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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ergänzt. Gewaltige, mehrstöckige Türme reckten sich pyramidenförmig in die Höhe und dienten als Wachtürme einer zinnenbewehrten Mauer. Andere Türme mit Leuchtfeuern markierten eine Reihe verstreuter Inselchen. Zwischen weiten Flächen aus rötlichschwarzem Sand, der vulkanischen Ursprungs zu sein schien, ragten gewaltige Landspitzen aus dunklen Felsen auf. Die Konturen der Hügel waren schroff und üppig mit Bäumen bewachsen, deren Kronen völlig unvertraute Formen besaßen. Auch die Gerüche, die die Brise mit sich brachte, wirkten eigenartig und erinnerten an scharfe Gewürze.
    »Das kommt von den Lagerschuppen der Gewürzmühlen im Hafen«, sagte Lujan, als Kevin eine entsprechende Bemerkung machte. »Der Handel in Ilama dreht sich zum größten Teil um Gewürze, die nur in den Bergen im Süden wachsen.«
    Die Einwohner der Stadt waren auch für ihre Webarbeiten berühmt, und Gebetsteppiche aus Dustari besaßen den Ruf, daß das Glück in sie hineingewoben sei. Fey-Blut rann durch die Adern dieses Küstenvolkes, und viele der Kinder, die hier geboren wurden, traten später in den Dienst der Versammlung der Magier. Kevin sehnte sich nach einer Möglichkeit, die Stadt zu erforschen, und richtete sein ganzes Augenmerk auf das Gewimmel in den Straßen, als die Coalteca in der Bucht vor Anker ging. Entlang der Docks bewegten sich zweirädrige Karren, die von Tieren gezogen wurden, die Kevin noch niemals zuvor gesehen hatte. Sie besaßen ebenfalls sechs Beine, waren aber viel schlanker als die Needras. Ganze Schwärme scharlachrot und weiß gefiederter Küstenvögel jagten kreischend um die Mastspitzen, in der Hoffnung, ein kleines Stück der Abfälle zu erhaschen, die die Köche über Bord warfen. Die Rufe schmutziger Straßenkinder, die um Almosen bettelten, erfüllten den Hafen. Doch plötzlich erstarben ihre Schreie, und sie drehten sich um und flüchteten in die engen Gassen des Hafenviertels. Kevins Interesse erwachte.
    Soldaten in gelb-purpurnen Rüstungen marschierten auf den Kai, gefolgt von Trägern, die eine lackierte, mit Bannern geschmückte Sänfte schleppten. Auf den Bannern befand sich das Bild eines mit einer Schlange verschlungenen katzenähnlichen Tieres. Sklaven rannten beiseite, um den Weg für den Trupp freizumachen, und die Dockarbeiter verbeugten sich in tiefer Ehrerbietung.
    »Der Lord der Xacatecas kommt persönlich hierher, um sich mit uns zu treffen«, sagte Mara. Sie wirkte überrascht. In wertvolle grüne Roben gekleidet, stand sie neben Kevin. Ihre sorgsam aufgelegte Schminke verbarg ihre Jugend.
    »Du hast ihn hier nicht erwartet?« fragte Kevin und drehte sich herum, um die Ursache für ihre Unruhe zu ergründen.
    »Nein, das habe ich nicht«, sagte Mara nachdenklich und runzelte dabei die Stirn. »Es ist eine Ehre für die Acoma, daß er wegen unserer Ankunft sein Kriegslager verlassen hat.« Sie winkte eine ihrer Zofen herbei und sagte schnell: »Öffne die schwarzlackierte Kiste. Ich werde ein besseres Übergewand brauchen.«
    Kevin riß überrascht die Augen auf. »Die Juwelen, die du trägst, machen einen doch so schon beinahe blind.«
    Mara fuhr mit den Fingern über die Zuchtperlen und Smaragde, die in Reihen und Spiralen an Revers und Manschetten befestigt waren. »Für den Herrscher einer der Fünf Familien und den Clanlord des Xacala-Clans muß ich Metall tragen. Er könnte es als Beleidigung auffassen, wenn ich nicht in meinem allerbesten Gewand erscheine – und dieser Mann ist jemand, bei dem wir niemals das Risiko eingehen sollten, ihn womöglich zu beleidigen.«
    Die Matrosen ließen das Beiboot der Coalteca zu Wasser, während Lujan sich auf Deck um Maras Ehregarde kümmerte. Ihre Waffen und Rüstungen glänzten, die Speerspitzen waren mit Fähnchen geschmückt. Die Lady hastete davon, um ihre Robe zu wechseln. Kevin, der im Stil Midkemias mit Hemd und Hose bekleidet war, nahm seinen Platz in ihrem Gefolge ein – eine grau-weiße Taube inmitten eines prächtigen Festzuges.
    Schon kurze Zeit später kam Mara wieder zurück. Sie trug jetzt ein Übergewand aus smaragdgrüner Seide, das geschmackvoll mit Kupfer-Pailletten besetzt war. Kevin fand es hübscher als das mit den Perlen, und er sagte es ihr. Der rötliche Glanz der Kupferstückchen unterstrich das tiefe Braun ihrer Augen. Doch sein Kompliment erweckte noch nicht einmal die Spur eines Lächelns in ihrem Gesicht.
    Lujan half Mara, an Bord des überdachten Beibootes zu gehen, das sie und ihr Gefolge an Land

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