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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Fahrwassers durchgab.
    Knarrend passierte das Schiff den stolz in den Himmel ragenden Leuchtturm und wurde zunehmend langsamer. Der Klabauter grinste. »Gleich haben wir Jada’Maar erreicht.«
    Fi starrte auf die unendliche Weite aus Geestinseln und Moorflächen. »Bist du dir sicher?«
    »Oh ja«, antwortete Koggs voller Genugtuung. »Denn abgesehen vom Meervolk sind allein uns Klabautern die Wege in die geheimnisvolle Elfenstadt bekannt. Wir hüten das Geheimnis bereits seit eintausend Jahren, seit dem Ende der Schattenkriege.«
    »Wie kann das sein?«
    »Weil wir Klabauter es waren, die damals Sigur Drachenherz’ Heer aus Menschen und Elfen über das Nordmeer nach Albion geführt haben. Albion war damals fest in der Hand der Feuer speienden Echsen. Die haben alles abgefackelt, was der Küste auch nur auf zehn Meilen zu nahe kam. Aber wir haben sie ausgetrickst.« Koggs lachte hämisch. »Wären wir Klabauter nicht gewesen, hätte Sigur Drachenherz weder den Drachenkönig Pelagor von der Insel vertreiben noch sein berühmtes Königsgeschlecht gründen können. Auch ihr Elfen hättet euch niemals auf Albion niederlassen können.«
    Fi lagen weitere Fragen auf der Zunge, als vor ihnen ein jadegrüner Schein im Morgenlicht aufblitzte. Sie lehnte sich irritiert vor und sah, dass sich das seltsame Leuchten rasch ausbreitete, die Nebelschleier auf den Wassern erfasste und mit ihnen zusammen emporstieg. Unvermittelt türmten sich diese zu einer grünlich schimmernden Nebelbank auf, in der sich die Trugbilder großer Bäume abzeichneten. Was war das? Eine Luftspiegelung? Das Schiff durchstieß den Nebel – und Fi befand sich von einem Moment zum anderen in einer anderen Welt.
    »Beim Traumlicht!« Fi schnappte überrascht nach Luft. Dort, wo sich eben noch Moorflächen und Geestinseln erstreckten, erhob sich jetzt ein majestätischer Wald, dessen Baumkronen selbst die Mastspitzen des Seglers um ein Vielfaches überragten. Sein Blätterkleid war herbstlich verfärbt und schimmerte golden im Licht der Morgensonne. Fi sah verblüfft auf. Die Sonne stand jetzt mehrere Handbreit über dem westlichen Horizont. Aus dem frühen Morgen war schlagartig früher Abend geworden. Sprachlos betrachtete sie die Waldlandschaft und bewunderte die mächtigen Baumriesen. Ihre Wurzeln ähnelten gewaltigen Armen, die sich fest in den überfluteten Untergrund gegraben hatten. Sie formten ein Hafenbecken mit Anlegestellen und Stegen, das so natürlich wirkte wie eine von den Gezeiten erschaffene Lagune. Im Schatten ausladender Äste und Zweige lagen ein halbes Dutzend Schiffe vor Anker. Die Mannschaften schleppten Kisten zu Gebäuden, die sich mit ihren erhabenen Spitzbögen, sanft geschwungenen Treppenaufgängen und zu kunstvollen Gewinden verflochtenen Fenstergittern unaufdringlich in die Baumkulisse einfügten. Dicht am Wasser stand ein hoher Säulenbau, den Fi für eine einstige Werft hielt. Das war ohne Zweifel elfische Architektur. Ihre Aufregung wuchs, denn im fahlgrünen Dämmerlicht jenseits des Kais zeichneten sich weitere Gebäude ab, darunter Speicher, Wohnhäuser mit verspielten Balkonen und säulenumgrenzte Hallen. Überwucherte Plattformen in lichten Höhen, von denen Zweige herabhingen, erweckten den Eindruck verwilderter Gärten. Selbst Nikk lächelte beim Anblick Jada’Maars.
    Vom Meer kam ein leichter Wind auf, der rauschend durch das Geäst der Baumtitanen strich. Sogleich rieselten Wolken aus Laub auf Hafenanlagen und Lagune herab, die das jadegrüne Wasser mit gelben, orangefarbenen und roten Farbtupfern sprenkelten. Fi griff verzückt nach einem Blatt, das neben ihr durch die Luft trudelte, und schnupperte daran. Es roch nach Laub und Feuchtigkeit.
    »Wie mag es hier erst im Sommer sein?«, flüsterte sie völlig ergriffen.
    »In Wahrheit haben wir Sommer, Fi.« Nikk blickte wehmütig gen Westen, wo das Licht der Sonne weich zwischen den Ästen und Zweigen der Baumgrenze hindurchschimmerte.
    »Wir haben Sommer?« Die Elfe betrachtete irritiert das herbstlich verfärbte Blatt. »Aber wieso fallen dann hier die Blätter?«
    Nikk deutete auf die waldige Stadtkulisse. »Jada’Maar ist seit dem Auszug seiner letzten Bewohner in einem ewigen Herbst erstarrt. Die Zaubersänger deiner Vorfahren schirmten diesen Ort nicht einfach ab, um seine Geheimnisse vor Unkundigen zu schützen, sie bewahrten die Stadt auch vor ihrem Untergang. Die Zeit verrinnt hier nicht schneller oder langsamer als andernorts, sie verläuft in

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