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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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»Lord Chipino«, fügte sie förmlich hinzu, als wäre ihr das Ganze peinlich, »ich bitte um eines als Ausgleich für die Taten der Acoma zu Euren Gunsten: nämlich daß ich zu einer Zeit meiner Wahl Eure Stimme im Kaiserlichen Rat erhalte. Ist dies annehmbar für Euch?«
    Lord Chipino neigte seinen Kopf; er war sehr zufrieden. Die Bitte war eine Kleinigkeit und das Mädchen trotz ihrer Jugend über die Maßen vorsichtig, da sie nur eine bescheidene Forderung ausgesprochen hatte. Er murmelte einen Befehl, und sein Läufer rannte davon, um den Schreiber zu holen, damit sie die Angelegenheit offiziell besiegeln konnten. Dann ergänzte er Maras angemessene Bitte noch um einen Punkt: »Ich lasse eine schöne Rüstung in den Farben der Acoma für den barbarischen Sklaven herstellen, damit es das nächste Mal, wenn er seiner Lady hilft, einen Feind mit dem Aussehen einer Ehrenwache zu ködern, etwas angenehmer für ihn ist.« Kevin lächelte anerkennend über den tsuranischen Humor: Niemals würde er die Rüstung tragen dürfen, doch sie gehörte ihm als eine Art Trophäe. Dann, nachdem die Angelegenheit in aller Zufriedenheit geregelt worden war, klatschte Chipino in die Hände. »Ihr könnt hier mit mir essen«, sagte er mit einer Handbewegung, die auch den barbarischen Sklaven einschloß. »Zusammen werden wir einen guten Wein trinken und die Niederlage unserer Feinde feiern.«

    Jemand rüttelte unsanft an Maras Schulter. Sie wachte auf und rollte sich herum. Dunkle Haare hingen in den Wimpern, und sie seufzte schläfrig.
    »Mara, du mußt aufwachen«, flüsterte Kevin ihr ins Ohr.
    Die Decken waren viel zu warm und gemütlich. Da sie noch müde von der Schlacht war und es ihr mehr als nur ein bißchen schlecht ging wegen des San-Weins, den sie mit Lord Chipino zur Feier ihres Sieges getrunken hatte, konnte sie die schweren Lider nur mit großer Anstrengung öffnen. »Was ist los?«
    Der Himmel auf der anderen Seite der Türklappe, die wegen der nächtlichen Brise geöffnet war, wirkte grau im Licht der Morgendämmerung. In den Sanddünen des Tieflandes sanken die Temperaturen auch nach Sonnenuntergang nicht, im Gegensatz zu den Bergen. Mara blinzelte und rückte näher an Kevins warmen Körper. »Es ist noch zu früh«, protestierte sie und begann ihn herausfordernd zu kitzeln.
    »Lady«, mahnte der Barbar sanft, »Lujan wartet mit einer Nachricht.«
    »Was?« Mara war sofort hellwach und setzte sich auf. Das offene Haar strömte weich über ihre Schultern, als sie energisch in die Hände klatschte, um von ihrem Diener eine Robe zu erhalten. Im Vorraum des Kommando-Zelts ging Lujan in großen Schritten auf und ab, den Helm in der Armbeuge – eine wandernde, schattenhafte Silhouette auf dem Fransenvorhang, der den Raum unterteilte. Schnell schlüpfte die Lady der Acoma in die ihr hingehaltene Robe, dann stand sie auf und eilte zu ihrem Kommandeur, während Kevin noch nach seinen Hosen tastete.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?« wollte sie von dem sichtlich erregten Lujan wissen.
    Der Kommandeur verbeugte sich nur andeutungsweise. »Lady, Ihr müßt sofort mitkommen. Ich halte es für das beste, wenn Ihr es selbst seht.«
    Die Neugier machte Mara nachsichtig, und nachdem sie noch schnell die von ihrem Diener gebrachten Sandalen angezogen hatte, folgte sie ihrem Offizier in das schwache Licht des frühen Morgens.
    Ihre Augen gewöhnten sich an die Dämmerung, und sie blieb abrupt stehen, stieß dabei mit Kevin zusammen, der immer noch barfuß und weniger würdevoll hinter ihr her eilte. Er war damit beschäftigt gewesen, die Knöpfe zu schließen, und hatte nicht gesehen, daß sie stehengeblieben war.
    Doch diesmal verwünschte sie seine Unbeholfenheit nicht. Mara wurde viel zu sehr vom Anblick der sieben Gestalten in Bann gezogen, die gerade die Dünen herabstiegen und sich der Grenze des Lagers näherten. Sie waren klein, beinahe von zwergenähnlicher Statur. Perlenketten aus Glas, Horn und Jade hingen als Fransen am Saum ihrer Roben, und die Haare waren geflochten und mit bunten Troddeln geschmückt. Die restliche Kleidung war eher trist. Alle sieben hatten blaue Tätowierungen an den Handgelenken, die mit ihren unterschiedlichen, kunstvoll ausgeführten Mustern fast wie Armbänder wirkten.
    »Sie sehen aus wie Stammesführer«, meinte Mara verwundert.
    »Das dachte ich auch«, erwiderte Lujan. »Und doch kommen sie allein und unbewaffnet.«
    »Holt Lord Chipino«, ordnete Mara an.
    Ihr Kommandeur neigte seinen Kopf

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