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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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dessen Tafeln unordentlich in der Nähe des Tisches aufgestapelt waren, warf sich ehrerbietig auf die Erde, bis er mit der Stirn den Boden berührte. »Wie Ihr wünscht, Mylady.« Er stand auf und huschte aus dem Raum, so sehr eingeschüchtert von Maras Zorn, daß er nicht daran dachte, wohin sie ihn geschickt hatte – an den Ort auf dem Land der Acoma, der am weitesten vom Herrenhaus entfernt lag, ganz, als besäße er die Ausdauer und Übung eines Läufers.
    Als die Schritte des Schreibers im Flur verhallten, schnalzte Nacoya mißbilligend mit der Zunge. »Tochter, es lasten schwere Sorgen auf Euch, doch das darf Euch nicht zu willkürlichem Verhalten verleiten. Euer Zustand ist beklagenswert.«
    Mara wirbelte herum, das Gesicht weiß vor Wut. »Alte Frau, dein Geschwätz ist äußerst unangebracht.«
    Nacoya zog die Stirn in Falten. »Wegen der vielen Sorgen werdet Ihr unvernünftig.« Ihr Blick wanderte zielsicher über den Boden, auf dem verstreute Tafeln mit Kevins Namen darauf herumlagen. Die alte Amme kniff die Augen zusammen, als wollte sie versuchen, ins Herz ihrer Pflegetochter zu schauen. »Oder wegen der Liebe.«
    Jetzt trat Mara doch gegen das Kissen. Es segelte durch den offenen Laden und das engmaschige Netz, das die Zweige der Akasi bildeten; unzählige Blütenblätter wirbelten durch die Luft und ließen eine dichte Wolke aus Blütenpollen auf den Boden rieseln. »Alte Frau, du überschreitest deine Befugnisse! Liebe hat damit nichts zu tun. Ich bin wütend, weil ich mir erlaubt habe, ihn aus Angst fortzuschicken. Jede Art von Feigheit ist inakzeptabel.«
    Nacoya griff das entscheidende Wort sofort auf. »Angst… vor einem barbarischen Sklaven?«
    »Ich fürchtete seine blasphemischen Meinungen darüber, wie unser Rad des Schicksals funktioniert, ich fürchtete die Auswirkung, die diese Einstellung auf meinen Sohn haben könnte. Und ich ärgere mich jetzt darüber, daß ich so empfunden habe. Kevin ist mein Eigentum, oder nicht? Ich kann ihn verkaufen oder töten lassen, je nach Lust und Laune, oder etwa nicht?« Mara seufzte erschöpft. »Ich habe sein Verhalten in den letzten Monaten beobachtet, und es war tadellos. Die Weiden wurden schließlich gerodet, ohne daß auch nur einer seiner Landsleute gehängt werden mußte, um die Arbeit zu beschleunigen. Die ganze Zeit hindurch zollte er seinen Vorgesetzten den nötigen Respekt.«
    Nacoyas Strenge ließ etwas nach. Sie betrachtete die fiebrigen Augen ihrer Herrin, die Rötung der Wangen, um dann mit einigem Bedauern zu entscheiden, daß sie nichts mehr tun konnte. Das Mädchen liebte den Barbaren. Mara selbst hatte es noch nicht begriffen, doch weder mit Einfühlungsvermögen noch mit Vernunftargumenten ließ sich die Zeit zurückdrehen. Auch wenn jedes gesunde Urteilsvermögen dagegen sprach – bei Einbruch der Nacht würde Kevin wieder zurück sein.
    Nacoya schloß die Augen in langmütiger Geduld. Dies hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt geschehen können als gerade jetzt, wo Arakasi ihnen Nachrichten über einen bevorstehenden Angriff der Minwanabi überbracht hatte. Doch man konnte einer jungen Frau keinen Vorwurf machen, wenn sie mitten in einer harten Krise Sehnsucht nach Entspannung empfand. Nacoya konnte allenfalls beten, daß Mara ihres Sklaven schnell überdrüssig werden oder zumindest begreifen würde, daß aus einer solchen Beziehung niemals mehr als sexuelle Lust entstehen würde. Die Lady mußte Vernunft annehmen und sich geeigneteren Bewerbern zuwenden. Sie mußte einen Mann von Rang heiraten, um mit einem passenden Gatten an ihrer Seite ihre Stellung als Herrscherin zu festigen, dann konnte sie schlafen, mit wem sie wollte. Ihr Gatte würde akzeptieren müssen, daß sie dieses Recht mit dem Mantel der Herrschaft erworben hatte, so wie Mätressen für einen Herrscher selbstverständlich waren. Doch das Problem war ja gerade, einen Gatten zu finden, einen Mann, der nicht danach trachtete, selbst die Herrschaft zu übernehmen wie ein Gemahl.
    Doch seit Mara ein Jahr zuvor den armen Bruli von den Kehotara beschämt hatte, scheuten sich die meisten jungen Edlen vor der Herrscherin der Acoma. Atemberaubende Geschichten belebten unaufhörlich den Straßenklatsch im Kaiserreich, lieferten Einzelheiten darüber, was in den scheinbar privaten Schlafgemächern vor sich ging. Wenn auch nur eine Handvoll Bediensteter die Beschämung des jungen Bruli miterlebt hatte, wußte doch innerhalb weniger Tage jeder Straßenverkäufer in den

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