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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Jada’Maar bloß anders. Es ist immer der gleiche Tag, den wir hier erleben – und doch auch wieder nicht.« Er lächelte traurig. »Es ist schwierig zu erklären. Warte, bis die Flut einsetzt, denn mit dem Spiel der Gezeiten erblüht hier alles zu neuem Leben.«
    Fi stand einfach nur da und versuchte sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Es war zum Verzweifeln. Sie kam sich dumm und töricht vor. Das war die Stadt ihrer Vorfahren. Doch sosehr sie sich auch bemühte, die Lieder ihres Volkes heraufzubeschwören, erhaschte sie nicht mehr als ein paar unzusammenhängende Erinnerungsfetzen.
    »Überrascht?« Koggs, der sich bis jetzt zurückgehalten hatte, klappte den Kompass zu und lachte aufmunternd. »Also ich finde, Jada’Maar macht nach all der Zeit immer noch einen ganz ordentlichen Eindruck.« Er marschierte auf seinem Holzbein wieder hinunter zum Hauptdeck und schickte zwei Männer zur Ankerwinde.
    Fi sah ihm niedergeschlagen hinterher und entdeckte, dass sich Berchtis’ Leuchtturm in Wahrheit auf der Spitze eines von Unkraut überwucherten Damms erhob, der die Einfahrt in die Hafenlagune der alten Elfenstadt flankierte. Der Nebel hatte sich inzwischen gänzlich aufgelöst, ebenso waren nirgendwo mehr Priele und Nehrungen zu sehen. Stattdessen erstreckte sich jenseits der Hafenzufahrt das strahlend blaue Nordmeer.
    Plötzlich war das Rauschen gewaltiger Flügel zu hören. Fi griff instinktiv zu dem Köcher an ihrem Gürtel. Doch der war leer. Im nächsten Augenblick sah sie, wie sich ein majestätisches Geschöpf über den hohen Baumkronen zum blauen Himmel aufschwang: ein gewaltiger Schwan!
    »Meine Güte, was ist das für ein Vogel?« Das wundersame Tier war fast so groß wie ein kleines Segelschiff und seine mächtigen Flügel waren ebenso wie der Rest des Leibes von strahlend weißem Gefieder überzogen. Sogar der Schnabel funkelte im Herbstlicht, als bestünde er aus purem Gold.
    »Das da oben muss eine Lyre sein«, murmelte Nikk ehrfürchtig. »Ich sehe ein solches Geschöpf selbst zum ersten Mal. Dabei hieß es schon vor vierzehn Jahren, dass sich drei von ihnen hier in Jada’Maar niedergelassen haben.«
    »Lyren?« Fi sah dem gewaltigen Schwan hinterher, bis er jenseits des Damms, auf dem der Leuchtturm stand, verschwunden war.
    »Sie entstammen Berchtis’ Reich«, antwortete Nikk. »Die Feenkönigin hat die wundersamen Vögel dazu auserkoren, über die Leuchtfeuer an der Küste zu wachen.«
    Fi atmete tief ein. Die Seltsamkeiten und Wunder nahmen kein Ende. Sie und Nikk betraten das Hauptdeck, wo die Lyre durch ihr Erscheinen ebenfalls einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Von dort aus sahen sie dabei zu, wie das Schiff in den Schatten eines gewaltigen Baums eintauchte und auf eine der borkigen Anlegestellen zuhielt. Libellen umschwirrten sie und wichen im Zickzack dem fallenden Laub aus. Wie niedrig das Wasser im Hafen tatsächlich stand, konnte Fi jetzt an dem Pegelstand aus Algen erkennen, die sich an der hölzernen Hafenumgrenzung festgesetzt hatten. Noch immer fragte sie sich, was Nikk wohl damit gemeint hatte, dass die Stadt mit der Flut aufblühen würde.
    Längst war ihre Ankunft bemerkt worden. Fremde Seeleute strömten auf dem Wurzelkai zusammen und winkten Koggs und seiner Mannschaft zu. Rasch waren die Taue des Schiffs um hohe Poller gewickelt und die Matrosen begrüßten sich überschwänglich.
    »Mast- und Schotbruch! Koggs Windjammer, du lausiger Seetroll! Hat dich noch immer kein Krake gefressen?« Eine koboldhafte Gestalt in blaugrauer Kapitänsjacke und Pumphose eilte auf das Schiff zu. Im Gesicht des Klabauters prangte eine ebenso rote Säufernase, wie sie Koggs sein Eigen nannte, nur dass die wirren Haare von einem Sturmhut mit breit aufgeschlagener Krempe gebändigt wurden.
    »Bilger Seestrand!«, kam es ebenso respektlos von Koggs zurück. »Und ich dachte, du und deine Mannschaft friesingscher Bohrwürmer seid damit beschäftigt, das zu tun, was ihr am besten könnt: Absaufen!«
    Die beiden Klabauterkapitäne lachten schallend. Koggs zückte eine Schnapsflasche und die beiden nahmen erst einmal einen kräftigen Schluck.
    »Das musst du gerade sagen, du alte Seepocke«, stichelte Bilger zurück. »Meine Jungs und ich waren als Erste hier, du hingegen bist fast der Letzte. Hast dich wohl wieder verfahren?«
    »Verfahren? Lächerlich!«
    »Na, dann bin ich auf deine Ausrede gespannt.« Bilger starrte gelangweilt auf seine Fingernägel. »Ich war natürlich

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