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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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blutgetränkten Toten der Stämme und die gelb-purpurnen Rüstungen gefallener Tsurani. Er starrte auf die weiter hinten liegenden Hügel, bis seine Augen brannten, und versuchte zu ergründen, was die Bewegung bedeuten mochte, die wie siedendes Wasser kurz vorm Kochen durch die Truppen der Acoma floß, die dort noch immer in Position standen.
    »Warum hält sie ihre Truppen zurück?« schnauzte Tasaio ungeduldig. »Ihre Verbündeten sind in Lebensgefahr, und ihre Familienehre ist bedroht.«
    Unten auf der Trockenpfannc dachte Chipino das gleiche. Ein Hornruf erklang von der Kompanie, die auf der Ebene eingekesselt war, das deutliche Signal für den Wunsch nach Unterstützung. Als Antwort löste sich ein kleines, dichtes Rechteck aus den Hügeln und näherte sich dem Kampfgeschehen.
    »Eine halbe Kompanie, wie es aussieht«, erklärte der Befehlshaber der Minwanabi in dem Versuch, hilfreich zu sein.
    »Das sehe ich.« Tasaio strich über das Heft seiner Waffe, unterdrückte den Impuls, auf und ab zu schreiten, nahm statt dessen den einfachen Helm ohne Federbusch auf, den er für den Feldzug in der Wüste hatte herstellen lassen. »Ich muß eine Stelle finden, von der aus ich eine bessere Sicht habe.« Er befestigte die Riemen und zog sie fest. »Holt Läufer her! Wir müssen die Kompanien hinter der Hügelkette benachrichtigen, daß der Kampf sich nicht so entwickelt, wie wir es geplant hatten.«
    »Ja, Herr. Wie Ihr befehlt.« Der Befehlshaber eilte davon, unbeholfen aus Angst vor Tasaios Wut. Doch die Gereiztheit seines Vorgesetzten hatte nichts mit Mutlosigkeit zu tun. Kämpfe entwickelten sich eben manchmal nicht wie geplant; ein wirklich brillanter Mann, ein echter Meisterstratege konnte auch Rückschläge in einen Vorteil verwandeln.

    Lujan legte beklommen eine Hand auf den glatten, hornartigen Rückenpanzer des Cho-ja. Er widerstand dem Impuls, den insektenähnlichen Kommandeur erneut zu fragen, ob es ihm etwas ausmachte, einen menschlichen Reiter zu transportieren. Das Geschöpf und seine Kameraden hatten in die Bitte des Midkemiers eingewilligt, und dies noch einmal zu überprüfen würde bedeuten, die Würde der Cho-ja in Frage zu stellen. »Mox’l, Ihr müßt mir sagen, wenn es für Euch unangenehm ist«, bot der Kommandeur entgegenkommend an.
    Mox’l drehte ihm den abgerundeten, schwarzgepanzerten Kopf zu; seine Augen verschwanden im Schatten des Helms mit dem Federbusch. »Meine Kraft reicht für diesen Zweck«, versicherte er. »Vielleicht sollte ich mich hinhocken, damit Ihr aufsteigen könnt?«
    Lujan erschauderte innerlich. »Nein«, entgegnete er rasch. »Das wird nicht nötig sein.« Er beschloß, eher seine kurzen Hosen zu zerreißen, als zuzulassen, daß sich der Cho-ja-Offizier auch nur im geringsten unterwürfig verhielt. Während er sich nach einem geeigneten Stein als Aufstiegshilfe umschaute, überlegte er, ob die menschlichen Krieger in seiner Kompanie sich der Notwendigkeit ebenso schnell fügen würden, wenn ihre Rollen vertauscht wären. Vielleicht hatte Kevin recht, und das Konzept der Ehre schränkte sie zu stark ein. Dann, als Lujan ungelenk herumtastete, um auf dem glatten Chitinpanzer seines Reittieres Halt zu finden, verbannte er solch ruchlose Gedanken. Es war ein schlechtes Omen, blasphemische Gedanken zu hegen, wenn eine Schlacht kurz bevorstand. Wenn die Acoma den Zorn der Götter verdient hatten, würde er es früh genug herausfinden.
    Er verspürte eine Beklommenheit, die er aus Gründen der Ehre niemals enthüllen durfte, faßte den Cho-ja um das Nackensegment und schwang sein Bein über das abgerundete, schwach gewellte Mittelteil. Mit einem Ruck hievte er sich hoch. Die drei Beinpaare der Kreatur wurden etwas hinuntergedrückt, dann hatten sie sich an das zusätzliche Gewicht gewöhnt. Um ihn herum standen die anderen Soldaten seiner Kompanie paarweise mit einem Cho-ja; sie folgten seinem kühnen Beispiel und kletterten ebenfalls auf. Falls einer von ihnen es unbequem oder rutschig gefunden hätte, behielt er es für sich.
    »Wie geht es Euch, Mox’l?« wollte Lujan wissen.
    Die Stimme des Cho-ja klang merkwürdig; sie schien von irgendwo vor und unter ihm zu kommen. Gewöhnlich gingen diese Wesen in der Gegenwart von Menschen aufrecht und benutzten alle sechs Beine nur dann, wenn sie schnell laufen mußten. »Es ist sehr aufmerksam von Euch, mich das zu fragen, Kommandeur. Doch ich leide nicht. Lieber möchte ich Euch bitten, zur eigenen Sicherheit darauf zu achten,

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