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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Soldaten warteten, die sie mit Geschichten über den Kampf gegen die Wüstenbanditen ergötzten. In althergebrachter Weise sprachen die Krieger zurückhaltend über ihre eigenen Leistungen, waren jedoch voll des Lobes über die der anderen; ohne Ausnahme priesen alle die wagemutige Taktik, die eine bittere Niederlage in einen großartigen Sieg verwandelt hatte. Was ihre Lady im Spiel des Rates getan hatte, hatte sie jetzt auch auf dem Schlachtfeld vollbracht: Sie hatte die neue, ungewöhnliche Idee zu ihrer Verbündeten gemacht.
    Kevin saß neben seiner Herrin und lächelte genüßlich angesichts ihres freudestrahlenden Gesichtsausdrucks. Ayaki hockte wie ein Miniatur-Soldat rechts von seiner Mutter, wild entschlossen, bis zum Ende des Festes dabeizubleiben, obwohl er bereits gegen schwere Augenlider kämpfte. Er war während der Abwesenheit der Armee zum »Verteidiger des Hauses« ernannt worden, und wenn auch die wirklichen militärischen Befehle von Keyoke kamen, hatte der Junge eine beharrliche Hingabe entwickelt, die die Älteren überraschte. Endlos hatte er jedem Wachwechsel zugesehen. Ayaki war in dieser Hinsicht wie sein Vater, und was auch sonst von Buntokapi gesagt werden mochte, von seinem Pflichtbewußtsein und seinem Mut sprach man nur Gutes. Doch schließlich wurde der Junge von der Müdigkeit überwältigt. Sein Kinn fiel langsam immer weiter nach unten, bis er an der Seite seiner Mutter eingeschlummert war.
    Kevin erlaubte sich zu sprechen, ohne gefragt zu werden, und flüsterte: »Soll ich den Jungen ins Bett bringen?«
    Mara strich über die sanften Wangen ihres Sohnes und schüttelte den Kopf. »Laß ihn noch bleiben.« Dann schien sie angesichts ihres eigenen Glücks empfänglich für die Bedürfnisse anderer geworden zu sein. »Geh und begrüße deine Landsleute. Du brauchst erst später zurückzukehren.«
    Kevin unterdrückte ein Lächeln, als er durch die üppigen Kissenstapel stapfte und sich verneigte. Die lange Reise von Dustari hatte ihm und Mara wenig Raum füreinander gelassen. Im Gegensatz zu dem gewaltigen Kommando-Zelt in der Wüste mit seinen vielen Räumen und dem unauffälligen Kommen und Gehen von Bediensteten war das Handelsschiff, das sie über das Blutige Meer und den Gagajin zurückgebracht hatte, so überfüllt gewesen, daß keine Möglichkeit zur Intimität bestanden hatte. So sehr Kevin sich auch danach sehnte, seine Kameraden zu besuchen, verlangte es ihn doch nach dem Augenblick, da er an Maras Seite zurückkehren konnte.
    Seine Herrin mochte ihm ihre ewige Liebe schenken, doch die tsuranische Kultur würde sich niemals ändern. Kevin schlüpfte aus der Halle mit dem forschen Schritt eines Mannes, der einen Auftrag zu erfüllen hat. Als er erst einmal aus dem Haus war, überquerte er das von Fackeln beleuchtete Gelände im Laufschritt. Seine begünstigte Stellung als Maras Liebhaber nützte ihm gar nichts, wenn Jican ihn »faulenzen« sehen würde, ohne irgendeine Arbeit.
    Kevin hielt sich in den Schatten verborgen, was einfacher wurde, je weiter er sich von den Küchenräumen und den Baracken entfernte. In den Unterkünften der Bediensteten brannten weniger Lichter, und die Sklavenquartiere waren beinahe ganz dunkel.
    Die Musik der Siegesfeier schien jetzt weit entfernt, zu schwach, um eine Melodie erkennen zu können. Kevin stolperte über Furchen in der festgetretenen Erde, bis seine Augen sich an die Nacht gewöhnt hatten. Nur ein kupferner Halbmond konnte ihn leiten, als er an den äußeren Gebäuden vorbeiging und den Bereich der darunterliegenden Bretterhütten betrat. Hier gab es keine schmuckvolle Aufmachung. Kevin spürte, wie seine Brust enger wurde, als er es bemerkte: die Sklavenquartiere waren anläßlich der Feier zwar weiß getüncht worden, doch es waren immer noch schlichte, kleine Hütten. Vor den Türen saßen schmutzige, abgerissene Männer auf dem Boden und teilten sich den Inhalt mehrerer Keramik-Kessel. Sie aßen ihren Anteil des Banketts, das zu Ehren von Maras Sieg gegeben worden war, mit den Fingern und schlangen gierig jeden Bissen hinunter, als könnte es der letzte sein.
    Ein Mann sah Kevin kommen und flüsterte etwas, und sofort brach die Unterhaltung ab. Alle Blicke wandten sich ihm zu. Jemand erklärte auf midkemisch, daß einer mit einem so großen Körper niemals ein tsuranischer Aufseher sein konnte.
    Dann rief eine andere Stimme aus der offenen Tür der Hütte: »Ich werd verrückt! Sie haben dich noch nicht gehängt?« Lautes Lachen

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