.
    „Guten Morgen, Mister Case!“ sagte er freundlich und fügte beschwichtigend hinzu: „Bitte machen Sie sich keine Sorgen, es ist alles in Ordnung.“ Und leiser: „Ich bin Inspektor Han Moon von Scotland Yard, Abteilung Fernost!“ Er griff in die Tasche und zog eine lederbezogene Legitimation hervor. Noch bevor der andere einen prüfenden Blick daraufwerfen konnte, ließ er sie verschwinden.
    Albert Case schluckte, und seine Erstarrung löste sich.
    „Was hat das zu bedeuten?“ fragte er mit belegter Stimme, und seine Augen musterten mißtrauisch den angeblichen Yard-Inspektor. Er war sich keiner Schuld bewußt. Was hatte er mit Scotland Yard zu tun? Und überhaupt... seit wann gab es beim Yard Leute aus... aus, na ja, jedenfalls nicht aus England.
    Sie standen noch immer im Flur.
    „Wo können wir uns unterhalten?“ fragte Inspektor Han Moon leise.
    Albert Case zeigte auf die nur angelehnte Tür des Wohnzimmers. „Bitte. Es herrscht ein ziemliches Durcheinander, ich arbeite gerade an meiner Briefmarkensammlung.“
    Han Moon blieb an der Tür stehen und überflog das Tohuwabohu, bestehend aus Kästen, Briefumschlägen und Karteikarten. Während er dann steifbeinig wie ein Storch über das Wirrwarr zu einem freien Stuhl hinstakste, erklärte er: „Bei mir sieht es mitunter auch nicht anders aus. Ich sammle getrocknete Blumen aus aller Welt.“
    Albert Case verschluckte die Bemerkung, daß man

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