Der Sklave von Midkemia
menschlichen Reiter kniffen die Augen zusammen und dachten an den bevorstehenden Kampf mit dem Feind. Den Schwertern der Minwanabi gegenüberzutreten schien weniger gefährlich als diese Sprünge auf dem Rücken der Cho-ja. Bei der Gnade der Götter, der Kommandeur der Acoma konnte nichts tun, als sich festzuklammern und zu hoffen, daß seine menschlichen Kameraden den Ritt ebenfalls überstehen würden, ohne sich den Hals zu brechen.
Das Land wurde ebener und sandiger. Mox’l zeigte keine der Anzeichen, die bei Menschen gewöhnlich von körperlicher Erschöpfung kündeten. Sein rundherum von Chitin umhüllter Körper schwitzte nicht, und die gepanzerten Seiten ließen auch nicht auf schnellere Atemzüge schließen. Lujan zwinkerte die tränenden Augen frei und blickte sich um. Seine Soldaten waren alle noch auf ihren Plätzen, obwohl einige sehr verkrampft und blaß wirkten. Er rief seinen Offizieren ermutigende Worte zu, dann blickte er wieder nach vorn, gegen den Wind, um zu sehen, wie schnell sie vorankamen.
Die Cho-ja hatten die Krieger über eine Strecke von mehr als drei Wegstunden getragen, dafür jedoch nur einen Bruchteil dieser Zeit benötigt. Auf dem Flachland waren sie sogar noch schneller – und dabei wirbelten ihre flinken Krallenfüße kaum Staub auf. Lujan machte in der Ferne die Gestalt eines einsamen Läufers aus. Zuversichtlich jetzt, ja sogar aufgeregt, beugte er sich etwas hinab und deutete vor Mox’ls Facettenauge darauf.
Der Cho-ja-Kommandeur nickte, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. »Ein feindlicher Bote flieht vor uns«, führte er aus, denn seine Augen waren weitaus schärfer als die eines Menschen. »Wir müssen ihn einholen, wenn wir den Erfolg unserer Mission nicht gefährden wollen.«
Lujan öffnete seinen Mund und wollte schon zustimmen, gab dann aber einem spontanen Einfall nach. »Nein«, entschied er. »Lassen wir den Mann in seinem Schrecken dahinjagen und seine Befehlshaber unbeschadet erreichen. Wir werden ihm auf den Fersen bleiben, während noch seine Furcht den Mut unserer Feinde schwächt.«
»Menschen kennen Menschen am besten«, zitierte Mox’l ein Sprichwort der Cho-ja. »Wir werden verfahren, wie Ihr es für richtig haltet, für die Ehre Eurer Lady und unserer Königin.«
Der Ritt endete am Fuß der Berge vor einer Reihe von Höhlen in den Abhängen, die dem Tal gegenüberlagen, durch das die Armeen der Acoma und Xacatecas am Tage zuvor marschiert waren. Lujan sah den Läufer in den Schatten verschwinden, dann entstand ein Wirbel an Bewegung, als Männer, die für Wüstenmänner viel zu groß waren, aus ihrem Versteck quollen, um schnellstens ihre Helme aufzusetzen. Sie waren nur unvollständig gerüstet und bewaffnet gewesen, denn sie hatten erwartet, über die Hügel zu klettern und dann über die Anhöhen, die einen Blick auf die Trockenpfanne gewährten, auf Maras Truppen zuzumarschieren. Jetzt wurden sie völlig unvorbereitet überrascht und versuchten schleunigst, sich in unordentlichen Reihen aufzustellen, während sie lauthals über die abgenommenen Schwertgürtel fluchten.
Lujan und seine berittene Streitmacht rasten weiter, bis sie beinahe in Bogenschußweite waren. Dann hielten die Cho-ja abrupt an. Die menschlichen Krieger kletterten von ihren insektenähnlichen Gefährten, und die Kompanien stellten sich zum Kampf auf und griffen an. Das Manöver hätte nicht besser vonstatten gehen können, wenn sie geübt hätten. Sie wußten nicht, wie vielen Feinden sie tatsächlich gegenüberstanden, deshalb blieben die Acoma vorsichtig. Stets eingedenk ihrer Kameraden hielten sogar die heißblütigsten Krieger ihre Plätze ein, als sie mit dem Kampfschrei auf den Lippen auf die Reihen ihrer Feinde zustürzten.
Sie schlugen zu – und dann war die Auseinandersetzung in vollem Gange. Die Krieger der Acoma mochten in der Minderheit sein, doch sie waren so empört über die Falle, mit der ihre Lady ihrer Ehre hatte beraubt werden sollen, daß sie wie die Teufel kämpften. Sie hatten das Unmögliche fertiggebracht und einige Wegstunden lebensfeindlichen Wüstengebiets auf den Rücken der Cho-ja zurückgelegt; ihre Muskeln waren ausgeruht und ihre Körper vollgepumpt mit Adrenalin, weil sie das Undenkbare geschafft hatten. Die Gefahren des Ungewissen wurden von dem bekannten Rhythmus aus Stoß, Verteidigung und Ausfall ersetzt, als Maras grüngerüstete Krieger den Feind mit Feuereifer bekämpften.
Bar solcher Gefühle, doch ausdrücklich zum Töten
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