Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
Vom Netzwerk:
zu bedeuten?«
    »Hat Kowalski dich nicht...«
    »Ich war gerade bei ihm. Das ist keine zehn Minuten her. Und, nein, er hat nicht.«
    »Es tut mir leid, dass du es so erfahren musst.« Er lächelte schräg, und ich spürte, wie sich mein Puls erneut beschleunigte.
    Und dann berichtete er von der Reorganisation unserer Abteilung, ihrer Umbenennung, von den verschiedenen personellen Veränderungen, die letztlich darauf hinausliefen, dass wir die Rollen getauscht hatten. Er war zum Chef der neuen Task-Force-Simulation (Originalton Kowalski) befördert worden. Ich behielt zwar meine Position, wurde ihm aber unterstellt. Sichtbarer Ausdruck der neuen Ordnung sollte mein Umzug in den Keller zu Stefan Kurz werden. Mein altes Büro fiel der neuen Leitungsfunktion und somit Fassbender zu.
    Im Stillen verfluchte ich Kowalski. Er hatte kein Wort gesagt. Offenbar war ihm mittlerweile gleichgültig, was ich dachte und mit welchen Gefühlen ich bei der Arbeit war. Er hatte mich so gut wie ersetzt.
    Doch das Spiel war noch nicht zu Ende. Ob mir ein Hampelmann mehr oder weniger vor der Nase herumtanzte, machte keinen großen Unterschied. Ich beschloss, zum Angriff überzugehen.
    »Ich weiß Bescheid, Ralf«, sagte ich leise und bemühte mich um einen drohenden Unterton. »Ich weiß, wer du bist, und was du hier wirklich tust. Du kannst mir nichts vormachen.«
    Erneut sah er auf, doch die Überraschung schien dieses Mal nicht gespielt zu sein. »Was weißt du?«
    »Ich weiß, für wen du wirklich arbeitest. Wer dich schickt, wer hinter all dem steckt.« Durchdringend sah ich ihn an. »Ich weiß, dass du für den anderen Simulator arbeitest.«
    Als sei dieser letzte Satz ein Zauberspruch gewesen, erwartete ich, dass etwas geschähe, dass sich Ralf Fassbender vor meinen Augen auflöste oder der ganze Raum, die ganze Welt mit einem Plopp verschwände. Doch nichts geschah.
    Stattdessen biss sich Ralf auf die Unterlippe. Eine Weile dachte er nach. »Wie hast du das herausbekommen?«
    »Macht das einen Unterschied?«
    »Ja, ...nein, du hast recht. Aber es ist kein Geheimnis. Kowalski weiß Bescheid.«
    »Kowalski ist eingeweiht?« Hatte ich mich geirrt? Gab es mehr als eine Kontakteinheit? Stand Kowalski trotz seines Strebens nach irdischer Macht und irdischem Reichtum auf der anderen Seite?
    »Als er mir die Stelle angeboten hat, wusste er es noch nicht.« Ralf schien jetzt tatsächlich etwas verlegen. »Doch dann habe ich meine Pläne geändert. Als ich sah, welche...«, er stockte, »welche Möglichkeiten ich hier habe.« Er breitete die Arme aus. »Ich habe ihm alles gesagt. Und er hat mich aufgenommen wie den verlorenen Sohn. Man könnte sagen, wir haben den Spieß umgedreht.«
    Noch bevor ich über seine wirren Worte ernsthaft nachdenken konnte, fuhr er fort.
    »Ich bin jetzt eine Art Doppelagent. Meine...«, wieder entstand eine kleine Pause, »meine Auftraggeber tappen jedenfalls im Dunkeln. Sinex hat mehrere Jahre Vorsprung, und das soll auch so bleiben.«
    Ralfs Ausführungen blieben rätselhaft, und so ging es noch eine ganze Weile weiter, bis ich mir die wahre Geschichte Schritt für Schritt zusammenreimte.
    Die Gesellschaft für Konsumklimawandel, Sinex größter Konkurrent, arbeitete offenbar schon seit längerer Zeit an einem eigenen Simulatorprojekt. Die simulatorische Marktforschung war so wichtig und innovativ, dass man das Feld nicht Kowalski und der Sinex AG überlassen wollte. Doch Dank Blinzle und seiner Arbeit hatte Sinex einen Vorsprung, der kaum einzuholen war. Nicht auf legalem Wege jedenfalls.
    So hatte man zunächst Blinzles ehemaligen Assistenten, Dr. Ralf Fassbender, für viel Geld angeworben. Als die schnellen Erfolge ausblieben, hatte die GfKK beschlossen, ihn bei Sinex einzuschleusen. Als Agenten sozusagen. Ein offensichtlicher Akt der Wirtschaftsspionage.
    Schnell war aber Ralf umgepolt worden. Ob Kowalski von dessen Agentenrolle Wind bekommen oder Ralf freiwillig die Seiten gewechselt hatte, blieb unklar. Hier verlor sich Ralf in Andeutungen. Auf jeden Fall versorgte er die GfKK weiterhin mit vermeintlich geheimen Informationen, fingierten Berichten, die in Wahrheit aus der Feder Kowalskis stammten.
    Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Manöver aufflog, doch es verschaffte Kowalski einen weiteren Vorsprung vor der Konkurrenz.
    »Du kannst mich also nicht erpressen«, aus Ralf Stimme klang Genugtuung heraus, »wenn es das war, was du im Sinne gehabt hast. Im Übrigen solltest du

Weitere Kostenlose Bücher