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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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wußte er mit schrecklicher Deutlichkeit. „Ich bin schuld, daß sie auf unsere Spuren gestoßen sind. Hätte ich den Vogel nicht genommen, wäre niemand auf die Idee gekommen, ich könnte etwas mit dem Diebstahl des Buddhas zu tun haben.“ Eine niederschmetternde Feststellung. Er fühlte schrecklichen Zorn auf sich, und er sah plötzlich die Gesichter von Gordon Drake und Mac Withney vor sich. Wie sie ihn vorwurfsvoll anblickten. Ob Drake seinen Anteil, den er noch zu kriegen hatte, aufbewahrte, bis er aus dem Gefängnis kam? Der Gedanke an das Gefängnis ließ seine Blicke, die sich schon in einer ungewissen Zukunft verloren hatten, in die Gegenwart zurückkehren. Seine Vögel... „Mein Gott, was soll aus meinen Vögeln werden?“
    Perry Cliftons Blicke ruhten mit auffälliger Strenge auf dem alten Mann mit dem Faltengesicht. Er gab sich Mühe, sein Mitleid in Schranken zu halten. Wenn er auch überzeugt davon war, daß dieser Mann niemals der Kopf der Diebesbande war, so hatte aber auch er seinen Anteil an dem Coup. Auf der anderen Seite jedoch war der Detektiv bereit, Entgegenkommen zu zeigen, wenn ihm Nichols bei der Aufklärung und Wiederbeschaffung des goldenen Buddhas half.
    Er sah, mit welcher Besorgnis dieser seine Vögel betrachtete, und er las von seinem Gesicht ab, was er dabei dachte.
    „Ihre Vögel bedeuten Ihnen doch viel, Mister Nichols, oder irre ich da?“
    Wie in Zeitlupe wandte sich ihm das Gesicht des alten Mannes zu. Ein schwerfälliges Nicken. „Meine Vögel bedeuten mir alles. Alles, Mister! Ich lebe nur für sie. Es gibt nichts Schöneres für mich auf der Welt.“ Und leise fügte er hinzu: „Für sie gehe ich sogar stehlen und...“
    „...und ins Gefängnis!“ vollendete Perry Clifton den Satz. Er erhob sich und schritt langsam die Front der Käfige ab. Vor jedem blieb er kurz stehen. Das Singen und Zwitschern verstummte und wurde abgelöst von aufgeregtem Flattern und Piepen.
    Als er vor dem Käfig mit der chinesischen Turteltaube stand, wandte er sich wieder Penny Nichols zu. Ernst und eindringlich fragte er: „Was wird aus Ihren wunderschönen Exoten? Was wird aus den unschuldigen Tieren, wenn Sie — abwesend sind? Wer füttert Ihre Safranfinken und Chinanachtigallen? Wer gibt ihnen zu trinken? Wer spricht mit ihnen?“
    Penny Nichols, eben noch gequält dreinschauend, sah mißtrauisch zu Perry Clifton auf.
    „Seit wann sorgt sich die Polizei um solche Dinge?“ fragte er gleichermaßen dumpf wie ironisch.
    „Ich bin kein Polizist, Mister Nichols!“ korrigierte Clifton. Noch bevor der fassungslose Penny Nichols diese Neuigkeit verdaut hatte, fügte er hinzu: „Ich bin Detektiv!“
    „Kein Polizist??“ stieß der alte Mann mühsam hervor. In seinem Kopf schienen sich wieder einmal die Gedanken zu überschlagen — und einer davon war Hoffnung.
    „Ich bin Detektiv und arbeite zur Zeit für Sir Ernest Caven. Er ist der Direktor des Hartford-Hauses.“
    „Er ist ein privater Schnüffler“, durchfuhr es den alten Mann. „Vielleicht einer von denen, die schlimmer sind als drei Polypen zusammen.“
    Penny Nichols hatte es längst aufgegeben, die Hände zu ballen. Langsam strich er sich über die Stirn, und mit einem unendlich müden Blick fragte er: „Was wollen Sie von mir, Mister?“
    „Helfen Sie mir, den goldenen Buddha wieder herbeizuschaffen, und ich helfe Ihnen hierzubleiben!“ Perry Clifton wußte, daß er sich damit nach den Buchstaben des Gesetzes strafbar machte — schließlich handelte es sich dabei um Mithilfe bei der Verschleierung eines Verbrechens —, doch in diesem Fall glaubte er so handeln zu dürfen.
    Penny Nichols zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo der Buddha hingekommen ist, Mister.“ Und dann stellte er eine Frage, die Perry verblüffte und gleichzeitig die Röte der Scham in die Wangen trieb.
    „Sind Sie ein Kopfgeldjäger, Mister?“
    „Wie kommen Sie auf eine solche absurde Idee?“
    „Sie sind kein Polizist und sind doch hinter mir her. Gibt’s eine Belohnung?“
    „Erstens, Mister Nichols, habe ich Ihnen bereits erklärt, daß ich ein Detektiv bin, zweitens, daß ich für Sir Ernest Caven arbeite, und drittens bin ich zufällig der Besitzer des silbernen Buddhas, den Sie und Ihre Freunde mit einer Goldschicht überziehen ließen. Wenn Sie die Polizei als Gesprächspartner vorziehen, so sagen Sie es! Diesen Wunsch kann ich Ihnen auf der Stelle erfüllen. Ich brauche nur meine Hand zum Fenster

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