Der silberne Buddha
hinausstrecken!“ (Bluff!!) Perry Clifton machte mit finsterer Miene einen entschlossenen Schritt auf das Fenster zu, was Penny Nichols veranlaßte, erschrocken aufzuspringen.
„Warten Sie, Mister!“ rief er mit ausgestreckten Händen. Und leise: „Warten Sie... Was wollen Sie wissen?“
„Sie haben den Buddha doch im Auftrag gestohlen?!“
Penny nickte, und sein Blick fiel auf die Parkplatz-Uniform. Sicher würde er nun Schwierigkeiten kriegen, vielleicht gar den Wächterposten verlieren. Bill Vesby war nicht gerade ein Menschenfreund. Alles, was er tat, tat er in erster Linie für sich selbst.
Und wenn er Penny mitunter seine Sonntagsschicht überließ, dann nur deshalb, weil er an anderer Stelle etwas Besserbezahltes machte.
„Sagen Sie, Mister...“
„Clifton!!“
„Sagen Sie, Mister Clifton, war das vorhin ehrlich gemeint mit dem Hierlassen?“
„Wenn Sie mir helfen, ja!“ gab Clifton entschlossen zurück. „Wer war Ihr Auftraggeber?“
„Ich weiß nur, daß es ein Koreaner war. Gordon hat ihn...“ Penny Nichols biß sich auf die Lippen. Es wetterleuchtete in seinem Gesicht, verdammt, er wurde alt. Es war schon der zweite Fehler, der ihm innerhalb kürzester Zeit unterlief. Für wenige Sekunden schloß er die Augen. Und er versprach sich in diesem Halbdunkel, sollte er je heil aus dieser Sache herauskommen, nie wieder bei illegalen Unternehmungen mitzutun.
Unerbittlich war Cliftons Stimme: „Gordon war der Boß, stimmts? Wie ist sein voller Name?“
Penny sah Clifton an. „Sie wissen, was Sie da von mir verlangen.“
„Vergessen Sie nicht, daß wir eine Abmachung haben, Mister Nichols,“
Der alte Mann lehnte sich zurück und überlegte. Eines war für ihn unumstößlich sicher: Weder Mac Withney noch Gordon Drake würden im umgedrehten Fall seinen Namen preisgeben. Auf der anderen Seite war ihm nicht entfallen, was ihm Gordon erwidert hatte, als er ihn nach seinem neuen Namen fragte. Als ob ihm die Kunst des Hellsehens gegeben sei. Penny hörte noch deutlich seine Worte: „Was man nicht weiß, kann man auch nicht weitersagen, Penny.“ Wenn Gordon Drake nicht mehr als Gordon Drake existierte, konnte er den Namen doch nennen, ohne ihm zu schaden.
„Gordon Drake“, sagte er.
„Und was war mit dem Koreaner?“
„Gordon hat ihn auf einem Schiff getroffen, das in den Docks lag. Wie es heißt und ob es noch dort liegt, weiß ich nicht. Der Name war was Chinesisches.“
„Und wie war der Name des Koreaners? Oder haben Sie den auch vergessen?“
„Er hieß Cheng!“
„Sie selbst haben diesen Cheng nie gesehen?“
Penny Nichols schüttelte den Kopf. „Den hat nur Gordon gesehen. Ich weiß nur noch, daß er diesen Cheng nicht sonderlich sympathisch fand. Vielleicht auch deshalb, weil er uns bespitzeln ließ.“
Perry Clifton stutzte. „Dieser Auftraggeber ließ Sie bespitzeln?“
„Ja, von einem kleinen Chinesen. Der war ständig hinter Gordon her. Wir haben ihn eines nachts gestellt, und da hat er zugegeben, daß sein Boß Cheng war. Angeblich hatte er den Auftrag, Gordon zu beschützen. Aber das war eine faule Ausrede. Der Chinese hieß Tschiang Fu.“
„Wo finde ich diesen Gordon Drake?“
„Ich kenne seinen Aufenthaltsort nicht, Mister Clifton.“
Als Penny Cliftons mißtrauischen Blick sah, hob er die rechte Hand und streckte drei Finger in die Luft. „Ich schwöre es, es ist die Wahrheit. Wenn Gordon Drake etwas von mir will, kommt er hierher. Wo er wohnt, ob in London oder außerhalb — ich weiß es nicht.“
Perry Clifton erkannte, daß Penny Nichols die Wahrheit sprach.
„Wo ist die Übergabe des Buddhas erfolgt, Mister Nichols?“ fragte er, hoffend, daß die Gesprächigkeit des alten Mannes anhielt, doch er mußte erkennen, daß man Nichols, was die wichtigsten Details betraf, nicht eingeweiht hatte,
„Sie überschätzen meine Wichtigkeit, Mister Clifton“, sagte Penny matt. „Mir sagt man höchstens, wieviel es gibt, wenn ich dies und jenes tue.“ Zu erwähnen, daß er die zweite Rate seines Anteils noch nicht erhalten hatte und infolgedessen Gordon Drake irgendwann in den nächsten Tagen bei ihm auftauchen mußte, hielt er für unnötig.
„Und was können Sie mir über das Präparieren des silbernen Buddhas sagen?“
„Nichts. Gordon hat nur gesagt, daß er das vorhat. Wer es gemacht hat und wo, weiß ich nicht.“
Perry Clifton betonte bei der neuen Frage jedes Wort, und es war ihm anzusehen, daß er der Antwort viel Gewicht
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