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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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Anfall begann, brauchte ich nur an etwas anderes zu denken, meine Gedanken so abzulenken, dass der unbekannte Eindringling das Wesentliche übersah. Das war sicher nicht leicht, aber ich konnte es trainieren.
    So oder so, ich musste die Zeit, die mir blieb, so gut wie möglich nutzen. Mein vorrangiges Ziel blieb das Auffinden der Kontakteinheit. Nur sie besaß weitergehende Informationen, nur sie war der Schlüssel zur übergeordneten Wirklichkeitsebene. Mein großer Vorteil gegenüber Löwitsch war mein Fachwissen. Ich war Simulatoriker, ich hatte mit Blinzle einen eigenen Simulator gebaut. Ich wusste, wie eine solche Maschine funktionierte. Ich kannte das Prinzip. Und daran zweifelte ich nicht: Das Prinzip wäre auch bei dem großen Simulator, der Weltmaschine, dasselbe.
    Der Erste auf meiner Liste der Verdächtigen war Kowalski. Er verfügte über die Kontakte und den Einfluss, um so viel wie möglich über unsere Welt in Erfahrung zu bringen. Er konnte beobachten, aber auch im Sinne der höheren Macht einschreiten, sollte es notwendig sein. Das war weit mehr, als Löwitsch konnte.
    In der Zentrale angekommen, fuhr ich gleich in sein Büro hinauf. Er schien über meinen Besuch erstaunt zu sein Er schien aber auch ein wenig schuldbewusst.
    Ich hatte mir vorgenommen, nicht lange zu taktieren, sondern gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Deshalb begann ich mit einem etwas zu Theatralischem: »Das Spiel ist aus, Kowalski. Ich weiß Bescheid.«
    Seine Augen weiteten sich. War er sonst schlagfertig und um keine Antwort verlegen, schien er jetzt nachzudenken.
    »Also«, setzte ich nach, »was haben Sie mir zu sagen?«
    »Wie... Woher...«
    »Das spielt keine Rolle, Kowalski. Ich weiß es eben. Und jetzt rücken Sie schon raus mit der Sprache!«
    Es dauerte nicht lange, bis er sich gefangen hatte. Sein Gesicht entspannte sich. Ein schmales Lächeln erschien. »Ich hatte keine andere Wahl. So ist der Lauf der Welt, Marc. Wir spielen alle ein großes Spiel, und die Rollen sind verteilt.«
    Seine Gleichgültigkeit – oder war es Abgeklärtheit? – überraschte mich. Er trug sein Wissen und die Verantwortung, die damit verbunden war, mit einer großen Selbstverständlichkeit. Nur eine Spur Resignation glaubte ich herauszuhören.
    »Wer weiß noch davon?« Trotz allem musste er sich mir stellen. Er würde mir Antworten geben, ob er wollte oder nicht.
    »Niemand, natürlich. – Fassbender. Aber das versteht sich ja von selbst.«
    »Kerstin?«
    »Um Himmels willen, nein!«
    »Wusste Blinzle davon? Hat er es ebenfalls herausbekommen?«
    Zum zweiten Mal während meines kurzen Auftritts sah er mich entgeistert an. »Blinzle?«
    »Ja, Blinzle. Musste er deshalb sterben?«
    »Sind Sie übergeschnappt? Was für einen Grund hätte ich haben sollen, Blinzle aus dem Weg zu räumen. Durch seinen Tod ist diese missliche Lage doch erst entstanden!«
    Jetzt war ich derjenige, der nicht verstand. War vielleicht Blinzle die Kontakteinheit gewesen, und man hatte Kowalski zu dessen Nachfolger gemacht? Was aber hatte Fassbender mit all dem zu tun?
    »Warum, Fassbender?«, fragte ich deshalb.
    »Warum, warum... Weil er nach Ihnen der Beste ist, weil ich keinen anderen kriegen konnte«, er fuchtelte mit den Armen herum, »weil er mir ... empfohlen wurde. Spielt das denn eine Rolle?«
    Das alles ergab keinen Sinn. Je länger dieses seltsame Gespräch andauerte, umso weniger war ich mir sicher, dass wir über das Gleiche sprachen. Verstand mich Kowalski nicht, oder wollte er mich nicht verstehen?
    »Kommen Sie, Marc.« Kowalski war ruhiger geworden. Wie üblich, wenn er Vertrauen schaffen wollte, nahm er meinen Arm. »Versuchen Sie mich ein bisschen zu verstehen. Blinzle stirbt. Plötzlich und unfassbar für uns alle. Sie sind im Urlaub, sind selbst überarbeitet, angeschlagen. Die Zukunft des Simulators hängt an einem seidenen Faden. Was liegt da näher, als nach einem möglichen Ersatz zu suchen? Nach jemanden, auf den wir im Notfall zählen können, sollten sie selbst...« Er stockte, sah mich an. »...sollten Sie selbst nicht mehr können oder wollen. Herrgott, ich muss mich doch absichern! Der Simulator ist zu groß, als dass ich die Hände in den Schoß legen und abwarten könnte. Zuviel steht auf dem Spiel.«
    »Sie sind also nicht die Kontakteinheit?«
    »Kontaktwas?« Er ließ meinen Arm los und trat einen Schritt zurück. »Marc, manchmal denke ich, dass das alles zu viel für Sie wird. Ein Grund mehr, Fassbender mit ins Boot zu

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