Der Simulant
sie gesagt: »Denk dran, das Messer vorher ins Tiefkühlfach zu legen. Es muss ganz kalt sein. Ich brauche das.«
Ob wir nicht vielleicht ein Gummimesser nehmen könnten, fragte ich.
Sie sagte: »Du musst mir das Messer an die Kehle halten, bevor es Raumtemperatur annimmt.«
Sie sagte: »Aber sei vorsichtig, wenn du mich nämlich aus Versehen schneidest« – sie beugte sich über den Tisch zu mir vor und reckte mir das Kinn entgegen –, »wenn du mir auch nur den kleinsten Kratzer machst, ich schwör ’ s dir, dann bring ich dich ins Gefängnis, noch ehe du wieder die Hose angezogen hast.«
Sie nippte an ihrem Kräutertee, stellte die Tasse z u rück und sagte: »Meine Nebenhöhlen wären dankbar, wenn du kein stark riechendes Parfüm, Aftershave oder Deo benutzen würdest. Ich bin da nämlich sehr empfindlich.«
Unglaublich tolerant, diese geilen, sexsüchtigen We i ber. Müssen immerzu gevögelt werden. Können ’ s ei n fach nicht lassen, egal, wie erniedrigend es für sie wird.
Gott, was bin ich froh, dass ich co-abhängig bin.
Im Cafe nimmt Gwen ihre Handtasche auf den Schoß und wühlt darin herum. »Hier«, sagt sie und entfaltet eine fotokopierte Liste mit den Einzelheiten, die ihr wichtig sind. Die Liste beginnt wie folgt:
Bei Vergewaltigung geht es um Macht. Nicht um Ro m antik. Du darfst dich nicht in mich verlieben. Du darfst mich nicht auf den Mund küssen. Du darfst hi n terher nicht bleiben. Du darfst nicht meine Toilette benutzen.
Montagabend in ihrem Schlafzimmer drückt sie sich nackt an mich und sagt: »Ich möchte, dass du mich schlägst.« Sie sagt: »Nicht zu fest, aber auch nicht zu lasch. Schlag mich geradeso, dass ich komme.«
Mit einer Hand halte ich ihr den Arm hinterm Rücken fest, und sie presst ihren Hintern an mich ran. Sie ist am ganzen Körper fantastisch gebräunt, nur nicht im Gesicht; das ist bleich und wächsern von zu viel Feuchtigkeitscreme. In der Spiegeltür des Kleide r schranks sehe ich sie von vorn, mein Gesicht über ihrer Schulter. In dem Tal zwischen meiner Brust und ihrem Rücken rinnt ihr Schweiß zusammen. Ihre Haut verströmt den heißen Plastikgeruch von Sonnenbä n ken. In der anderen Hand halte ich das Messer, und ich frage sie, ob ich sie mit dem Messer schlagen soll.
»Nein«, sagt sie. »Das wäre Stechen. Mit dem Messer schlagen, das nennt man Stechen.« Sie sagt: »Tu das Messer weg und mach es mit der flachen Hand.«
Als ich das Messer wegwerfen will, sagt Gwen: »Aber nicht aufs Bett.«
Also werfe ich es auf die Kommode und hebe die Hand, um sie zu schlagen. Von hinten ist das gar nicht so einfach.
Und sie sagt: »Aber nicht ins Gesicht.«
Also lasse ich die Hand etwas sinken.
Und sie sagt: »Und schlag mir nicht auf die Brüste, davon kann man Krebs bekommen.«
Siehe auch: Zystische Mastitis.
Sie sagt: »Wie wär ’ s, wenn du mich einfach auf den Hintern schlägst.«
Und ich sage, wie wär ’ s, wenn sie einfach mal den Mund halten und sich auf meine Art von mir vergewa l tigen lassen würde.
Und Gwen sagt: »Wenn du so einer bist, kannst du auf der Stelle deinen kleinen Penis einpacken und nach Hause gehen.«
Da sie gerade eine Dusche hinter sich hat, ist ihr Busch ganz weich und voll, nicht so verfilzt, wie er zum Vorschein kommt, wenn man einer Frau das Hö s chen auszieht. Meine freie Hand schiebt sich nach vorn zwischen ihre Beine, und was sie ertastet, fühlt sich unecht an, wie aus Gummi oder Plastik. Zu glatt. Ein bisschen ölig.
»Was ist mit deiner Vagina?«, sage ich.
Gwen sieht an sich runter und sagt: »Was?« Sie sagt: »Ach das. Das ist ein Femidom, ein Kondom für Fra u en. Das steht vorn etwas über. Schließlich will ich mir nicht irgendwelche Krankheiten von dir holen.«
Also ich weiß nicht, sage ich, aber ich dachte immer, Vergewaltigung soll was Spontanes sein, ein Verbr e chen aus Leidenschaft.
»Das zeigt nur, dass du vom Vergewaltigen keinen blassen Schimmer hast«, sagt sie. »Ein guter Verg e waltiger plant sein Verbrechen pedantisch genau und ritualisiert jedes Detail. Die Tat muss wie eine religiöse Feier vollzogen werden.«
Was hier geschieht, sagt Gwen, ist etwas Heiliges.
In dem Buchhandlungscafe hatte sie mir die fotok o pierte Liste hingehalten und gesagt: »Bist du mit allen diesen Bedingungen einverstanden?«
Ich las: Du darfst nicht fragen, wo ich arbeite.
Du darfst nicht fragen, ob du mir wehtust.
Du darfst in meinem Haus nicht rauchen.
Du darfst nicht über Nacht bleiben.
Und
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