Der silberne Buddha
Untergeschoß allerdings nur einen raschen Blick auf Fenster und Türen, da diese ja von außen nicht zu öffnen sind. Und bisher ist auch noch nie etwas vorgekommen. In all den vielen Jahren.“
Hier hakte Perry Clifton ein: „Sie bestätigen also, daß die Diebe nicht von außen gekommen sind.“
„Ich bin fest davon überzeugt!“
„Was halten Sie von meiner Theorie, Mister Barnes: Ein Dieb ließ sich am Freitag in der Ausstellung einschließen, stahl in der Nacht den Buddha und verließ das Haus durch den Heizungskeller.“ Perry Clifton sagte absichtlich nichts davon, daß der oder die Diebe zweimal dagewesen sein mußten. Schließlich wußte er nicht, wie weit Sir Ernest den Hausmeister eingeweiht hatte. Doch Barnes enthob ihn weiterer Überlegungen. Er sagte:
„Ich glaube doch eher an die Version, die Sie Sir Ernest unterbreitet haben. Es handelte sich um mehrere Leute, und sie kamen zweimal. Oder sind Sie dieser Meinung nicht mehr?“
In diesem Augenblick klingelte es an Cliftons Tür.
„Bitte warten Sie einen Augenblick, Mister Barnes, es hat an meiner Tür geklingelt!“ Der Detektiv legte den Hörer neben den Apparat und ging zur Tür.
Dicki!
Noch bevor Dicki ein Wort sagen konnte, legte Clifton einen Finger über die Lippen, packte ihn am Arm, schloß die Tür und schubste ihn freundschaftlich zu einem Sessel hin. Und da Dicki Miller über eine rasche Auffassungsgabe verfügte, hatte er auch sofort verstanden. Er nickte und hockte sich mit angezogenen Beinen in das Polstermöbel.
„Okay, Mister Barnes, ich bin wieder da. Also ich bin nach wie vor der Meinung, daß es sich um mehrere Diebe handelt und daß sie das Hartford-Haus zweimal mit ihrer Anwesenheit beehrt haben.“
Ein breites „Ja“ auf der anderen Seite. Es klang nach Zögern, nach Überlegen. Dann: „Wissen Sie, Mister Clifton, da ist noch etwas... Ich habe mit Sir Ernest nicht darüber gesprochen, weil ich nicht wußte, ob es was mit dem Diebstahl zu tun hat. Ich bin auch jetzt noch nicht sicher. Auf der anderen Seite habe ich oft genug gelesen, daß jede Kleinigkeit wichtig sein kann.“
„Lassen Sie hören, Mister Barnes...“ Zuerst bedächtig, dann aber flüssig begann Godwin Barnes zu schildern, was ihn bewegte:
„Es war am Freitag, so gegen 21 Uhr, eher später. Da bin ich ins Untergeschoß gegangen, um mir eine Flasche Bier aus dem Keller zu holen. Ich habe da ein paar Kartons mit Original Pilsner Bier stehen, ja, und in einem Karton fehlten zwei Flaschen. Zuerst habe ich geglaubt, es sei ein Verpackungsfehler. Heute weiß ich, daß das nicht stimmt.“
„War dieser Kellerraum abgeschlossen?“ wollte Perry Clif-ton wissen.
„Ja. Und jetzt passen Sie auf. Heute mittag kam ganz entrüstet Miß Lillington von der Theaterschneiderei zu mir und schimpfte, weil sie unter dem Sofa vier leere Bierflaschen und auf dem Sofa einen Vogelatlas gefunden hatte. Der Vogelatlas gehört, wie wir inzwischen festgestellt haben, ins Bibliothekslager. Die Bierflaschen dagegen stammen alle aus meinem Keller. Das heißt, daß der Bierdieb in diesen ebenfalls zweimal eingedrungen ist.“
Genau das war Perry Clifton auch schon durch den Kopf gegangen. Doch das Bier interessierte ihn weniger. Was ihn hatte aufhorchen und sein Herz schneller schlagen lassen, war das Wort „Vogeladas“. Blitzschnell schlugen seine Gedanken von diesem Wort eine Brücke zu einem anderen Ereignis. Laut sagte er jetzt: „Der Eindringling hat scheinbar systematisch alle Kellerräume des Hauses untersucht. Dabei entdeckte er bei Ihnen das Pilsner Bier, im Bibliothekslager den Vogelatlas und in der Schneiderei das Sofa. Auf diesem wartete er dann zusammen mit Bier und Atlas auf die Stunde X!“
„Die Stunde X?“ Godwin Barnes schien nicht so schnell folgen zu können. Clifton klärte ihn über den Sinn der Formulierung auf:
„Entweder wartete er auf eine spätere Stunde, auf seine Komplicen oder auf beides. Mister Barnes, Sie haben mir sehr geholfen!“
„Wirklich? Es würde mich freuen, wenn Sie mit meiner Information etwas anfangen könnten.“
„Ich kann Ihnen verraten, daß sie genau zu der Spur paßt, die ich bereits entdeckt habe!“
„Also dann, Mister Clifton, viel Glück bei der Gangsterjagd.“
„Danke! Sir Ernest wird Sie sicher über den Fortgang der Dinge unterrichten. Gute Nacht, Mister Barnes!“
Perry Clifton nickte dem Hörer in seiner Hand zu und ließ ihn auf die Gabel zurückfallen. Als er dann Dickis aufgerissene Augen
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