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Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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würdest den Passenden für diese Aufgabe finden. Wenn du ihn das nächste Mal sprichst, bitte ihn doch nachzuforschen, ob Flatstone sich irgendwann in der Forschung an biologischen Kampfstoffen engagiert hat.«
    »Mach ich. An technischen Voraussetzungen dazu dürfte es Flatstone nicht fehlen, so viel kann ich dir jetzt schon sagen. Du fragst wegen der Krankheit, die das Silberne Volk hingerafft hat?«
    »Ja. Wenn das Massensterben nachweislich von einem genetisch veränderten Erreger ausgelöst wurde, der aus einem von Flatstones Labors stammt, dann dürfte es für ihn ziemlich eng werden.«
    »Aber es wäre noch kein hundertprozentiger Schuldbeweis. Sei vorsichtig, Jerry! Flatstone ist mächtig. Er könnte dich wegen übler Nachrede oder Rufschädigung verklagen.«
    »Wenn seine Firma die Bakterien zusammengebastelt hat, muss sich die Staatsanwaltschaft einschalten, andernfalls gehe ich mit der Sache an die Öffentlichkeit, und es gibt einen handfesten Skandal. Hat sich Doktor Sibelius schon bei dir gemeldet?«
    »Wegen der Blutprobe? Nein. Er wollte dich doch ohnehin auf deinem Handy anrufen.«
    »Schade. Ich verspreche mir so viel davon. Aber eigentlich wollte ich dich etwas ganz anderes fragen. Klingelt’s bei dir, wenn du das Kürzel G-2 hörst?«
    Carl dachte nicht lange nach. »Und ob! Eddy könnte dir bestimmt einen stundenlangen Vortrag darüber halten. Soweit ich mich erinnere, hat General Pershing den G-2 ins Leben gerufen, als die USA in den großen Krieg hineingezogen wurden – muss demnach 1917 gewesen sein.«
    »Wir sprechen also über eine militärische Einrichtung?«
    »Sagt dir das Akronym MID etwas?«
    »Ein Geheimdienst, oder?«
    Carl nickte. »Die Buchstaben stehen für Military Intelligence Division. MID und G-2 sind ein und derselbe Verein. Er existierte, lange bevor Präsident Roosevelt unter dem Eindruck der Nazi-Bedrohung die Koordinierung der verschiedenen geheimdienstlichen Tätigkeiten anordnete. Ursprünglich war G-2 vom Kriegsministerium zum Zwecke der taktischen Aufklärung gegründet worden, aber meines Wissens wurde die nachrichtendienstliche Tätigkeit der Abteilung bald auch auf Politik und Wirtschaft ausgedehnt.«
    »Interessant!«
    »Worauf genau zielt deine Frage?«
    »Ich bin in Hanussens Nachlass auf eine kleine Notiz gestoßen. Scheinbar hat G-2 ihm eine Zusammenarbeit angeboten. Unter Umständen waren sie es sogar, die ihm die Flucht aus Deutschland ermöglichen wollten.«
    Carls Gesicht verfinsterte sich. »Mir graut bei dem, was aus diesem Pakt hätte werden können.«
    »Wieso?«
    Er wich ihrem fragenden Blick aus, indem er einen Schluck Kaffee nahm.
    Yeremi ließ ihre Unterlippe hörbar aus dem Mund schnalzen und sagte: »Wenn man den Gedanken weiterspinnt, erscheint es nicht verwunderlich, wenn die Nazis ihn liquidiert haben. Vorausgesetzt, sie sind ihm auf die Schliche gekommen.«
    »Das braune Pack! Wie viel weißt du über seine Mörder?«
    »Nur das, was ich während der Vorbereitung auf die Expedition über Hanussen gelesen habe. Allerdings spricht mein ominöser Urgroßvater einige Verdächtigungen aus. Da gab es einen Juhn, der ihn als Juden denunzierte, und außerdem einen Nazi namens Baecker, den er in der Redaktion seiner Hanussen-Zeitung beschäftigte. Wer deinen Vater letztlich mit Kugeln durchlöcherte, kann ich natürlich nicht sagen.«
    »Dann belassen wir es dabei. Ich rede nicht gerne über dieses Kapitel unserer Familiengeschichte. Es ist abgeschlossen, und dabei sollten wir es belassen.«
    Irgendetwas an Carls Ton vermittelte Yeremi den Eindruck, er habe diesen dunklen Abschnitt der Vergangenheit noch längst nicht bewältigt. Aber sie spürte auch, dass jedes weitere Nachbohren im Augenblick zwecklos sein würde.
    »Ich wollte dich noch etwas anderes fragen. Sagt dir der Name Denis Sefton Delmer irgendetwas?«
    »Britischer Korrespondent. War bis zu Hitlers Machtergreifung in Berlin akkreditiert. Ich glaube, der Name steht ebenfalls in Vaters Akten.«
    Yeremi nickte. »Aber auch nicht viel mehr. Wie du sagst, war Delmer offenbar britischer Staatsbürger. Nun hast du G-2 aber als Abteilung der US-Army identifiziert. Wie passt das zusammen?«
    »Dafür gäbe es viele Erklärungen. Ich schlage vor, wir rufen Eddy an. Der kann uns bestimmt weiterhelfen.«
    Eine halbe Stunde später wusste Yeremi mehr. Ed Edmundson war in Carls Alter und geistig ebenso beweglich wie er. Bereits nach einer Viertelstunde rief der Navy-Veteran über Carls Geheimanschluss

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