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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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sonnenwarmem Schweiß und dem Gras der Weiden. Trotzdem pochte ihr Herz, als sie seine Haut auf der ihren spürte. Sie fühlte die Entspannung, die er vermittelte und die sie lange Zeit nicht mehr genossen hatte. Mara rümpfte die Nase. »Du brauchst ein Bad.«
    »Ja?« Kevin zog sie näher zu sich heran und drückte ihr einen langen Kuß auf die Lippen. »Ich habe dich vermißt, Mara, auch wenn es dumm ist, das zuzugeben.«
    Mara brannte innerlich, und sie lehnte sich gegen ihn, spürte seine Stärke, den Druck seiner Hände auf ihrer Haut. Sie schlug ihre eigene Vorsicht und Nacoyas Rat in den Wind. »Ich habe dich auch vermißt. Vielleicht brauchen wir beide ein Bad.«
    Auf Kevins Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. »Hier? Jetzt?«
    Mara klatschte in die Hände, und Diener eilten herbei, wie immer jederzeit bereit, die Bitten ihrer Herrin zu erfüllen. Verschmitzt schaute die Lady der Acoma an dem großen Barbaren hoch, der sie umschlungen hielt. »Meine Zofen sollen kommen und ein Bad vorbereiten.« Dann, nach einem kurzen Augenblick, fügte sie hinzu: »Und vernichtet diese Tafeln. Sie enthalten Informationen, die eine Rebellion in Gang setzen könnten, und ich möchte nicht, daß meine anderen Sklaven so unverschämt werden wie dieser hier.« Als die Diener sich daranmachten, ihre Aufgaben zu erfüllen, streckte sie die Hand aus und berührte die Stoppeln auf Kevins Wange und Kinn. »Ich weiß nicht, was ich genau in dir sehe, gefährlicher Mann.«
    Kevin, der nicht daran gewöhnt war, Vertrautheiten in einem Raum zu äußern, in dem es vor eifrigen Aktivitäten nur so wimmelte, errötete unter seiner Bräune. Dann zog er eine Nadel nach der anderen aus Maras Haaren. Als die vollen Locken herunterfielen, griff er in die dunkle Masse und schirmte sich damit vor den anderen ab. »Du bist ganz die Herrscherin«, murmelte er in die wohlriechende Dunkelheit hinein, und ihr nächster Kuß schwemmte jede Vernunft hinweg. Spielerisch ließ er seine Hand über den weichen Nacken gleiten und spürte, wie sie vor Freude und Erwartung erbebte. Dann flüsterte er ihr sanft ins Ohr: »Ich armseliger Trottel, was habe ich dich vermißt … Lady!«
    Mara rückte etwas zurück, weit genug, um erkennen zu können, ob Spott in seinen Augen war, doch statt dessen sah sie etwas anderes, etwas, das eine tiefe Schwäche in ihrem Körper auslöste. Sie lehnte sich gegen seinen harten Körper und spürte den heißen Sonnenbrand auf seiner Brust an ihrer Wange. »Und ich habe dich auch vermißt, mein Barbar«, antwortete sie. »Bei den Göttern, wie habe ich dich vermißt.«

Neun

    Hinterhalt

    Keyoke ließ anhalten.
    Quietschend kam hinter ihm der erste schwer mit Seide beladene Wagen zum Stehen, und die Needra verteilten ockerfarbenen Staub im Wind, als sie mit den Hufen auf dem Boden aufstampften. Keyoke zwinkerte heftig mit den Augen, um den Staub fernzuhalten. Das schwere Gewicht der Rüstung verursachte Schmerzen in den Knien, und er fürchtete, daß er langsam zu alt für solche Unternehmungen im Feld wurde.
    Doch der Krieger in ihm siegte. Weder Alter noch Müdigkeit zeigten sich in seiner Haltung, als er mit scharfem Blick den Kamm des Hügels und die Straße vor ihnen absuchte. Den Männern, die hinter ihren Offizieren in Reih und Glied standen, erschien Keyoke so wie immer: eine sonnengebräunte Gestalt aus scheinbar unzerstörbarem Stoff, ein Fels in der Brandung.
    Der Pfad vor ihnen schlängelte sich wie eine Kordel durch das Vorgebirge aus rissigen, zerklüfteten Granitfelsen, und schmutzige Erde sammelte sich in den Furchen, die in der Regenzeit von Needra-Hufen und Wagenrädern ausgehöhlt worden waren. Doch da war etwas auf dem Anstieg zum Paß, obwohl da eigentlich nichts hätte sein dürfen. Etwas unterhalb des nebelverschwommenen Himmels nahm Keyoke eine Bewegung und das kurze Aufblitzen einer grünen Rüstung wahr. Ein Fährtensucher wartete also auf die Karawane – ein sicheres Zeichen, daß etwas nicht in Ordnung war.
    Keyoke ging zu seinem Befehlshaber Dakhati, einem kleinen Mann mit einer Narbe über seiner Augenbraue, der gerade erst befördert worden war. »Die Krieger sollen sich bereitmachen.«
    Der Befehl war überflüssig. Die Krieger standen in korrekter Aufstellung, die Hände ruhten leicht an den Griffen ihrer Schwerter. Sie waren in Kampfbereitschaft gewesen, seit sie die Grenzen der Acoma-Ländereien hinter sich gelassen hatten. Kein einziger Soldat war nachlässig geworden, nur weil auf der

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