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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Trommelschlägen eines fetten, nur mit einem Lendenschurz bekleideten Mannes, der jedes Eintauchen, Durchziehen und Heben der schweren Riemen mit einem Singsang begleitete. Jedesmal, wenn sich die Ruderblätter aus dem Wasser hoben, leuchteten sie weithin in den hellen Farben auf, mit denen die Sklaven sie bemalt hatten, um mögliches Unglück auf See abzuwenden.
    Der Name des Schiffes, das Lujan ausgesucht hatte, war Coalteca. Es besaß drei Masten und eine riesige Ruderpinne, die mit sieben Sklaven bemannt werden mußte. Das Schiff entfernte sich allmählich von der Küste, und die Zahl der kleineren Fischerboote und Küstenschiffe nahm immer mehr ab. Das Ruderboot machte das Schlepptau los; der Lotse an Bord gab das entsprechende Zeichen, woraufhin der Kapitän der Coalteca den Befehl gab, die Segel zu setzen. Matrosen hasteten in die Wanten und lösten Leinen, und Meter um Meter Segeltuch rauschten in Kaskaden herab und blähten sich im Wind. Kevin bemerkte, daß das Segeltuch ebenso wie die Ruderblätter der Sklaven mit Symbolen und Mustern bemalt war. Das Ergebnis erinnerte fast an ein Zirkuszelt, ein verrückter Wirbel aus Farben, die allenfalls für tsuranische Augen harmonisch wirken mochten. Kevin schielte noch einmal nach oben und rieb sich die Schläfen. Wäre er selbst ein unheilbringender Gott, er würde seinen Blick ganz bestimmt von einem solchen Schiff abwenden, und sei es auch nur, um keine Kopfschmerzen zu bekommen! Er lehnte sich über die Reling und hoffte, daß ihn die Seekrankheit, unter der er einmal an Bord eines Schiffes im Königreich gelitten hatte, diesmal verschonen würde; und noch während er auf die Wellen starrte, fragte er sich, ob der Kiel der Coalteca wohl auch mit bunten Mustern bemalt war, um Angriffe von Seeschlangen abzuwehren.
    Nach Sonnenuntergang, als sie in einer gemütlichen Kajüte saßen, die von den blauvioletten Kugeln der Cho-ja in sanftes Licht getaucht wurde, erkundigte er sich bei Mara danach. Die Angelegenheit gestaltete sich als schwierig, da sie noch nie zuvor über so etwas wie Seeungeheuer gesprochen hatten und Kevin wieder einmal das richtige Wort nicht kannte.
    »Ach so«, rief Mara endlich, nach einer Viertelstunde heftigen Gestikulierens, das sogar in unbeholfene Kreidezeichnungen auf einer Tafel gemündet hatte. »Jetzt verstehe ich, was du meinst. Du fragst nach den Egu, die ein bißchen wie die Relli aussehen, aber viel größer sind und in den Tiefen der Meere leben. Ja, das Blutige Meer ist voll von ihnen. An Bord eines jeden Schiffes befinden sich Lanzen, deren Spitzen mit ölgetränkten Lumpen umwickelt sind. Du hast sie vorhin ›Harpunen‹ genannt, aber es sind keine Pfeile, mit denen man Fische tötet. Eine Egu-Lanze wird immer angezündet, kurz bevor man sie schleudert. Die Seeleute sagen, nur Feuer oder der Zauberspruch eines Erhabenen kann einen Angriff der Egu abwehren.«
    Kevin rieb sich erneut die Schläfen. Das Abendessen wurde aufgetragen, doch er hatte keinen Appetit und entschloß sich, schlafen zu gehen.
    »Mein großer Barbar wird seekrank«, neckte ihn Mara. Die gesunde Farbe ihrer Wangen bewies eindeutig, daß sie selbst keinerlei Probleme mit der Fahrt hatte. Sie warf ihrem Liebhaber einen herausfordernden Blick zu und sagte: »Ich kenne ein unfehlbares Mittel gegen Bauchschmerzen.« Ohne jede weitere Förmlichkeit ließ sie ihre Robe zu Boden gleiten und stürzte sich in den Alkoven, in dem Kevin kniend damit beschäftigt war, Kissen und Decken voneinander zu trennen.
    Kurz darauf befand sich seine Robe genauso verlassen auf dem Fußboden wie ihre. Später lag Kevin völlig ruhig da und schlief, ungestört von irgendwelchen Gedanken an die Egu. Er hatte einfach keine Energie mehr, noch an irgend etwas zu denken.

    Die Coalteca beendete ihre Überfahrt binnen einer Woche. Egu waren nicht aufgetaucht und auch Windböen überraschend selten aufgekommen.
    »Es ist Sommer«, beantwortete Lujan Kevins Frage. »Die Winde wehen gleichmäßig, und es fällt kaum Regen.« Er hob einen sonnengebräunten Arm und wies auf die Küste von Dustari, die sich purpurn vor dem bemalten Bug der Coalteca abzeichnete. »Sieh hin, diese Stadt dort vorn ist unser Ziel: Ilama.«
    Auf Granithügeln erbaut und von schroffen Bergen umgeben, war diese Hafenstadt in Dustari ganz anders als alles, was Kevin in Jamar gesehen hatte. Die Konstruktionen aus Holz-und Papierwänden, die im gesamten Kernland des Kaiserreichs bevorzugt wurden, waren hier mit Steinen

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