Der Sklave von Midkemia
Stöhnen der Krieger, die gestürzt waren und im Sterben lagen. Noch während er rannte, schwor sich Tasaio, daß er Maras Niedergang kühl berechnen, jeden einzelnen Schritt todsicher vorausplanen würde, bis diese Beleidigung gerächt wäre.
Einer der Gefallenen war sein Leibdiener. Wieder fluchte Tasaio, als er bemerkte, daß der Mann nicht mehr neben ihm war. Er würde einen anderen ausbilden müssen, und das war vergeudete Zeit, da die meisten Kandidaten gewöhnlich starben, bevor er jemanden mit Reflexen fand, deren Schnelligkeit seinen Ansprüchen genügte. Es gab also noch eine Rechnung zu begleichen, noch einen Grund mehr, weshalb er Mara bluten und leiden lassen mußte. All sein Denken wurde jetzt von seinem Haß beherrscht, und so raste Tasaio über die Trockenpfanne, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Daher erfuhr er erst, als er bei der halben, zu voreilig und unbesonnen zurückgeschickten Kompanie in Sicherheit war, daß er und seine Truppe von einer Handvoll Cho-ja und Soldaten in die Flucht geschlagen worden waren – sie hatten ihn glauben gemacht, er wäre umzingelt. Tatsächlich hatten sie nichts als ein paar Helme auf Stöcken hochgehalten und lose Rüstungsteile an Seilen durch den Sand gezogen, um viel Krach zu erzeugen und ordentlich Staub aufzuwirbeln.
Der Befehlshaber führte dies umständlich aus, und obwohl er ein klägliches Gesicht zog und nicht die leiseste Spur von Spott zeigte, wirbelte Tasaio wutentbrannt herum.
»Bringt diesen Mann zum Schweigen!« rief er seinem Patrouillenführer zu. »Schneidet ihm die Kehle durch und nehmt seinen Federbusch. Ihr seid von diesem Augenblick an befördert und nehmt seine Position ein.«
Der Patrouillenführer verbeugte sich. Auf seinem Gesicht lag nicht der leiseste Hauch von Unbehagen, als er das Schwert zog, um den Befehl seines Vorgesetzten auszuführen.
Tasaio blickte auf den Hügel, wo Mara und ihre Ehrenwache sich vermutlich verbargen und sich gewiß über seine Niederlage amüsierten. Die Tatsache, daß er die Xacatecas umzingelt hatte und sie von seiner Gnade abhingen, minderte das Gefühl der Blamage nicht. Tasaio zuckte nicht mit der Wimper, als sein Befehlshaber hinter ihm niedergestochen wurde. Er tat, als würde er die gurgelnden Laute nicht hören, die der Mann ausstieß, und richtete seine Aufmerksamkeit darauf, das zu retten, was noch zu retten war; er befahl einen erneuten Angriff auf Lord Chipino und die Xacatecas sowie auf die von jeglicher Unterstützung abgeschnittene halbe Kompanie der Acoma. Wenn er Mara schon nicht bekommen konnte, dann konnte er wenigstens sicherstellen, daß ihre Ehre mit ihrem Verbündeten unterging.
Doch als die Sonne den Zenit überschritten hatte und hinter dichten Staubschwaden dem Horizont entgegeneilte, hielten Lord Chipinos Krieger immer noch die Stellung. Viele von ihnen waren tot, doch die Überlebenden waren nicht mutlos geworden. Tasaios Stimmung verschlechterte sich, als ein erschöpfter Bote die Nachricht brachte, daß seine Krieger hinter dem westlichen Hügel angegriffen und von den Acoma besiegt worden waren. Die hinter dem östlichen Hügel hatten sich möglicherweise halten können; zumindest traf kein Bote mit irgendwelchen Nachrichten ein. Tasaio schickte Kundschafter aus, doch keiner von ihnen kehrte zurück.
»Verfluchte Cho-ja«, endete der Bote. »Ohne sie wäre ihr der Sieg nicht gelungen.«
»Was soll das heißen?« verlangte Tasaio zu wissen. Er war äußerst gereizt. Doch kurze Zeit später sah er es mit eigenen Augen, als nämlich eine Kompanie von Acoma-Kriegern aus dem Tal zwischen besagten Hügeln herausbrach, um den Xacatecas zu Hilfe zu kommen. Sie näherten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Rücken ihrer verbündeten Cho-ja. Als sie das Schlachtfeld erreicht hatten, stiegen sie ab, nahmen Aufstellung und griffen mit großer Heftigkeit seine Truppen an.
Tasaios Krieger hatten den ganzen Tag unter der unbarmherzigen Sonne gekämpft. Sie schwitzten und hatten keine Reserven mehr für diese neue und unerwartete Bedrohung. Die Soldaten von Lord Chipino dagegen schöpften angesichts der nahenden Rettung neuen Mut und gingen ihrerseits zum Angriff über. Die Minwanabi konnten sie nicht aufhalten, und wieder einmal war Tasaio gezwungen, den Befehl zum Rückzug zu geben.
Er zischte den Befehl zwischen zusammengepreßten Zähnen hindurch, vor Scham weiß wie ein Leichentuch. Sein Plan in Dustari lag in Scherben, hatte auf ganzer Linie versagt. Und all das,
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