Der Sklave von Midkemia
Nähe zwischen den Felsen versteckt und amüsierte sich auf seine Kosten.
Tasaio ließ seinen Blick über die Hügel schweifen, um einen Anhaltspunkt zu finden, wohin er seine beschämte Patrouille schicken könnte, die jetzt genauso gedemütigt und mordlüstern war wie er. Dem fliehenden Sklaven zu folgen wäre zu offensichtlich; so dumm war Mara nicht –
In diesem Augenblick setzte der Pfeilhagel ein.
Den Mann direkt neben Tasaio erwischte es genau über dem Wangenbügel. Er fiel, während er sich noch ans Gesicht griff. Tasaio sah andere Krieger taumeln, und er selbst erhielt einen Streifschuß an seiner Rüstung, der eine tiefe Kerbe in die Fcllschichten riß, bevor er abprallte, ohne ihn zu verletzen. Seine spontane Reaktion als Kommandeur war, Befehle zu geben und einen ungeordneten Rückzug zu verhindern. Seine Krieger waren erfahren. Sie reagierten wie die wohlausgebildete Elite, die sie waren, und zogen sich geordnet in die Deckung der Felsen und Felsvorsprünge zurück. Sofort versuchte Tasaio, die Flugbahn der Pfeile zurückzuverfolgen und einen Gegenangriff zu organisieren, um die Bogenschützen der Acoma auszuschalten.
Doch Geprassel von Geröll erklang auf dem Hügel, den er erst kurz zuvor erklommen hatte. Abgelenkt von der Störung, wirbelte Tasaio herum und sah einen Helm mit Federbusch hinter einer Felsspalte aufblitzen. Rüstungen im Grün der Acoma folgten, begleitet vom unverkennbaren Zischen von Schwertern, die aus den Scheiden gezogen wurden. Stimmen ergänzten den Lärm, ordneten an, die Reihen für den bevorstehenden Angriff zu schließen.
»Sie versuchen uns den Weg abzuschneiden«, sagte der Patrouillenführer der Minwanabi rasch.
»Unmöglich!« rief Tasaio. Es war völlig ausgeschlossen, daß Maras Krieger sie so schnell seitlich umgangen hatten, um jetzt von hinten angreifen zu können.
Der Patrouillenführer war seinem Vorgesetzten gegenüber vorsichtiger als der Befehlshaber, und so schwieg er und wartete, bis Tasaio weitere Befehle gab.
»Cho-ja«, sagte Tasaio plötzlich. »Sie muß einige von ihnen zurückbehalten haben.« Sie konnten sich rasch fortbewegen, auch in unsicherem Gelände – und doch klangen die Stimmen hinter dem Hügel deutlich menschlich. Tasaio zögerte einen Augenblick. Er konnte es sich nicht leisten, einen Fehler zu machen; wenn Mara ihn hierhergelockt hatte, besaß sie sicherlich die Möglichkeit, ihm und seinen Männern den Weg abzuschneiden und sie alle zu vernichten. Das jedoch wäre ein Desaster für die Minwanabi.
Man würde sein Gesicht erkennen, wenn nicht sie, dann der Lord der Xacatecas. Er war viel zu bekannt in der Kriegspartei, um nicht erkannt zu werden. Wenn sie eine so hochrangige Persönlichkeit aus dem Haus Minwanabi – und noch dazu den Cousin des Lords – in die Finger bekamen, hätten sie einen deutlichen Beweis für den Verrat. Denn obwohl dieser Zwischenfall außerhalb des Kaiserreichs stattfand, bedeutete die Vereinbarung mit den Wüstennomaden, die Feinde des Kaiserreichs zu unterstützen. Und obwohl Tasaio bereit, wenn nicht sogar darauf erpicht gewesen war, sein Leben für die Möglichkeit hinzugeben, Mara zu Turakamu zu schicken, wagte er es nicht in einer Weise zu tun, die seine Ahnen entwürdigt hätte. Nein, Mara hatte ihn in eine Falle gelockt. Er hatte nur eine Alternative, so abscheulich sie auch sein mochte.
»Rückzug«, befahl Tasaio kurz angebunden. »Zieht euch geordnet, aber rasch zurück. Wir dürfen dem Feind keinen Sieg schenken.«
Die Krieger gehorchten ohne Widerrede und verließen die Deckung. Sie rannten im Zickzack und wurden von den Bogenschützen der Acoma wieder mit einem Pfeilhagel eingedeckt, als sie sich in Richtung der Trockenpfannc zurückzogen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, wie die echter Soldaten. Auch Tasaio enthüllte keines seiner Gefühle, doch jeder einzelne Schritt dieses Rückzugs brannte in ihm. Niemals zuvor hatte er von einem Schlachtfeld fliehen müssen. Die Schande bereitete ihm körperliche Schmerzen. Er hatte Mara bisher als eine Feindin seines Hauses und seiner Familie geschmäht. In diesem Augenblick jedoch nahm sein Haß persönliche Züge an. Für diese Schmach, die er sich durch eine falsche Taktik, seinen Übereifer und seine Blutrünstigkeit eingehandelt hatte, würde die Lady der Acoma eines Tages bezahlen müssen. Bis zum letzten Atemzug würde er sie jagen und alle, die zu ihr gehörten. In das Geräusch herabprasselnder Pfeile mischte sich das unterdrückte
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