Der Skandal (German Edition)
… warum nicht?«
»Ich müsste einem Deal zustimmen, und das will ich nicht, weil ich sonst jemanden verraten müsste.«
»Hey, ist das dein Ernst?«
»Das ist es, ja.«
»Scheiß drauf, Mom! Das macht doch jeder mal, oder? Was ist da so schlimm dran?«
Da ist sie wieder, seine typische provokante Art.
»Weißt du, Alex, das wollte ich dir immer vermitteln: Such dir Prinzipien, nach denen du handeln kannst.«
»Hey, klingt ja richtig feierlich! Ich bleib lieber flexibel, Mom.« Er lacht wieder.
Er hat sich nicht geändert. Das macht sie wütend, und es macht sie noch wütender, dass sie tatsächlich gehofft und einen Augenblick lang auch geglaubt hat, dass er sich geändert hätte. Deshalb sagt sie: »Dann bin ich mal gespannt, wie flexibel du bist, wenn du vielleicht angeklagt wirst …«
Sie hat es geschafft, dass es ihm zumindest einen kurzen Augenblick lang die Sprache verschlägt.
»Soll das heißen, ich war mit drin in diesem Deal?«, sagt er schließlich.
»Du hast es erfasst.«
Sie kann sich nicht erinnern, wann er ihr zum letzten Mal so intensiv in die Augen gesehen hat.
»Okay, Mom, bitte sag’s mir, wenn ich falsch liege: Der Deal schließt die Sache mit der Razzia ein. Sie wollen sie unter den Tisch fallen lassen, richtig?«
»Ja – so könnte man sagen.« Sie spürt, wie Wut sich in ihm aufbaut.
»Du lässt mich also über die Klinge springen wegen deinen … deinen idiotischen Prinzipien.« Alex lacht, es ist ein schroffes, bellendes Lachen.
»Alex, willst du das nicht verstehen? Ich müsste einen Mord decken, einen Unschuldigen dafür belasten – und ich wäre dadurch erpressbar.«
»Hier passieren doch andauernd Morde! Um wen geht’s? Um ’nen Junkie, ’ne dreckige Nutte?«
»Ich will nicht, dass du so über Menschen redest! Außerdem wirst du lernen müssen, die Konsequenzen für dein Handeln zu tragen.«
»Sag mal, spinnst du?« Seine Wangen sind auf einmal flammend rot. »Du lieferst mich ans Messer und redest dabei so einen Scheiß? Und was sagt Adam dazu? Er findet das sicher beschissen von dir!«
»Er wird es verstehen.«
»Ruf ihn an!« Er hält ihr sein Handy hin. »Los! Sag’s ihm!«
»Alex, das ist einzig und allein meine Entscheidung.« Trotzdem nimmt sie sein Handy.
»Weißt du überhaupt, was du mir antust?«, brüllt er sie an. »Du zerstörst meine Zukunft! Du zerstörst mich! Du machst unsere ganze Familie kaputt!«
So hat sie ihn noch nie erlebt. So verzweifelt und zornig.
»Wir finden einen guten Anwalt für dich, Alex. Und vielleicht kommt es ja auch gar nicht zu einer Anklage.« Im selben Augenblick weiß sie, dass sie genau das Falsche gesagt hat.
»Du hasst mich«, stößt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und weicht einen Schritt zurück.
»Nein, ich liebe dich, und deshalb muss ich …« Ungeschickt streckt sie den Arm nach ihm aus.
»Hör doch auf!«, schreit er. »Du stellst deine beschissenen Prinzipien über unsere Familie? Du bist das Allerletzte!«
»Alex!«
»Ich hasse dich! Für mich … bist du erledigt!«
Er dreht sich um, rennt die Treppe hinauf und schlägt seine Zimmertür zu.
Der lang anhaltende Ton irritiert sie, da erst realisiert sie, dass sie immer noch Alex’ Handy in der Hand hält und dass sie Adams Nummer gewählt hat. Die Mobilbox schaltet sich ein.
»Adam, bitte ruf mich an. Wir müssen reden.«
Adam hätte sicher eine diplomatische Lösung gefunden – und nicht einfach Nein gesagt zu Frank Ochs’ Vorschlag. Im Wohnzimmer gießt sie sich einen großen Scotch ein. Während sie trinkt, fällt ihr das Foto von ihrem Amtsantritt ins Auge, das auf dem Kaminsims steht. Sie trägt ihre Uniform, ihr Blick ist klar und direkt in die Kamera gerichtet. Ich bin kompromisslos und unbestechlich, soll er zeigen. Egal, welche Entscheidung ich treffen muss.
Nachdenklich schließt sie die Augen.
Carl Ochs hat den Kamin angezündet und gießt sich und seinem Bruder einen ordentlichen Whisky ein. Er ist gleich nach Brewers Besuch nach Hause gefahren. Heather hat Franks Angebot angenommen und ist in sein Apartment gezogen, sodass er sich nicht auch noch mit ihr auseinandersetzen muss. Dennoch, es ist seltsam, in ein kaltes Haus zu kommen. Heather hatte immer den Kamin brennen, der Fernseher lief oder Musik, und aus der Küche duftete es nach Essen – auch wenn sie dann nicht gemeinsam aßen. Dass das Haus so groß ist, ist ihm noch nie so bewusst geworden.
»Wir haben keine andere Wahl.« Franks Stimme reißt ihn
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