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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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am Autoradio herum, während Perry ungeduldig auf das Lenkrad trommelte. Seit zehn Minuten schon schlichen sie hinter einem Riesentransporter her, der Langholz geladen hatte. Die A 30 war in Richtung London so stark befahren, daß sich bisher keine Gelegenheit zum Überholen ergeben hatte.
    „Dieser Lastwagen bringt meinen ganzen Zeitplan in Unordnung!“ schimpfte Clifton.
    „Fünf Minuten früher oder später, was macht das schon“, meinte Julie. Und spitz: „Erinnere mich zu Weihnachten daran, daß ich dir ein neues Autoradio schenke. Aus diesem Jammerkasten bringt man ja keinen Ton heraus.“
    Perry Clifton grinste hinterhältig. „Das ist ein Radio für Linkshänder, Julie. Versuch’s doch mal mit links!“
    „He, Mister Clifton, willst du mich auf den Arm nehmen?“ Julie drehte weiter. Als Clifton nicht antwortete, sah sie auf und wiederholte mit gespielter Entrüstung: „Ich habe dich gefragt, ob du mich foppen willst!“
    „Eigentlich hatte ich diese Absicht nicht. Ich wollte dir lediglich schonend beibringen, daß deine gewünschte Musik auf dem UKW-Programm kommt.“
    Julie sah zuerst auf die erleuchtete Skala, dann auf Perry. „Wieso, ist sie das nicht?“
    „Nein, mein Schatz, das ist die Langwelle. Da gibt’s um diese Zeit höchstens Mister Gluck zu hören.“
    „Wenn du nicht ein so altmodisches Radio hättest, würde man auch nicht auf die falsche Welle geraten. Das ist wie...“ Julie verstummte, denn in diesem Augenblick riß Perry Clifton das Steuer herum und schob sich mit zunehmender Geschwindigkeit an dem Holztransporter vorbei.
    „Auf diese Art sind schon viele umgekommen!“ flüsterte Julie erschrocken, während ihre Blicke an dem entgegenkommenden Lieferwagen hingen, dessen Fahrer auf seiner Lichthupe spielte. „Stimmt!“ gab Clifton zu, nachdem er sich rechtzeitig wieder auf der linken Fahrspur eingereiht hatte.
    „Die haben entweder die Geschwindigkeit des herankommenden Fahrzeugs unter- oder ihre eigene Kraftreserve überschätzt. Dort vom, das ist Salisbury!“
    Julie Young schaltete das Radio aus, setzte ihre Sonnenbrille auf und lehnte sich zurück.
    „Hab’ ich dir schon gesagt, daß ich noch nie in Salisbury war?“ fragte sie.
    „Nein, hast du nicht. Du hast mich nur wissen lassen, daß du noch nie in Dorchester warst!“
    „Was weißt du von Salisbury?“
    „Zu wenig, um dir einen Vortrag über die Stadt zu halten.“
    „Versuch es!“ forderte Julie Clifton auf und stieß ihm sanft ihren rechten Ellenbogen in die Seite.
    „Ich bin drei- oder viermal durchgefahren, ohne auszusteigen. Ich könnte dir nicht einmal mit der Einwohnerzahl dienen. Halt, eines weiß ich: In und um Salisbury gibt es vier Flüsse!“
    „Und das ist alles, was du weißt?“
    „Leider. Das heißt, es gibt auch eine Kathedrale. Man kann sie sogar schon sehen!“
    Julie Young äffte ihn nach: „Es gibt auch eine Kathedrale! Wie das klingt. Ebenso könntest du sagen, es gibt auch einen Bürgermeister, eine Polizei, eine Feuerwehr oder ein Stadtmuseum!“
    „He, Julie, was ist los? Warum so aggressiv?“
    „Ich bin enttäuscht über deine Bildungslücke.“ Sie stampfte mit dem rechten Fuß auf den Autoboden. „Jawohl, Perry, ich bin enttäuscht. Stimmt, ich war noch nie in Salisbury, das hindert mich jedoch nicht, dich über die Kathedrale aufzuklären.“
    „Bitte, schieß los!“
    „Und eines will ich dir jetzt schon sagen, Detektiv. Auf dem Rückweg besichtigen wir sie. Du und ich!“ Ihre Worte ließen keinen Widerspruch zu. So jedenfalls hörten sie sich an. Sie machte eine großartige Handbewegung.
    „Du hast natürlich keine Ahnung, wer sie entworfen hat!“
    „Keine Ahnung!“ gab Perry zerknirscht zu.
    „Es war der Architekt Elias de Derham!“
    „Aha, und wann?“
    „Mitte des 13. Jahrhunderts. Man sagt ihr nach, daß sie frühenglische Gotik in Vollendung sei.“ Sie hatte plötzlich einen Fremdenführertonfall an sich: „Die Kathedrale von Salisbury gehört zu den schönsten Englands. Manche behaupten sogar, sie sei die schönste.“
    „Vielleicht haben sie recht.“
    „Wer?“
    „Die, die das meinen.“
    Julie warf Perry einen mißtrauischen Blick zu. Dann fragte sie: „Weißt du, wie hoch Englands höchster Kirchturm ist?“
    Perry Clifton deutete mit dem Kinn zur Seite, wo sie gerade ein ziemlich angerosteter Sportwagen mit viel Auspuff-Phon überholte.
    „Nun sieh dir diese Asphaltblase an...“
    „Perry!“
    „Dieser motorisierte Hosenboden spielt

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