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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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standen Lujans und seine eigenen Krieger in Verteidigungsposition, während Kevin außer Hörweite bei den Trägern wartete. Er konnte an Maras Haltung erkennen, daß das harmlose Geplänkel jetzt ein Ende und die Unterhaltung sich beinahe sofort ernsthaften Angelegenheiten zugewandt hatte. Diener brachten einige Speisen, die sie jedoch so gut wie unberührt beiseite schoben, um Platz für Karten aus Pergament zu schaffen; ein Diener in gelb-purpurner Livree trat mit einer Reihe Tafeln zu ihnen.
    Jetzt winkte Mara Kevin zu sich und forderte ihn auf, sich hinter sie zu stellen. »Ich möchte, daß du das hörst«, sagte sie, und aus ihrem Ton schloß der Midkemier, daß sie ihn später nach seiner Meinung fragen würde, wenn sie Zeit für private Gespräche hatten.
    Der Nachmittag verging mit Diskussionen über die Gefechte und Schlachten des vergangenen Jahres, die schließlich zu dem Auftrag geführt hatten, den Mara vom Hohen Rat erhalten hatte.
    »Wir können daraus nur einen einzigen Schluß ziehen«, faßte der Lord der Xacatecas zusammen. »Die Banditen von Tsubar werden immer zahlreicher und sind auch viel gewalttätiger, als sie es eigentlich zu sein pflegen. Ich wüßte gerne von Euch, weshalb.«
    Mara sah dem älteren Mann mit festem Blick in die Augen und dachte nach. »Wir werden es herausfinden, Lord Chipino.« Sie drehte die leere Tesh-Tasse zwischen ihren Fingern und erklärte etwas vage: »Seid jedoch versichert, daß ich den Schutz meines Landsitzes deutlich verstärkt habe.«
    Der Lord der Xacatecas lächelte, und gleichmäßige Zähne kamen zum Vorschein. »Dann verstehen wir einander, Tochter Sezus.« Er griff nach dem Kelch aus Jamar-Kristall; an seiner Hand war kein einziger Ring. »Auf den Sieg«, sagte er leise.
    Mara erwiderte seinen Blick und nickte, und aus einem unbestimmbaren Grund, den Kevin nicht zu benennen gewußt hätte, spürte er Kälte in sich aufsteigen.

    Als der Lord und die Lady von ihrer Besprechung zurückkehrten, war die Ladung der Coalteca bereits gelöscht. Maras Palankin stand neben Lord Chipinos, und Diener beaufsichtigten eine Herde von Packtieren. Es waren helle, sechsbeinige Kreaturen, Querdidra, die in Kevins Augen wie eine Mischung aus einem Kamel und einem Lama aussahen, nur daß die Ohren wie bei einer Echse geschuppt und spiralförmig gewunden waren. Maras Kleiderkisten und die Zelte, Kohlenpfannen, Kohlensäcke, Ölfässer und die Ausrüstung und Vorräte für ihre Truppen waren in befremdlich aussehenden U-förmigen Gestellen verschnürt worden, die wie ein Sattel auf dem Rücken der Tiere hingen. Der Zug war sehr lang und laut von dem Geblöke der Querdidra und den Rufen der dunkelhäutigen Viehtreiber, die Tücher locker um den Hals gebunden hatten und weite, grellgestreifte Kleidung trugen. Sie drängten die Tiere in eine eher chaotische Marschordnung, und nachdem sich auch die Menschen und Cho-ja – wesentlich schneller – aufgestellt hatten, begann der Aufstieg in die Berge.
    Kevin folgte mit Maras Bediensteten. Ein Kind, das sich kichernd in der Straßenrinne wälzte, lenkte ihn ab, bis er plötzlich etwas Warmes, Feuchtes an seinem Arm spürte.
    Er fuhr herum und sah einen weißen Speichelklumpen von seinem Hemdsärmel triefen. Er verzog das Gesicht. »Verflucht«, stieß er auf midkemisch aus.
    Lujan grinste breit voller Mitgefühl. »Geh nicht zu nah an die Viecher ran«, warnte er. »Sie spucken.«
    Kevin schlug den widerlichen Schaum mit der Hand weg, und er fiel zu Boden. Es roch unangenehm, wie verfaulte Zwiebeln.
    »Offensichtlich mögen sie deinen Geruch nicht«, sagte der Kommandeur lachend.
    Kevin beäugte das schuldige Tier, das ihn unter langen Wimpern mit violetten Augen anblickte und die affenähnlichen Lippen kräuselte. »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, schimpfte er. Er wünschte dem Biest einen schmerzhaften Anfall von Verstopfung und Dornen in jedem einzelnen seiner sechs dahintrottenden Beine. Das kann ja heiter werden, beklagte er sich, als er bemerkte, daß die Biester, die die Vorräte trugen, den Soldaten zahlenmäßig überlegen zu sein schienen.

    Die Berge veränderten sich drastisch, als der Trupp sich den Pässen näherte. Die bewaldeten Hänge nahmen immer mehr ab, und kahle, von Wind und Sand abgeschliffene Felsen traten an ihre Stelle. Der Geruch von sonnenerwärmtem Gestein ersetzte den von Erde und Grün, und das Land wurde öde und trist; immer neue schroffe, vom Wind umtoste Spitzkuppen erhoben sich aus gewaltigen

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