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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ich Ihnen jetzt erzähle, Stillschweigen zu bewahren.“
    Mrs. Case nickte in stummer Beklommenheit. Ein leises Geräusch war plötzlich in Perry Cliftons Rücken. Ihre Augen wandten sich der Tür zu. Die Krankenschwester brachte die Vase. Perry Clifton wartete, bis sie die Blumen versorgt und das Zimmer verlassen hatte.
    „Im Hartford-Haus“, begann er dann, „ist übers Wochenende ein schwerer Diebstahl verübt worden. Man hat das wertvollste Stück der Ausstellung gestohlen. Gleichzeitig stellte man heute früh fest, daß Ihr Mann nicht zum Dienst erschienen war. Vielleicht hätte man dieser Tatsache gar keine Bedeutung beigemessen, wäre da nicht Ihr Anruf bei Sir Ernest am Sonnabend gewesen.“
    Mrs. Case starrte Clifton aus weit aufgerissenen Augen an. Endlich sagte sie ganz leise: „Sir Ernest wird doch nicht glauben, daß mein Albert ein Dieb ist?“
    „Aber nein“, Clifton winkte ab, „es geht hier zunächst einmal darum, festzustellen, ob es irgendwelche Zusammenhänge gibt zwischen dem Verschwinden Ihres Mannes und dem Diebstahl.“
    Mrs. Case schluckte. Die Angst in ihren Augen war übergroß. „Glauben Sie, daß ihm etwas zugestoßen ist?“ flüsterte sie heiser.
    Perry Clifton zwang sich zu einem unbefangenen Tonfall. „Aber nicht doch, Missis Case. Unsere Überlegungen gehen in eine ganz andere Richtung. So könnte es doch zum Beispiel sein, daß Ihr Mann irgendwie Wind von der Sache bekommen hat und nun Nachforschungen auf eigene Rechnung anstellt. Halten Sie so was für möglich?“
    Jenny Case sah Clifton lange an, so, als wolle sie erforschen, ob er es gut oder schlecht mit ihrem Mann meinte. Schließlich erwiderte sie leise:
    „In Alberts Leben hatten nur drei Dinge Platz: Sein Zuhause, seine Briefmarkensammlung und sein Dienst im Hartford-Haus. Er ist ebensowenig ein Dieb, wie er auf eigene Faust hinter einem solchen herrennen würde, Mister...“
    „Clifton, Missis Case!“
    „Ja, Mister Clifton. Trotzdem habe ich keine Erklärung für sein Verhalten. Oder vielleicht sollte ich sagen: gerade darum!“ Sie schüttelte ein wenig den Kopf. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Verstohlen wischte sie sie weg. „Er kam jeden Tag ins Krankenhaus.“
    „Ich möchte Ihnen und Ihrem Mann gern helfen, Missis Case!“ versicherte Perry Clifton. Und behutsam fügte er hinzu: „Und Sie könnten mir diese Aufgabe sicher erleichtern.“
    „Wie sollte ich das? Ich weiß nichts... gar nichts!“
    „Fällt Ihnen keine Adresse ein, wo sich Ihr Mann...“ Clifton stutzte. Ein mehr als skurriler Gedanke durchfuhr ihn. „Oder vielleicht sitzt Ihr Mann gar zu Hause, und wir machen uns umsonst Sorgen?“
    Mrs. Case schüttelte traurig den Kopf. „Die Schwester ist so freundlich und probiert es immer wieder mit dem Telefon. Aber er hat sich bisher nie gemeldet...“ Sie senkte die Stimme. „Ich würde ja gern telefonieren, aber das ist hier so umständlich, wenn man keinen besonderen Namen hat. Das Zimmer hat nur einen Telefon-Steckkontakt, und der Apparat muß jedesmal hereingetragen werden...“
    „Sir Ernest sagte mir, daß Ihnen Ihr Mann einen Blumenstrauß mit einem Gruß geschickt habe...“
    Jenny Case nickte müde. „Die Rosen dort... Die Karte liegt in der Schublade.“
    „Danke!“ sagte Perry Clifton und zog den schmalen metallenen Kasten heraus,
    „Für Missis J. Case, Zimmer 228“ stand in strengen steilen Buchstaben auf dem blaßblauen Umschlag. Er drehte ihn um und las: „Blumen-Center Carriges, Aldinghouse Street 136.“
    „Sie können ruhig hineinschauen!“ forderte Mrs. Case den Detektiv auf.
    Wieder sagte Perry „Danke!“ und kam der Aufforderung nach. Die gleichen steilen Buchstaben, die gleiche Handschrift: „Bis bald!“
    Perry Clifton hielt der Patientin die Rückseite des Briefumschlages hin. „In der Aldinghouse Street befindet sich das Blumengeschäft. Haben Sie in dieser Gegend Bekannte oder Verwandte?“
    „Verwandte haben wir in London nicht. Unsere einzige Verwandte, die Schwester meines Mannes, lebt in Dorchester. Wo ist diese Aldinghouse Street?“
    „Keine Ahnung, Missis Case. Aber wir werden es bald wissen.“ Perry Clifton erhob sich. „Ich bin sofort wieder zurück!“ rief er und schoß zur Tür hinaus, verfolgt von den verständnislosen Blicken der Frau. Genau zehn Minuten später trat er wieder ein. Er lächelte Mrs. Case freundlich und aufmunternd zu.
    „Jetzt sind wir klüger. Die Aldinghouse Street befindet sich in der Nähe des Flughafens

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