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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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an den Armen und am Rücken hatten sich kräftige Muskeln gebildet. Die Hitze des Sommers hatte anscheinend ihren Preis gefordert, denn die kostbaren Hosen im Stil der Midkemier waren am Oberschenkel abgeschnitten, und an den Knien waren alte Narben und neue Kratzer von den Dornen zu sehen. Ganz versunken in seinen Anblick und ziemlich überrascht, daß ihr Herz einen solchen Sprung machte, als sie ihn nach so langer Zeit wiedersah, traf seine Wut sie unvorbereitet.
    Kevin verbeugte sich mit beleidigender Kürze. Er starrte sie an und bewegte sich wie immer wenig tsuranisch. »Was wünscht Ihr von mir, Lady?« Er spie den Titel beinah aus.
    Mara, die auf den Kissen saß, versteifte sich, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?« flüsterte sie, kaum in der Lage, ein Wort herauszubringen.
    »Wieso nicht?« schoß Kevin zurück. »Du stößt mich herum wie eine Schach … wie eine Shahnfigur! Hierin! Dorthin! Jetzt wieder hierhin, weil es dir gefällt, aber niemals ein Wort des Warum, niemals eine Sekunde der Vorwarnung! Ich habe getan, was du verlangt hast – nicht aus Liebe zu dir, sondern um das Leben meiner Landsleute zu retten.«
    Mara fühlte sich in die Enge getrieben, und sie verlor ihre Haltung. Beinahe hätte sie eine Entschuldigung vorgebracht, doch dann versuchte sie sich zu rechtfertigen. »Aber ich habe dich zum Sklavenaufseher befördert und dir erlaubt, dich um deine midkemischen Kameraden zu kümmern.« Sie deutete auf die Tafeln. »Du hast mit Hilfe deiner Autorität dafür sorgen können, daß es ihnen gutging. Ich sehe, daß sie außer dem üblichen Thyza-Brei Jiga-Vögel, Needra-Fleisch, frisches Obst und Gemüse gegessen haben.«
    Kevin warf die Arme gen Himmel. »Wenn du die Männer so hart arbeiten läßt, mußt du sie auch gut ernähren, sonst werden sie schwach und krank. Das sagt einem doch die ganz gewöhnliche Vernunft! Und diese Weiden sind absolut lausig, denn es gibt dort jede Menge von stechenden Fliegen und Insekten und alle möglichen sechsbeinigen Plagen. Jede Schnittwunde entzündet sich in diesem Klima. Wenn du denkst, meine Männer hätten es sich mit Festessen gutgehen lassen, schlaf selbst einmal da draußen, wo der Staub die Lungen verstopft, wo nach Einbruch der Dunkelheit etwas unter deine Decken krabbelt, das in dieser gottverdammten Welt als Nacktschnecken und Schlangen gilt. Und wenn du deine Sachen dann endlich von diesen unwillkommenen Gästen befreit hast, liegst du wach, weil du nicht atmen kannst.«
    Maras Augen wurden gefährlich dunkel. »Ihr alle schlaft genau dort, wo ich es befehle, und ihr behaltet eure Klagen für euch.«
    Kevin warf seine ungeschnittenen Locken zurück, und sein Blick wurde noch düsterer. »Deine verfluchten Bäume sind gerodet und die Zäune beinahe fertig – gib mir noch eine Woche. Das ist doch etwas, verglichen damit, daß unsere tsuranischen Kollegen matt werden und jedes Mal, wenn die Sonne den Zenit erreicht, nach tsuranischer Art eine Siesta einlegen!«
    »Das gibt dir noch lange nicht das Recht, dir Freiheiten herauszunehmen«, entgegnete Mara scharf. Ihre Stimme überschlug sich beinahe, doch mit etwas Mühe hatte sie sich noch unter Kontrolle.
    »Freiheiten, ja?« Kevin setzte sich ohne Erlaubnis hin. Selbst jetzt mußte sie noch zu ihm aufschauen, und das bereitete ihm eine merkwürdige Befriedigung.
    Mara streckte die Hand aus und griff nach einer der Tafeln, die vor ihren Füßen verstreut lagen. Sie las: »Der Barbar sprach folgende Worte zu dem Aufseher: ›Tu das noch einmal, und ich werde dir deine … Eier abreißen, du lügender Sohn eines Wasseraffen.‹« Mara hielt inne, seufzte und fügte hinzu: »Was immer ein ›Wasseraffe‹ auch sein mag, mein Aufseher verstand es als Beleidigung.«
    »Das sollte es auch sein«, unterbrach Kevin.
    Die Falte auf Maras Stirn vertiefte sich. »Der Aufseher ist ein freier Mann, du bist ein Sklave, und es ist Sklaven nicht erlaubt, freie Männer zu beleidigen.«
    »Dein Aufseher ist ein Betrüger«, behauptete Kevin. »Er beraubt dich schamlos, und als ich herausfand, daß er eine neue Ladung Kleider für meine Männer auf den Markt gebracht hatte, um seine Taschen mit Geld vollzustopfen, während sie weiterhin in Lumpen herumlaufen mußten, habe ich –«
    »Ihm gedroht, ihm seine abgerissene Männlichkeit zwischen die Zähne zu stopfen«, beendete Mara. Sie zeigte mit dem Finger auf die Tafel. »Es steht alles hier.«
    Kevin sagte

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