Der Skandal (German Edition)
Sie mir einfach, dass Sie nichts damit zu haben. Sagen Sie mir, dass wir uns geirrt haben.« Muller hofft irgendwie, dass alles in Ordnung kommt und dass der Gouverneur von Wisconsin ein rechtschaffener Mann ist …
Doch Ochs schweigt.
Heather hat ihm doch ein Alibi gegeben! Warum hat sie es widerrufen? Was hat Muller ihr wohl versprochen?
Jetzt sitzt Frank vor ihm und sieht ihn mit diesem Blick an, den er ihm aus dem Gesicht schlagen könnte. Überhaupt, er ist so unglaublich wütend! Auf diese verfluchte Muller – und auf Heather! Wenn sein Bruder nicht schon vor der Tür gestanden hätte, wäre er sofort nach Hause gefahren und hätte sie zur Rede gestellt. Aber jetzt ist ein klarer Kopf gefragt.
»Okay«, sagt Ochs also, »wo stehen wir, Frank?«
Ein Augenblick vergeht, und dann sieht Ochs, wie das Gesicht seines Bruders sich verändert. Die Adern an den Schläfen schwellen an, und die Mundwinkel fangen an zu zucken.
Schon legt Frank los: »Wo wir stehen, Carl? Wir? Hast du wirklich gerade wir gesagt? Existiert dieses Wort tatsächlich in deinem Denken?«
Ochs weiß nicht, was er darauf erwidern soll, ja, er weiß nicht einmal, worauf das jetzt hinausläuft.
»Glaubst du eigentlich, du bist unantastbar?« Frank schreit.
»Frank …«
»Nein, Carl! Die ganzen Jahre habe ich mich für dich aufgeopfert, um dir den Rücken freizuhalten, um unsere Visionen von diesem Land zu verwirklichen – und um das Vermögen, das unsere Großväter erarbeitet haben, zu erhalten und zu mehren. Und was machst du? Du bist … so unglaublich rücksichtslos, Carl! Oder soll ich dumm sagen?« Frank holt Luft und beugt sich über den Schreibtisch. »Und wie, bitte schön, soll ich dich da raushauen, Carl? Willst du mir das verraten?« Frank lässt sich, plötzlich kraftlos geworden, zurücksinken. »Du hast mich immer nur benutzt, Carl. Ich war dein Gehilfe, einer, der hinter dir aufgeräumt hat. Du hast immer nur getan, was du wolltest.«
Jetzt reicht’s! Ochs springt auf. »Dann will ich dir jetzt mal was sagen, Frank! Um große Ideen zu verwirklichen, braucht es Führungspersönlichkeiten. Und ich bin eine. Und deshalb bin ich auch angreifbar! Als Politiker hat man viele Feinde, und die kann man nicht immer mit Samthandschuhen anfassen. Und noch was: Große Ideen brauchen auch großen Einsatz!«
Jetzt ist die ganze Sache richtiggestellt – er hat das Steuer wieder in der Hand. Er braucht nur ein paar Koordinaten von seinem Steuermann, dann bringt er das Schiff schon wieder auf Kurs.
»Und jetzt zum aktuellen Fall, Frank: Muller ist verdammt ehrgeizig und will Chief of Police werden. Das ist unser Trumpf. Also, Frank, wie sieht die Sache aus?«
Frank schließt die Augen, und als er sie wieder öffnet, wirkt sein Blick irgendwie leer, was Ochs ganz und gar nicht gefällt.
»Das ist das letzte Mal.«
»Ach, komm schon, Frank, keiner ist so gut wie du. In einer Kanzlei würdest du dich doch nur langweilen.« Ochs lächelt schon wieder. »Also, wie lautet dein Plan?«
Frank schweigt lange, schließlich beginnt er: »Wir brauchen eine Lösung, die uns allen dient.«
»Uns allen?
»Ja, uns – und Muller.«
Ochs hat es gewusst, Frank lässt ihn nicht im Stich. »Danke«, sagt er mit echter Dankbarkeit in der Stimme, doch Frank zuckt nur mit den Schultern und redet weiter: »Pete Kondracki hat den Mord an Tim Andersson aus Eifersucht begangen, weil er es nicht ertragen konnte, dass seine Frau ihren Therapeuten so sehr vergötterte, dass sie alles tat, was der von ihr verlangte, außerdem … hat Pete Kondracki sie verdächtigt, ein Verhältnis mit Tim Andersson zu haben.«
Ochs nickt. »Eifersucht ist ein überzeugendes Motiv.«
»Dass Pete Kondracki für das Ashland-Projekt gearbeitet hat, spielt in dieser Version gar keine Rolle«, fährt Frank fort.
Ochs nickt wieder. Ja, das klingt gut. »Und weiter?«
»Detective Christina Andersson ist besessen davon, den Mörder ihres Bruders zu finden. Als sie auf Kondracki als Täter stößt, erschießt sie ihn im Affekt.«
»Interessant.«
»Sie hat die Leiche in den Kofferraum ihres Wagens gepackt, um sie irgendwo verschwinden zu lassen. Doch sie wurde in einen Unfall verwickelt, und die Leiche wurde entdeckt. Andersson leugnet den Mord – aber die Beweise sprechen gegen sie.«
»Und was muss ich tun?«
»Wenn Captain Muller das alles so hinkriegt, dann sollte sie innerhalb der nächsten vier Monate zum Chief of Police ernannt werden …«
»Das kann ich nicht
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