Der silberne Buddha
— mit einem Vogelatlas beschäftigt... Na, so ganz ohne ist das doch alles gar nicht, hm?“
„Und was ist dann mit Mister Case?“
„Ja, was ist mit dem... Wenn ich Glück habe, erfahre ich morgen mehr.“
„Und was machen Sie, wenn Mister Case schon wieder abgereist ist? Vielleicht steckt er mit den Dieben unter einer Decke?!“
„Das glaube ich nicht, Dicki. Nach allem, was ich bisher über ihn gehört habe, ist das kaum möglich. Eher würde ich glauben, daß er sich vor irgend jemandem versteckt. Aber auch das ist nicht mehr als eine Vermutung, ebenso wie die, daß der alte Mann namens Penny etwas mit dem Diebstahl zu tun haben könnte.“
„Wüßten wir seinen Namen, könnten wir uns anschleichen!“ meinte Dicki nicht ganz ernst. Perry Clifton lächelte zurück. „Eventuell gelingt es uns, seinen Namen herauszufinden, alter Anschleicher.“
„Und wie?“
Der Detektiv klopfte auf die Telefonbücher neben dem Apparat. „Damit!“
Dicki blieb skeptisch. „Wenn wir seinen Namen nicht kennen, nützt uns das auch nichts.“
„Da bin ich anderer Meinung!“ erwiderte Clifton, und dann fragte er etwas Seltsames, jedenfalls schien es Dicki so: „Wann kommst du morgen aus der Schule?“
„Morgen? Morgen um ein Uhr!“
„Fein. Anschließend wirst du also essen, deine Schulaufgaben erledigen und dich an die Arbeit machen!“
„An die Arbeit? Was meinen Sie damit, Mister Clifton?“
„Ganz einfach: Du sollst dich auf die Suche nach Mister Penny machen!“ Dicki holte ganz tief Luft. Wäre Mister Clifton Ronnie Hastings gewesen, dann hätte Dicki jetzt gesagt: Geh mal zum Doktor und laß dich ausfitzen! Da Mister Clifton aber nicht Ronnie Hastings war, beschränkte er sich auf die beiden Worte: „Und wie??“ Daß er dabei mitleidig dreinschaute, versteht sich von selber.
„Du packst dir das Telefonbuch auf die Knie und rufst eine Tierhandlung nach der anderen an. Tierhandlungen, Zoogeschäfte und Läden mit Tierfutter und ähnlichem Kram!“
Bei Dicki dämmerte es. „Und was soll ich sagen?“
„Du sagst: Hallo, hier spricht Dicki Miller. War zufällig Onkel Penny heute schon da?“
„Und wenn er gar nicht in London wohnt?“
„In diesem Fall hätten wir Pech gehabt, Dicki. Wohnt er jedoch in der Stadt, muß man ihn in irgendeiner Tierhandlung kennen. Schließlich wissen wir, daß er über zwanzig Vögel besitzt. Und für die muß er ja Futter kaufen.“
Dicki hatte Bedenken. „Und wenn sie mich fragen, welchen Onkel Penny ich meine? Wenn sie mich nach seinem ganzen Namen fragen?“
„Dann sagst du ganz einfach, daß er nicht dein richtiger Onkel ist, daß du ihn eben nur unter dem Namen ,Onkel Penny’ kennst. Okay?“
Dicki machte leise: „Hm...“ Er schien sich von dieser Aktion nicht viel Erfolg zu erhoffen.
„Ich weiß, daß das keine leichte Aufgabe ist“, gab Perry Clifton zu. „Aber du weißt ja selbst, daß das Puzzeln zum Kriminalisten gehört wie der Geruch zum Käse!“
Dicki grinste von einem Ohr zum anderen. Dieser Ausspruch stammte von seinem Großvater, und es freute ihn, daß Perry ihn nicht vergessen hatte.
„Okay!“ stimmte er zu. „Ich werde telefonieren, bis die Drähte rauchen!“ Und nach einer kleinen Atempause mit verstohlenem Schielen: „Dabei habe ich mir eben überlegt, ob ich morgen nicht schulfrei nehmen und mit nach Dorchester fahren sollte.“
„Ach...“ tat Perry Clifton überrascht.
„Ja, ich dachte, daß Sie auf einer so langen Fahrt gern Begleitung hätten.“
Perry Clifton schabte sich nachdenklich über sein Kinn. „Da bringst du mich direkt auf eine Idee.“
„Ja??“ In Dickis Augen blitzte es hoffnungsvoll auf.
„Ich werde Julie fragen, ob sie mich nach Dorchester begleitet.“
Dicki schnitt eine furchterregende Grimasse und seufzte: „Aber sagen Sie ihr auch, daß das meine Idee war!“
„Einverstanden!“
„Und auch, daß dem Ronnie Hastings, als ich ihm den kleinen Drachen vorgeführt habe, vor Neid ein Äderchen geplatzt ist.“
Nun lachten sie beide.
Als Dicki eine halbe Stunde später wieder die Wohnung wechselte, hatten sie alles besprochen, was es für den kommenden Tag zu besprechen gab. Erst als er sehr viel später im Bett lag, fiel ihm ein, was er Perry Clifton hatte fragen wollen. Nämlich: Wieviel Prozent die Hälfte von einer Hälfte ist...
Dienstag, 13. Juni.
Um 8 Uhr befanden sich Julie Young und Perry Clifton noch knapp sechs Meilen von Salisbury entfernt. Julie kurbelte voller Ingrimm
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