Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
etwas in seiner Heimatsprache, das sehr derb klang. »Lady, es gab keinen Grund, hinter mir herzuspionieren.«
    Mara wölbte ihre Augenbrauen. »Du hattest recht, was meinen Aufseher betraf. Er ist für seine Diebstähle bestraft worden. Doch was das Spionieren angeht, so sind dies meine Ländereien, und alles, was geschieht, betrifft mich. Es hat nichts mit Spionieren zu tun, wenn ich die Vorgänge auf den Gütern verfolge.« Sie hielt kurz inne und wollte schon wieder ansetzen, doch dann änderte sie ihren Ton. »Diese Unterredung verläuft ganz und gar anders, als ich erwartet hatte.«
    »Was hast du denn erwartet? Daß ich mit Küssen für dich zurückkomme, nachdem du mich auf solche Weise weggejagt hast? Nachdem ich mir monatelang den Rücken zerschunden habe, um Zäune zu errichten? Ganz zu schweigen davon, daß die Männer, deren einziges Verbrechen darin bestand, daß sie unter der Sonne und mangelnder Ernährung litten, ständig mit ihrem Tod rechnen mußten.« Kevin stieß wieder etwas auf midkemisch hervor, ein kurzes Wort, das die Sache auf den Punkt brachte. »Lady, ich bin vielleicht gezwungen, als Sklave zu dienen, aber das macht mich noch längst nicht zu einem hirnlosen Hund.«
    Mara stand schon wieder kurz davor, sich zu entrüsten, doch dann beherrschte sie sich und riß ihre Hände in einer Geste empor, die eigentlich besser zu Kevin paßte als zu ihr. »Ursprünglich wollte ich dir für die wirkungsvolle Arbeit mit deinen Männern danken. Deine Methoden mögen unorthodox sein, nach unseren Maßstäben sogar dreist, doch du hast gute Resultate erzielt.«
    Kevin betrachtete sie argwöhnisch, seine Lippen waren ein schmaler Strich. »Ich kann nicht glauben, daß die Lady der Acoma mich den weiten Weg herkommen läßt, um mir den Kopf zu tätscheln – nachdem sie so lange geschwiegen hat.«
    Jetzt war Mara verwirrt. Warum hatte sie ihn denn herkommen lassen? Hatte sie vergessen, wieviel Unruhe und Aufregung er mitbrachte, mit seinen unverblümten barbarischen Aussagen und seiner halsstarrigen Art? Sie spürte seinen Ärger ihr gegenüber, seinen kalten, enttäuschten Groll. In ihrer Erinnerung hatte er an Heftigkeit verloren, und jetzt bemühte sie sich, Abstand zu ihm und der entsetzlichen Verwüstung zu bekommen, die er in ihrem Herzen und ihrem Geist anrichtete.
    »Nein, ich habe dich nicht zurückgerufen, um dich zu loben. Du bist hier wegen« – sie blickte sich um und suchte augenscheinlich nach etwas, während sie sich beruhigte, dann streckte sie die Hand aus und griff nach einer anderen Tafel, einer, die ihre Wut zuallererst ausgelöst hatte – »Zaunlatten.«
    Kevin verdrehte die Augen; seine Hände verkrampften sich hart genug um die Oberarme, daß weiße Flecken entstanden. »Wenn ich einen Zaun bauen soll, tue ich das nicht mit fauligen Pfosten, die in der nächsten Regenzeit so sicher zusammenbrechen werden, wie es Fliegen auf den Feldern gibt. Ich sehe mich schon hier sitzen und Belehrungen über die schlampige Arbeit der Barbaren anhören. Ganz zu schweigen davon, daß vermutlich ich derjenige sein werde, der nächstes Jahr die verfluchten Reparaturarbeiten übernehmen muß.«
    »Was du nächstes Jahr tust oder nicht tust, geht dich nichts an.« Mara fächelte sich mit der Tafel Luft zu. Wie sehr sie sich auch bemühte, sie bekam diese Unterhaltung nicht unter Kontrolle. »Doch es ist eine empörende Schande, den Händler, der uns die Pfosten verkauft, zu packen und an den Füßen über dem Fluß aufzuhängen.«
    Kevin lockerte seine Hände und faltete die Arme über der Brust; Selbstgefälligkeit breitete sich jetzt auf seinem Gesicht aus. »So? Ich dachte, es wäre nur gerecht. Hält der Pfosten, bleibt der Händler trocken. Ist das Holz aber faul, nimmt er ein Bad. Nachdem wir ihn aus dem Wasser gezogen haben, überlegte er es sich zweimal, ehe er uns wieder minderwertiges Gerumpel verkaufte.«
    »Ihr habt meinen Namen beschämt«, unterbrach Mara. »Der Mann, dem ihr das Bad verschafft habt, gehört zufälligerweise zur Gilde und stammt aus einer ehrbaren Familie, wenn nicht sogar aus einer edlen. Jican mußte eine ziemlich hohe Entschädigung zahlen, um die Ungerechtigkeit wiedergutzumachen, die der Würde dieses Mannes angetan wurde.«
    Jetzt sprang Kevin mit jener plötzlichen wilden Anmut auf, die Mara schon immer verblüfft hatte. Er lief aufgeregt hin und her. »Das ist es, was ich niemals an euch Tsurani verstehen werde«, rief er aus und schwenkte anklagend einen

Weitere Kostenlose Bücher