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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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auf den Tisch gestellt. Das Mandelgebäck wurde in den süßen Likörwein getunkt und half die Stunden zu überbrücken, bis man sich satt und zufrieden, wenn auch ziemlich beschwipst ins Bett legen sollte.
    Natürlich war das auch die Stunde des Tabaks, und da Josef und Maximilian die einzigen in der Runde waren, die sich weder Zigaretten noch Zigarillos noch Zigarren noch eine Pfeife nach dem Essen anzuzünden pflegten, der eine auf strenge Anweisung der Ärzte, der andere aus Überzeugung, fanden sie sich zu fortgeschrittener Stunde in einer Ecke des Raumes wieder. Vielleicht hatte auch die gemeinsame Sprache sie zusammengeführt, denn je mehr sie getrunken hatten, umso schwerer war es ihnen gefallen, sich auf Französisch, auf Englisch oder gar auf Italienisch zu unterhalten.
    Eine Weile beobachteten sie schweigend die anderen. Das Licht war weiter gedämpft worden, und trotz der weit geöffneten Fenster und Türen standen dünne Rauchschwaden wie Spinnweben im Zimmer. Kein Lüftchen regte sich.
    Das Grammophon spielte französische Schlager. Germaine, die mit angezogenen Beinen auf einer Chaiselongue saß, stand immer wieder auf, um eine neue Platte herauszusuchen. Dann strich sie sich den kurzen engen Rock glatt und schob ihre zahlreichen Armreifen hoch. Sie hatte ihre modische Kappe abgelegt, und das dünne blond gefärbte Haar fiel ihr glatt auf die Schultern. Wenn sie nicht gerade vor dem Schrank mit den Schallplatten kniete, zog sie an ihrer goldenen Zigarettenspitze und schien dem hitzigen Gespräch zu folgen, das zwischen den russischen Brüdern entbrannt war. Arkadij, der neben ihr saß, hatte sich nach vorne gebeugt und redete eindringlich auf den jüngeren Bruder ein. Seine Hände waren in ständiger Bewegung, das gelockte Haar, der dichte Vollbart wogten, während er erregt auf seinem Sitz hin und her rutschte. Der jüngere Bruder dagegen hatte sich weit nach hinten gelehnt, und seine durch die runden Brillengläser vergrößerten Augen, hätten ausdruckslos erscheinen können, hätte ein Lid nicht immer wieder heftig gezuckt und dem eher weichen Gesicht eine unterschwellige Spannung verliehen. Ab und an stieß er einen kurzen Satz aus, dann fuhr seine Hand wie zum Schlag durch die Luft, dass Maximilian fürchtete, er könne den Bruder tatsächlich ohrfeigen. Matteo, der noch immer am Tisch saß, trank Wein und rauchte Zigaretten. Er schien sich nicht für die anderen zu interessieren. Nur wenn Germaine sich über den Plattenschrank beugte, sah er kurz auf, wanderte sein Blick zum gespannten Stoff ihres Rockes. Und doch wirkte er in Gedanken woanders, so abwesend spielte seine Hand mit dem Weinglas. Wäre Scott nicht gewesen, der auf dem Weg von der Toilette zurück zu den italienischen Geschwistern ein paar Worte mit ihm wechselte, die Hand auf seine Schulter legte, er hätte wie ein Ausgestoßener gewirkt. Auch Massimo Giacometti schien sich fehl am Platz zu fühlen, doch hielt er standhaft durch, und versuchte, wo immer es ging, sich zwischen der Schwester und dem Amerikaner zu schieben, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, denn jedes Argument nahm er zum Anlass, weitschweifig über dieses und jenes zu schwadronieren, sodass der Amerikaner ihn immer wieder mit einer Bemerkung unterbrechen musste, über die er selbst so schallend lachte, dass alle im Raum aufsahen und Massimo sich ein gequältes Lächeln abrang. Lidia begnügte sich damit, Scott mit langen Blicken zu bedenken und lächelte ansonsten still vor sich hin. Ihr dunkles, halb langes Haar war straff hochgesteckt und ließ einen langen, makellosen Hals und ein strenges Profil sehen. Sie war keine wirkliche Schönheit, doch im fahlen Licht und ihrer Bewegungslosigkeit ähnelte sie einer marmornen Göttin. Scott jedenfalls konnte kaum den Blick von ihr abwenden, und nur das Wissen um die schier endlose Zeit, die ihnen blieb, oder die natürliche Geduld, mit der er gesegnet zu sein schien, ließ ihn freundlich und gelassen den anderen ertragen. Und schließlich war es der Bruder und nicht irgendein Nebenbuhler.
    So erschöpft Maximilian von der langen Reise und dem Neuen war, das ihm auf Schritt und Tritt begegnete, so unmöglich machte es ihm die teils freudige, teils ängstliche Spannung, die ihn seit seiner Abreise erfüllte, schon Tage davor sich beständig aufgebaut hatte wie in einem sich aufladenden Kondensator, im Bett die wohlverdiente Ruhe zu suchen. Jedes neue Chanson, das Germaine mit sicherer Hand auswählte, war wie ein

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