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Der Simulant

Der Simulant

Titel: Der Simulant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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sie so was«, sagte die Mutter.
    Stachelschweine machen es sich, sagte sie, während sie weiter zuschauten, indem sie einen Stock bumsen. Genau wie eine Hexe auf ihrem Besen reitet, reiben sich Stachelschweine mit einem Stock, bis er von ihrer Pisse und irgendwelchen Drüsensäften ganz klebrig und stinkig ist. Und wenn er ordentlich stinkt, treiben sie ’ s nie mehr mit einem anderen Stock.
    Das Stachelschwein ritt immer noch auf seinem Stock, und die Mutter sagte: »Was für ein hintergründiges Sinnbild.«
    Der kleine Junge malte sich aus, wie sie alle diese Ti e re freilassen würden. Die Tiger und die Pinguine, und wie diese miteinander kämpfen würden. Die Leopa r den und die Nashörner, und wie diese sich beißen würden. Das kleine Arschloch war ganz begeistert von dieser Vorstellung.
    »Das Einzige, was uns von den Tieren unterscheidet«, sagte sie, »ist, dass wir Pornografie haben.« Noch mehr Symbole, sagte sie. Sie sei sich aber nicht s i cher, ob wir deswegen besser oder schlechter als die Tiere seien.
    Elefanten, sagte die Mutter, können ihren Rüssel b e nutzen.
    Klammeraffen können ihren Schwanz benutzen.
    Der kleine Junge hatte nur den Wunsch, dass irgen d was Gefährliches passierte.
    »Masturbation«, sagte die Mutter, »ist das Einzige, was ihnen zu einer Art Flucht verhilft.«
    Oder wir, dachte der Junge.
    Die traurigen, weggetretenen Tiere, die schielenden Bären und Gorillas und Otter, die glasigen kleinen A u gen fast geschlossen, kaum atmend, sie waren alle nur mit sich selbst beschäftigt. Ihre müden kleinen Tatzen waren ganz beschmiert. Ihre Augen verklebt.
    Delfine und Wale reiben sich an den glatten Wänden ihres Schwimmbeckens, sagte die Mutter.
    Hirsche reiben ihr Geweih im Gras, bis sie, sagte sie, einen Orgasmus kriegen .
    Direkt vor ihnen schleuderte ein Malaienbär seine kle i ne Ladung auf die Felsen. Dann wälzte er sich mit g e schlossenen Augen auf den Rücken. Die kleine Pfütze verdorrte in der Sonne.
    Der Junge flüsterte: Ist er traurig?
    »Schlimmer«, sagte die Mutter.
    Sie erzählte von einem berühmten Mörderwal, der in einem Film mitgespielt hatte und hinterher in ein sch i ckes neues Aquarium verlegt worden war, aber auch dann nie aufhören konnte, das Becken zu verschmu t zen. Das war den Wächtern sehr peinlich. Schließlich wurde es ihnen zu bunt, und jetzt versuc h ten sie, den Wal wieder in die Freiheit zu entlassen.
    »Durch Masturbation zur Freiheit gelangen«, sagte die Mutter. »Michel Foucault hätte seine Freude daran gehabt.«
    Sie sagte, wenn zwei Hunde kopulieren, schwillt die Penisspitze des Rüden an, und die Scheidenmuskeln der Hündin ziehen sich zusammen. Deshalb bleiben die Hunde auch nach dem Sex aneinander gekettet. Das dauert zwar nicht sehr lange, aber in dieser Zeit sind sie hilflos und unglücklich.
    Die Mutter sagte, genau dasselbe kann man auch von den meisten Ehen behaupten.
    Inzwischen hatten die letzten noch dagebliebenen Mütter ihre Kinder fortgetrieben. Als die beiden allein waren, fragte der Junge flüsternd, wie sie an die Schlüssel herankommen könnten, um die Tiere zu b e freien.
    Und die Mutter sagte: »Die habe ich dabei.«
    Vor dem Affenkäfig griff die Mutter in ihre Handtasche und nahm eine Hand voll Pillen heraus, kleine runde lila Pillen. Sie warf sie durchs Gitter, und die Pillen verteilten sich auf dem Boden. Ein paar Affen klette r ten neugierig herunter.
    Der Junge erschrak so sehr, dass er zu flüstern ve r gaß: »Ist das Gift?«, sagte er laut.
    Und die Mutter lachte. »Du hast Ideen!«, sagte sie. »Nein, Kleiner, so sehr wollen wir die kleinen Affen nun doch nicht befreien.«
    Die Affen machten sich jetzt über die Pillen her und fraßen sie.
    Und die Mutter sagte: »Ganz ruhig, Kleiner.« Sie griff wieder in die Handtasche und nahm das weiße Röh r chen heraus, das Trichloräthan. »Das da?«, sagte sie und legte sich eine der lila Pillen auf die Zunge. »Das ist ganz normales LSD.«
    Dann schob sie sich das Röhrchen mit dem Trichl o räthan in die Nase. Oder auch nicht. Vielleicht war das alles ganz anders.

31
    Denny sitzt schon in der ersten Reihe, er hat den Ski z zenblock auf dem Schoß und zeichnet im Dunkeln, auf den Tisch neben ihm stehen dreieinhalb leere Bierfl a schen. Er sieht nicht zu der Tänzerin auf, einer Brüne t ten mit glattem, schwarzem Haar, die sich auf Händen und Knien vor ihm bewegt. Sie wirft den Kopf hin und her und peitscht die Bühne mit ihrem Haar, das in dem roten Licht

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