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Der Simulant

Der Simulant

Titel: Der Simulant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Ha b tachtstellung, du weißt schon, stramm aufgerichtet, und dann wartest du einfach in deiner kleinen Plasti k kabine und hoffst auf das Beste.
    Das ist so ähnlich wie beim Angeln.
    Wenn du katholisch bist, ist es so ähnlich wie im Beichtstuhl. Das Warten, die Absolution, die Erlösung.
    Stell dir vor, du angelst, einfach so zum Spaß. Als Sport.
    Andersherum geht es so: Du machst einfach so lange Türen auf, bis du jemanden findest, der dir gefällt. Das ist wie in dieser Gameshow, bei der man sich für i r gendein Tor entscheiden muss, und was dahinter ist, hat man gewonnen. Das ist wie bei der Sache mit der Dame und dem Tiger.
    Hinter mancher Tür hockt eine Luxusmieze aus der ersten Klasse, die bloß mal im primitiven Ambiente der Kabinenklasse eine Nummer schieben will. Das Risiko, dass sie hier einen Bekannten trifft, ist nicht so groß. Hinter anderen Türen erblickst du einen alten Knacker; er hat sich den braunen Schlips über die Schulter g e worfen, hat die haarigen Knie links und rechts an die Wand gespreizt, spielt an seinem ledrigen toten Ding herum und sagt: »Entschuldigung, ist nicht persönlich gemeint.«
    Bei so einem Anblick bist du so baff, dass du nicht mal sagen kannst: »Von wegen.«
    Oder: »Träum weiter.«
    Trotzdem, die Trefferquote ist hoch genug, dass du immer wieder dein Glück versuchst.
    Der winzige Raum, die Toilette, die zweihundert Fre m den in unmittelbarer Nähe – das ist schon alles sehr aufregend. Die eingeschränkten Bewegungsmöglic h keiten sind freilich eher was für Schlangenmenschen. Aber du kannst deine Fantasie benutzen. Ein bisschen Kreativität und ein paar einfache Dehnübungen, und schon klopfst du an die Himmelstür. Du wirst staunen, wie schnell dabei die Zeit vergeht.
    Die Gefahr trägt viel zur Erregung bei. Die Herausfo r derung, das Risiko.
    Das ist nicht der weite Westen Amerikas oder das Rennen zum Südpol. Du bist auch nicht der erste Mensch, der auf dem Mond spazieren geht.
    Hier geht es um eine andere Art von Raumforschung.
    Du erkundest eine andere Art von Wildnis. Die eigene, endlos weite innere Landschaft.
    Es handelt sich um das letzte Neuland, das es zu e r obern gilt: andere Menschen, Fremde, den Dschungel ihrer Arme und Beine, Haut und Haar, die Gerüche und Seufzer, all die Leute, mit denen du es noch nicht getrieben hast. Die großen Unbekannten. Der letzte Wald, der noch abzuholzen ist. Alles, wovon du immer nur geträumt hast.
    Du bist Chris Columbus und segelst über den Horizont.
    Du bist der erste Höhlenmensch, der es riskiert, eine Auster zu essen. Mag sein, dass diese spezielle Auster nicht neu ist, aber für dich ist sie neu.
    Da oben, auf halber Strecke des Vierzehnstundenflugs von Heathrow nach Johannesburg, kannst du zehn echte Abenteuer erleben. Oder zwölf, wenn der Film schlecht ist. Mehr, wenn das Flugzeug ausgebucht ist; weniger, wenn es Turbulenzen gibt. Mehr, wenn es dir nichts ausmacht, dir von einem Mann einen blasen zu lassen; weniger, wenn du an deinen Platz zurüc k kehrst, wenn gerade das Essen ausgeteilt wird.
    Bei diesem ersten Mal hätte es besser laufen können. Inzwischen bin ich betrunken, und gerade als die Ro t haarige, Tracy, sich über mich hermacht, geraten wir in ein Luftloch. Ich klammere mich an die Klobrille und sacke mit dem Flugzeug in die Tiefe, aber Tracy schießt, mit dem Gummi noch drin, wie ein Sektko r ken nach oben und schlägt mit dem Kopf an die Pla s tikdecke. Im selben Moment komme ich, und mein Sperma hängt in der Luft, weiße Truppen, die schw e relos zwischen Tracy da oben an der Decke und mir da unten auf dem Klo in der Luft schweben. Und dann, rumms, klatschen wir wieder aufeinander, sie und der Gummi, ich und mein Sperma, alles fädelt sich ein wie Perlen auf eine Schnur. Tracys hundert Pfund haben mich wieder.
    Ein Wunder, dass ich nach solchen Kapriolen immer noch kein Bruchband tragen muss.
    Und Tracy lacht und sagt: »Das ist immer das Grö ß te!«
    Danach schleudern mir nur noch normale Turbulenzen ihre Haare ins Gesicht, ihre Brustwarzen an meinen Mund. Schleudern ihr die Perlenkette um den Hals. Mir das Goldkettchen um den Hals. Jonglieren mit meinen Eiern, die sich über der leeren Schüssel zusamme n krampfen.
    Ab und zu bekommt man einen Tipp, wie man so eine Nummer noch verbessern kann. Zum Beispiel gibt es in den alten französischen Super Caravelles mit ihren dreieckigen Fenstern und echten Vorhängen keine Er s te-Klasse-Toilette, nur zwei im hinteren Teil der To u

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