Der Sklave von Midkemia
ausgebrütet, schnitten die Cho-ja eine Bahn durch die Reihen der verkleideten Minwanabi. Ihre rasiermesserscharfen Chitin-Vorderglieder zerfetzten Schilde und Handgelenke wie das Beil eines Metzgers, während sie mit den Hinter-und Mittelgliedern um sich traten und die gefallenen Verletzten erledigten, die versuchten, ihre Schwerter in die weicheren Bauch-Segmente zu stoßen.
Lujan duckte sich vor einem feindlichen Speer, hieb in das Handgelenk eines Feindes, dann folgte der tödliche Streich in den Nacken. Er trat über die Leiche hinweg, ohne das spritzende Blut zu beachten, und wandte sich dem nächsten Mann zu. Auf beiden Seiten sah er seine Kameraden mit ihm vorpreschen. Die Minwanabi hatten im Schatten gesessen und zwinkerten geblendet mit den Augen, als sie sich im grellen Sonnenlicht so plötzlich einem schweren Kampf, einem völlig unerwarteten Angriff stellen mußten. Die Acoma machten gute Fortschritte in diesen ersten Minuten. Es blieb abzuwarten, ob sie den Vorteil behaupten konnten, wenn der Überraschungseffekt vorüber war und der Feind sich von dem Schock erholt hatte. Zustoßen, parieren wild um sich schlagend, kämpfte Lujan sich mit beinahe wahnsinniger Begeisterung voran und verdrängte alle Sorgen. Er war einst ein Grauer Krieger gewesen und würde sich nicht so leicht noch einmal ein solches Schicksal aufdrängen lassen. Der Tod war immer dem Ehrverlust seiner Lady vorzuziehen. Er war zu beschäftigt damit, zu kämpfen und am Leben zu bleiben, um sich länger als nur flüchtig zu fragen, ob die andere Kompanie der Cho-ja und Acoma unter dem Kommando seines Truppenführers auf der anderen Seite des Hügels gegenüber dem Tal wohl einen ähnlich durchschlagenden Erfolg erzielte. Und wenn die Patrouillen, die den gestrigen Weg hatten zurückgehen sollen, nicht wie geplant an ihrem Platz waren, war Mara auf dem Hang allein – mit einer Ehrenwache aus nur zwölf Kriegern.
Die Sonne stand im Zenit und brannte unbarmherzig auf die Trockenpfanne herab. Die Streitmacht, die den Xacatecas hatte zu Hilfe kommen sollen, hatte die Chancen nicht wesentlich verbessert, außer daß sie einen Teil der überwältigenden Anzahl von Angreifern von dem Schutzschildring Lord Chipinos abgelenkt hatte. Die Truppen der Acoma waren bald genauso belagert wie ihre Verbündeten, doch mit einem Unterschied: Sie verfolgten ein Ziel bei ihrer Verteidigung. Es sah so aus, als würden sie sich, zu einem festen Keil zusammengedrängt, ebenso verzweifelt verteidigen wie die Xacatecas; doch Schritt für Schritt schienen sie näher an ihre Verbündeten heranzurücken.
Tasaio zählte nicht zu denen, die keine Nuancen wahrnahmen; er bemerkte es und runzelte die Stirn. Es bereitete ihm Unbehagen, daß der Feind mehr Verluste hinnahm als unbedingt notwendig, nur um ein unbedeutendes Stück Boden zu gewinnen. Er mochte Mara für feige halten, weil sie nur eine solch kleine Hilfstruppe sandte, doch er war zu berechnend und kaltblütig, um nicht auch die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß es noch einen anderen Grund als Furcht für ihre Handlungen geben konnte. Sein Verdacht bestätigte sich einen Augenblick später, als ein Signalpfeil in hohem Bogen Maras geschützten Schildwall verließ.
Tasaio fluchte noch heftiger, als der Pfeil den Scheitelpunkt seines Fluges erreichte, sich wieder senkte und inmitten der Truppen der Xacatecas landete.
»Sie hat ihnen vermutlich eine Nachricht zukommen lassen«, meinte der Befehlshaber besorgt.
»Zweifellos«, knurrte Tasaio. Sein Plan war fehlgeschlagen, dessen war er sich jetzt sicher. Hinter dem Hügel jenseits der Trockenpfanne stiegen Staubwolken in die Luft und kündeten von einem weiteren Kampf. Sicher waren seine versteckten Truppen entdeckt worden, was vieles erklärte, aber nichts Gutes verhieß.
»Schnell, wir müssen die Hälfte der Truppen zurückrufen, die Lord Chipino eingekesselt haben«, folgerte Tasaio. »Unsere beste Chance ist, jetzt Maras Kommando-Position anzugreifen und zu hoffen, daß sie den Großteil ihrer Soldaten anderswo eingesetzt hat. Wenn dem so ist, haben wir eine gute Chance, ihre Ehrengarde zu überwältigen und sie zu töten. Wenn wir schnell handeln, haben Lord Chipino und diese lächerliche kleine Kompanie, die sie geschickt hat, um uns abzulenken, keine Möglichkeit, sich zu befreien.«
Der Befehlshaber rannte davon, um das vereinbarte Hornsignal zu veranlassen, und Tasaio erhob sich mit zusammengekniffen Augen von seinem Platz und überprüfte
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