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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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dich hier entdeckt, wird sie mit dir ebenso verfahren.«
    »Ich darf auf keinen Fall in Morgoyas Fänge geraten!« Die Worte sprudelten aus Fi heraus, ohne dass sie wusste, warum sie sich dessen so sicher war.
    »Gut«, antwortete die Möwe. »Ich selbst lebe übrigens an der Küste südlich des Nordmeers. Die Bewohner des Kontinents leben noch in Freiheit. Ich betone – noch. Dort habe ich einen Freund, der deinem Gedächtnis sicher wieder auf die Sprünge helfen kann.«
    »Und wer ist das?«
    »Er ist ein Magier. Aber auch das ist im Augenblick zweitrangig, denn um das Festland zu erreichen, brauchst du Koggs. Ohne ihn wirst du das Nordmeer nicht überqueren können.«
    Fi machte ein finsteres Gesicht. »Ich hasse die Nebelkönigin. Ihre Feinde sind meine Freunde. Hast du einen Plan?«
    »Na ja, wie man’s nimmt.« Kriwa drehte den Kopf auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit des Laderaums. »Koggs’ Schiff ist an der Küste eines felsigen Eilands im Süden Albions gestrandet. Die Brutstätte dieser Sirene. Er und seine Männer sind dem Ungeheuer willenlos bis zu einer Grotte gefolgt, als wären sie besoffen – was auf diesem Kahn öfter mal vorkommt. Nur, dass sie in diesem Fall unter dem Einfluss des Sirenengesangs standen.« Die Möwe krächzte aufgebracht. »Inzwischen müssten sich die Männer in einer Art Zauberschlaf befinden. Allerdings verfügt Koggs über einen Vorrat an magischen Elixieren. Damit könnte es gelingen, die Männer aus ihrer Trance zu reißen. Magie gegen Magie. Aber allein schaffe ich das nicht.«
    »Du sprichst von Zauberelixieren?«
    »Jahaaaa. Nur deshalb bin ich doch hier unten.« Kriwa schlug ungehalten mit den Flügeln, stieß sich von der Taurolle ab und flatterte in den hinteren Teil des Stauraums. Fi folgte der Möwe vorsichtig zu einem Versteck hinter drei aufeinandergestapelten Fässern.
    »Dummerweise kann ich die Kiste mit Koggs’ Vorräten nicht öffnen«, krächzte Kriwa. Fi entdeckte den Vogel auf dem Deckel einer Truhe, die über und über mit maritimen Motiven verziert war. Die Möwe pickte mit dem Schnabel gegen ein breites Vorhängeschloss. »Versuch du dein Glück. Ich sehe oben nach, ob die Luft rein ist. Nicht, dass uns die Sirene noch auf die Schliche kommt.« Mit diesen Worten sauste die Möwe an der festgezurrten Ladung vorbei und durch die Luke nach draußen.
    Fi rieb sich die Stirn. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie in diese Situation geraten war. Doch als sie an dem Vorhängeschloss rüttelte, fühlte sie zum ersten Mal, seit sie sich in dem Schiffsbauch wiedergefunden hatte, eine Art Zuversicht in sich aufsteigen. Es kam ihr fast so vor, als wäre es ihr vorherbestimmt, an diesem Ort zu sein.
    Selbst in dunkelster Nacht, selbst in tiefster Verzweiflung, vertraue auf das Unendliche Licht. Denn auch du bist Teil des Musters, aus dem die Schöpfung besteht.
    Fi hielt überrascht inne. Jemand, der ihr nahestand, hatte ihr diese Worte einst mit auf den Weg gegeben. Ihre Mutter? Doch sosehr sie sich auch anstrengte, vor ihrem inneren Auge zeichnete sich nur ein blasser Schemen mit vage elfischen Zügen ab.
    Fi atmete tief durch. Sie musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Sie griff nach einem Holzhammer, der nicht weit von ihr entfernt neben einer Kiste mit Schiffsnägeln lag, und schlug mit dem schweren Hammerkopf, so fest sie konnte, auf das Vorhängeschloss ein. Sie brauchte drei Anläufe, dann fiel es klirrend zu Boden. Hastig öffnete sie den Deckel und starrte staunend auf acht bauchige Fläschchen aus regenbogenfarbenem Feenkristall, die in Filz gebettet in der Truhe lagen. Jede von ihnen war mit einem Korken verschlossen und zusätzlich mit rotem Wachs versiegelt. Kriwa hatte nicht zu viel versprochen. Allein das magische Kristall, aus dem die Phiolen bestanden, war überaus kostbar. Das Material stammte aus dem Reich der Feenkönigin Berchtis, die auf dem Kontinent im Süden weit entfernt vom Nordmeer lebte. Berchtis galt als größte Feindin Morgoyas, doch es blieb Fi ein Rätsel, warum sie sich ausgerechnet daran erinnerte. Feenkristall musste über den Seeweg nach Albion eingeführt werden. Magier und Alchimisten verwendeten es, da es die Eigenschaft besaß, Zauber zu verstärken und zu erhalten. Wer auch immer dieser Koggs war, er musste über besondere Handelskontakte verfügen.
    Fi zog eine der Flaschen aus der Truhe und betrachtete die blau leuchtende Flüssigkeit in ihrem Inneren. Dabei spürte sie sogar ein

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