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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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bin heute nämlich mit dem Auto da.« An meine Ankunft mitten in der Nacht konnte ich mich nur undeutlich erinnern, und doch lag sie erst einen halben Tag zurück.
    »Dann hast du Glück gehabt.« Sie kniff mich in den Arm. Ja, es war ein Glück, sie hier neben mir zu haben, die Wärme ihrer Hand auf meinem Arm zu spüren, ihr Haar, das meine Wange kitzelte. Sie war wie eine Insel in einem tosenden Meer, eine Rettungskapsel in einer Welt, die vor meinen Augen zerfiel, sich Schritt für Schritt in nichts auflöste. »Aber ich wusste, dass du hier vorkommen würdest.« Sie lächelte. »Ich habe so meine Beziehungen.«
    Vermutlich kannte sie hier im Haus mehr Mitarbeiter als ich. Als Blinzles Tochter hatte sie sicher unzählige gut funktionierende Kontakte. Ich erzählte ihr von meiner durchgemachten Nacht. Löwitschs Fluchtversuch und Docs neuerliche Theorien erwähnte ich nicht.
    »Dann wird aus einer Wiederholung des gestrigen Abends wohl nichts. Eigentlich hatte ich vor, dich heute einzuladen.«
    »Nein, Sam, ich bin fix und fertig.«
    »Wie wäre es dann mit einem ruhigen Abend bei mir? Ich könnte uns eine Kleinigkeit kochen.« Und als ich zögerte, fügte sie hinzu: »Oder brauchst du deine Ruhe und willst lieber nach Hause?«
    »Nein, ich glaube, das ist eine gute Idee.« Mit graute vor meiner leeren Wohnung, vor den Gedanken, die mich dort unweigerlich einholen würden, vor den Abgründen, die sich auftäten, wäre ich wieder mit mir allein.
    »Soll ich fahren? Du siehst wirklich elend aus.«
    Ich nickte und stieg auf der Beifahrerseite ein. Ich vertraute ihr. Abgesehen davon hatte ich nichts zu verlieren. Mein Tod war genauso bedeutungslos wie mein Leben. Beides nur wenige Zeilen in einem riesigen Programm. So, wie man mich jederzeit auslöschen konnte, konnte man mich wieder neu programmieren. Ich lebte und starb, so oft es meine Schöpfer wünschten.
    In einer fast vollkommenen Dunkelheit fuhren wir den Berg hinauf. Kein Mond strahlte heute, und die Sterne blieben hinter den Wolken verborgen. Samantha fuhr ruhig und konzentriert. Selten, dass uns ein Fahrzeug entgegenkam. In den Lichtkegeln der Scheinwerfer traten die Gerippe der Laubbäume oder die dunklen Stämme der Tannen und Fichten hervor, das lange Band der Leitplanke, die Katzenaugen, die nach einem Aufblitzen wieder verschwanden. Überall lag noch nasses Laub, türmten sich Nadeln zu kleinen Haufen.
    Ich betrachtete jede Einzelheit genau. Bewunderte die Detailvielfalt, die Komplexität der Programmierung. Wie viel Aufwand mussten die rostigen Flecken auf den Leitplanken gemacht haben, die unregelmäßig abblätternde Farbe auf ihnen, die kunstvoll verrottenden Spuren des Herbstes, die die Straße säumten, sich im Wald verloren, soweit das Auge und die Scheinwerfer reichten!
    Und doch hatte es auch hier einen Fehler gegeben, war ein ganzes Tal verschwunden, ein ganzes Tal mit einer großen Weide und einem Wäldchen. Es beruhigte mich zu wissen, dass unsere Schöpfer nicht vollkommen waren. Sie machten Fehler, schwerwiegende Fehler. Sie waren keine Götter.
    Später, nach einem bescheidenen Essen, saßen wir auf der Couch vor dem Kamin. Ein kleines Feuer brannte und verbreitete eine Wärme, die mich schwer und müde machte. Mein Kopf lag in Samanthas Schoß. Sie streichelte mein Haar. Immer wieder döste ich ein, trieb auf der Oberfläche eines leichten Schlafes, aus dem ich immer wieder auftauchte. Nichts liebte ich mehr als diese schmale Grenze zwischen Schlafen und Wachen, dort, wo die Träume so wirklich wie das Leben erscheinen, ohne die Bürde seiner nüchternen Logik zu tragen. In diesem Zustand war alles möglich, es war sogar möglich, glücklich zu sein.

11 . Kapitel
    Am nächsten Morgen fuhr ich spät ins Büro. Aufgewacht war ich auf der gleichen Couch, auf der ich am Vorabend eingeschlafen war. Samantha hatte mich mit einer Tasse Kaffee geweckt, und ich fühlte mich wie neugeboren. Sie hatte in ihrem eigenen Bett geschlafen, eine Tatsache, die ich nicht bedauerte. Ich war noch zu verwirrt, um ernsthaft auf sie zugehen zu können, und auf ein flüchtiges Abenteuer war ich nicht aus. Das wäre unserer langen Freundschaft nicht gerecht geworden.
    Mit meiner Ausgeruhtheit war auch ein Teil meines Optimismus zurückgekehrt. Vielleicht war es mir möglich, meine Gedanken so weit abzuschirmen, dass mein Wissen in einer Empathieschaltung nicht ausgespäht werden konnte. Schließlich bemerkte ich die Aufschaltung rechtzeitig genug. Wenn der

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