Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
wollte den Tempel verlassen.«
    »Dann hat sie anschließend wohl jemand eingeschüchtert.«
    »Ich könnte mit ihr sprechen«, schlug der Silbermann vor.
    Alle Blicke wanderten zu ihm. Yeremi schüttelte den Kopf. »Ich bin überzeugt, wenn du bei ihr aufkreuzt, wäre ihr Misstrauen innerhalb einer Minute verschwunden, aber wir haben keine Zeit mehr, durchs Land zu reisen und Leute zu befragen.«
    »Also das dürfte kein Problem sein«, sagte Ed. »Die alte Dame lebt in Gilroy, vielleicht zehn Meilen südlich von Morgan Hill.«
    »Dann sollten wir sie besuchen«, entschied Yeremi. »Vielleicht können wir mit ihrer Hilfe einige Lücken in unserem Dossier füllen und Flatstone samt Konsorten dadurch festnageln.«
    Carl, der mit nachdenklicher Miene zugehört hatte, meldete sich zu Wort. »Wenn das geklärt ist, dann solltest du zunächst deinen Lagebericht abschließen, Jerry. Was habt ihr in den letzten Tagen noch erlebt oder erfahren, das wir wissen sollten?«
    Yeremi fuhr da fort, wo Ed sie unterbrochen hatte. Carls Gesicht wurde immer ernster. Zuletzt wechselte er einen langen Blick mit Ed, bevor er seine Gedanken aussprach.
    »Meinetwegen besucht noch diese Quingley in Gilroy. Aber dann solltet ihr schleunigst das Land verlassen.«
    Yeremi nickte. »Genau das habe ich vor. Könnte ich mir deinen Firmenjet ausleihen?«
    Carl schmunzelte. »Ich würde ihn dir schenken, wenn das dein Problem lösen könnte.« Wieder sah er zu Ed hinüber, der mit dem Kopf schüttelte.
    »Nach allem, was wir wissen, kann Flatstone zwar nicht nach Belieben den ganzen CIA für sich einsetzen, aber zumindest verfügt er dort über erhebliche Ressourcen. Wir müssen einfach davon ausgehen, dass er die beiden Flugzeuge von Bellman Enterprises überwacht.«
    Carl nickte. »Wenn ihr sowieso nach Gilroy fahrt, dann weiß ich da jemanden für euch. Er veranstaltet Rundflüge für Touristen. Sein Stützpunkt ist ein kleiner Flugplatz außerhalb der Stadt. Ich werde ihn darum bitten, euch nach El Paso zu bringen. Von Texas aus fliegt ihr dann mit einem Charterunternehmen weiter, das dem Sohn eines ehemaligen Studienfreundes von mir gehört. Wenn ihr wollt, bringen die euch sogar nach Feuerland.«
    Yeremi verlor sich einige Herzschläge lang in den leuchtend blauen Augen des Silbermannes. Dann riss sie sich von ihm los und antwortete: »Ich möchte mit Saraf nach Nord-Peru gehen. Von dort aus überqueren wir die Anden und suchen uns einen stillen Platz im Quellgebiet des Amazonas.«
    »Heißt das…?« Fredrika wagte den Gedanken nicht auszusprechen.
    Yeremi nickte entschlossen. »Ich werde Saraf begleiten. Meine wissenschaftliche Karriere ist sowieso beendet – dafür wird Flatstone schon sorgen.«
    »Solltest du nicht zuerst mich fragen, bevor du so eine Entscheidung triffst?«, fragte Saraf. Der Ausdruck in seinem ernsten Gesicht war schwer zu deuten.
    Sie sah ihn lange an, bevor sie mit bitterem Ton antwortete: »Wenn du mich nicht willst, dann trennen wir uns eben im Dschungel. Aber wenigstens das musst du mir zugestehen: Ich will dich in Sicherheit wissen, in einer Welt, die du kennst. Wenn ich auch versagt habe, dann lass mich dich wenigstens dorthin bringen.«
    Saraf nahm ihre Hand. »Du hast nicht versagt, Jerry. Nur durch dich wissen wir heute, wer für den Tod meines Volkes verantwortlich ist.«
    »Aber ihm sollte Gerechtigkeit widerfahren. Und daran bin ich gescheitert…« Sie schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Du hast mir dein Dossier zur Aufbewahrung anvertraut«, sagte Carl mit sanfter Stimme. »Darin sind genug Beweise enthalten, um eine Untersuchungskommission ins Leben zu rufen, die sich mit Flatstone und seinen Machenschaften beschäftigen wird. Er kommt nicht ungeschoren davon, das verspreche ich dir.«
    Sie blickte unglücklich in das Gesicht des alten Mannes. »Wenn ich wenigstens eine Ahnung hätte, warum Flatstone das alles getan hat. Weshalb will er den Silbernen Sinn beherrschen? Welches Ziel rechtfertigt den Tod so vieler Menschen?« Müde ließ sie den Kopf sinken.
    »Ich fürchte, Jerry, nur die Engel werden dir darauf eine Antwort geben können. Vielleicht bekommen wir ja von Flatstone ein Geständnis, wenn wir ihn erst in die Mangel…«
    »Was hast du eben gesagt?«, unterbrach Yeremi ihren Großvater. Sie wirkte plötzlich wieder hellwach.
    Carls buschige Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. »Ich habe nur wiederholt, was meine Mutter nie müde wurde zu betonen: Nur die Engel…«
    »Die Putten!«,

Weitere Kostenlose Bücher