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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ging die Stufen hinunter und stand wie ein Ufervogel mit dem einen Fuß in der Provinz Lash und mit dem anderen jenseits der Grenze in Hokani. Mißbilligend schüttelte er den Kopf. »Wenn Lujan ein Narr ist, ist unser Lord ein Genie«, überlegte er laut. »Doch wenn Lujan ein Genie ist …« Er grübelte über der Karte und brummte: »Wenn unser starrsinniger junger Lord nur zuhören würde, könnte ich – «
    »Ich sehe mehrere Probleme«, unterbrach ihn eine klare Stimme.
    Incomo fuhr zusammen und warf den Kopf in den Nacken. Er starrte Tasaio an, der lautlos zurückgekehrt war. »Ich würde sie mir gerne anhören.«
    Tasaio deutete mit dem Finger auf die Karte. »Ich bin ihretwegen zurückgekommen.«
    Incomo trat von dem Pergament herunter, als würde er auf Eiern laufen. Tasaio war gefährlich verärgert, und wenn er ihm etwas erklären wollte, dann durfte er jetzt keinen Druck ausüben.
    Auf eine Geste Tasaios kniete sich sein Adjutant nieder und rollte die Karte zusammen. Der Erste Berater wartete noch immer geduldig.
    »Was könnte schiefgehen?« fragte Tasaio in aller Offenheit. Er nahm die zusammengerollte Karte von seinem Offizier entgegen und steckte sie beiläufig unter den Arm. »Als Oberhaupt des Clans gereicht meinem Cousin seine Kühnheit zur Ehre. Doch er verläßt sich zu sehr darauf, daß die Ereignisse sich genau so entwickeln, wie die Minwanabi es wünschen. Meine Erfahrung sagt mir, daß es weiser ist, sich auf das Schlimmste vorzubereiten.«
    »Dann geht Ihr davon aus, daß der doppelte Überfall fehlschlägt«, ermunterte Incomo ihn. Er unterstellte geschickt eine Niederlage, von der er wußte, daß Tasaio sie allenfalls um den Preis seines eigenen Lebens zulassen würde.
    Tasaio warf ihm aus seinen gelbbraunen Augen einen erbarmungslosen Blick zu. »Ich werde nicht in der Lage sein, hierzubleiben und den Überfall durchzuführen, um sicherzustellen, daß alles richtig läuft. Doch es heißt häufig, daß Kämpfe schon gewonnen oder verloren sind, noch bevor der erste Pfeil abgeschossen wurde. Die Acoma werden sicherlich mit großen Verlusten daraus hervorgehen. Die letzten Stunden vor meiner Abreise nach Dustari werde ich damit verbringen, Vorbereitungen für jeden erdenklichen Fall zu treffen, und unser Kommandeur wird detaillierte Anordnungen erhalten. Irrilandi war in seiner Kindheit ein guter Freund Keyokes, er kennt also dessen Charakter und müßte in der Lage sein zu erspüren, wie Keyoke auf unsere Bemühungen reagieren wird. Wenn ich Irrilandi genaue Anordnungen für jede mögliche Entwicklung gebe, wird er siegen.«
    Wut regte sich in Incomo, als er aus Tasaios Worten Zweifel an Irrilandis Fähigkeiten heraushörte. Und doch, mußte der Erste Berater zugeben, als Tasaio und sein Adjutant geschmeidig aus der Halle marschierten, war eine solche Kritik von einem Mann, der der Unterkommandeur des Kriegsherrn gewesen, war nur gerecht. Desios Cousin war möglicherweise der fähigste Offizier im ganzen Kaiserreich. Während des Aufstiegs der Minwanabi unter Jingu hatte er sich einen ausgezeichneten Ruf erworben, was seine Tapferkeit und Klugheit betraf, und während der vier Jahre, die er in der Kriegsallianz in der barbarischen Welt gekämpft hatte, hatte er seine natürlichen Talente noch verfeinern können.
    Incomo seufzte tief; es war das einzige Zeichen von Bedauern darüber, daß dieser begnadete junge Edle nach einer letzten Nacht des Pläneschmiedens den Fluß hinunter verschwinden und seine Reise über das Blutige Meer zu den Ruinen von Banganok antreten würde. Dort würde Tasaio zu den Männern stoßen, die bereits zusammen mit den Wüstenbanditen ihr Lager aufgeschlagen hatten, um die zweite Stufe des Plans voranzutreiben, der mit dem Überfall auf die Seidenkarawane in Gang gesetzt werden sollte. Die Kampagne gegen die Xacatecas in Dustan mußte beschleunigt werden, sonst würden sie auch mit Hilfe der Bestechungsgelder im Rat niemals die Forderung nach einer Hilfstruppe der Acoma durchsetzen können. Doch jetzt galt es, sich den weitaus weniger wichtigen Problemen des Badewassers und der hübschen Dienerinnen zu widmen, dachte der Erste Berater der Minwanabi, während er um einen von der Zeit gebeugten, einen Besen schwingenden Diener herumging, und eilte aus der riesigen Halle.

    Mara schritt aufgebracht in ihrem Arbeitszimmer hin und her. Sie wirbelte herum, unterdrückte mühsam den Impuls, gegen ein Kissen zu treten, und sagte: »Holt ihn her. Sofort!«
    Der Schreiber,

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