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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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tagelangen Reise bisher noch nichts geschehen oder er zu erschöpft war vom Hochwuchten der Wagenräder, die immer wieder in den Furchen der schlechten Bergstraßen steckenblieben. Dieses Land wimmelte nur so von Banditen und wirkte wie von den Göttern speziell für einen Hinterhalt geschaffen.
    Für den Transport der kostbaren Seide nach Jamar waren Maras fähigste Soldaten ausgewählt worden, denn da ein Angriff auf die Köderkarawane erwartet wurde, war diese von einer großen Streitmacht geschützt. Sollte Keyokes kleine Gruppe in einen Kampf verwickelt werden, würde jeder Krieger für zwei kämpfen müssen. Nicht einer zweifelte daran, daß der Kundschafter weiter vorn auf dem Weg Ärger bedeutete. Die Fährtensucher waren Männer, die einst in diesen Bergen als Graue Krieger selbst Überfälle durchgeführt hatten. Sie kannten die Gegend wie sonst kaum jemand.
    Keyoke machte eine weit ausladende Handbewegung, und der Späher weiter vorn verschwand. Nur wenige Augenblicke später trat er kurz vor der Karawane lautlos wie ein Schatten aus den Büschen am Wegesrand. Er blieb vor seinem Kommandeur stehen und nickte Keyoke und Dakhati kurz respektvoll zu.
    »Was ist geschehen, Wiallo?« fragte Keyoke. Sein Körper spürte zwar die Bürde der vielen Dienstjahre, doch er besaß noch immer ein hervorragendes Gedächtnis, was er dadurch bewies, daß er jeden einzelnen seiner Soldaten mit Namen kannte.
    Der Späher warf einen letzten, zweifelnden Blick auf den Hang, dann begann er zu sprechen: »Ich habe hier oft gejagt, Sir. Vor Einbruch der Abenddämmerung müßten eigentlich Mulaks oder Kojir-Vögel über dem See hinter diesem Kamm fliegen.« Er deutete auf den sonnengesprenkelten Wald. »Auch die Sanaro, Li und andere Singvögel dürften jetzt nicht schweigen.« Er blickte Keyoke bedeutungsvoll an. »Mir gefällt die Stille nicht – und das Geräusch des Windes auch nicht.«
    Keyoke schob seinen Helm etwas zurück und ließ die schweißfeuchte Kopfhaut von der leichten Brise trocknen. Dann befestigte er langsam und überlegt mit alten, knotigen Fingern die Kinnriemen. Die älteren Krieger begriffen, daß ihr Kommandeur sich auf einen Kampf vorbereitete. »Haben sich möglicherweise andere Vögel in den Bäumen breitgemacht?«
    Wiallo grinste. »Große Vögel, Kommandeur. Solche mit einem Hundeschwanz dort, wo Federn sein sollten.«
    Dakhati fuhr sich unruhig mit der Zunge über die Lippen. »Minwanabi oder Banditen?«
    Wiallos Lächeln erstarb. »Graue Krieger würden einen großen Bogen um eine solche Kompanie machen.«
    Keyoke zog den Kinnriemen mit der Schnalle unter seinem Kiefer fest. »Minwanabi also. Wo werden sie zuschlagen?«
    Wiallo runzelte die Stirn. »Ein schlauer Kommandeur würde warten, bis wir über diesen kleinen Anstieg kommen.« Er deutete auf den Kamm, der sich wie die Schneide eines Messers im Dunst des späten Tages erhob. »Die Straße führt durch das hinter diesem Kamm liegende Tal und dann auf der gegenüberliegenden Seite einen weiteren Anstieg hinauf. Etwa in halber Höhe wird der Weg sehr schmal und schlängelt sich durch eine Reihe von tiefen Schluchten.«
    Keyoke nickte. »Der Feind könnte von einer erhöhten Position aus angreifen, während wir in einem Pfeilhagel die Needras die Felsen hinauftreiben müssen, um uns zu retten.« Seine klaren Augen fixierten Wiallo. »Dort würde ich zuschlagen, und ich würde von einer anderen Kompanie das Tal hinter uns abriegeln lassen, um jede Möglichkeit eines Entrinnens zunichte zu machen.« Er blickte sich um. »Vermutlich sind sie jetzt schon hinter uns.«
    Hinter den Reihen der nervösen Soldaten brüllte eine Needra.
    Die Zugriemen quietschten, und ein Wagenlenker fluchte, als sich das Geräusch eiliger Schritte näherte.
    »Macht Platz! Ein Späher kehrt zurück!« riet jemand.
    Die Reihen teilten sich, und ein Krieger stolperte nach vorn. Sein Gesicht war bleich, und er schnappte nach Luft.
    »Soldaten sind auf dem Weg hinter uns.« Der Mann sog die Luft tief in die schmerzenden Lungen. »Etwa einhundert bis einhundertfünfzig. Corjazun sagt, er hätte ihre Offiziere erkannt. Minwanabi.«
    Keyokes erste Reaktion war ein leises »Verflucht«. Dann legte er dem Läufer die schwere Hand auf die Schulter und meinte: »Gut gemacht. Versucht diese Armee unbemerkt näher zu kommen?«
    Der Läufer rieb sich mit der Hand über die schweißfeuchte Stirn. »Nein, sie marschiert offen. Die Einschätzung der Truppenstärke erfolgte aufgrund der

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