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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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folgte, und eine untersetzte Gestalt in einer geflickten grauen Robe rauschte heraus, um ihn zu begrüßen.
    Kevin erwiderte das Lachen, umarmte den breitschultrigen Mann und fuhr spielerisch über seinen kahlen Kopf. »Patrick! Sie haben dich also auch noch nicht gehängt, wie ich sehe.«
    Patrick grinste breit. »Wohl kaum, alter Knabe. Ich bin der einzige, der diese mörderische Gruppe zusammenhalten kann.« Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Zumindest lassen wir die Wichte in diesem Glauben.«
    Kevin versteifte sich und riß sich aus der Umarmung los. Drei Jahre lang hatte er nur mit »Wichten« gelebt, und die abfällige Bezeichnung brachte die schockierende Erkenntnis, daß er die Tsurani jetzt mit anderen Augen sah. Nun, da er mit den hageren Gesichtern seiner Landsleute konfrontiert wurde, konnte er der Tatsache nicht länger entfliehen, daß seine Situation einzigartig war. Vertraute Gesichtszüge hatten sich geändert, waren sonnengebräunt und verhärtet trotz des Lächelns, mit dem sie die Entdeckung begrüßten, daß der Sohn ihres Lehnsherrn noch lebte. Kevin ließ seinen Blick über die versammelten Männer schweifen, und seine Freude sank noch weiter, als er begriff, wer fehlte. »Brandon und William von LaMut, wo sind sie?« Als wären weitere Männer vielleicht in den düsteren Türeingängen versteckt, suchte Kevin weiter. »Marcus, Stephen und Henry. Die beiden Tims? Brian, Donell und Jon: Wo sind sie, Patrick?«
    »Die Dinge haben sich geändert, während du fort warst, alter Junge.« Patrick stieß einen müden Seufzer aus. »Dieser Jican ist ein wahrer Teufel, wenn es darum geht, Einsparungen zu machen. Daher sind die Vergünstigungen, die du von Mylady erreicht hattest, schnell wieder verschwunden. Wir werden jetzt genauso behandelt wie andere Sklaven auch.«
    »Aber wo sind die übrigen von uns?« Kevin war betroffen.
    Gemurmel machte sich breit, während Patrick mit dünnen Lippen antwortete. »Brian bekam ein Magenproblem und starb nach einer Woche. Die Wichte ließen ihn einfach hier liegen und wollten wegen eines Sklaven keinen Heiler rufen. Donell wurde während der Brunftzeit im letzten Frühling von einem Needra-Bullen getötet. Marcus starb in der nächsten Regenzeit, nachdem du fort warst, am Fieber. Irgendeine Schlange – sie heißt Relli bei den Wichten – biß Tim Masonsson, und die Wachen töteten ihn, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie sagten, sie hätten ihm einen langsamen Tod erspart.«
    »Das zumindest war barmherzig«, fiel Kevin ihm ins Wort. »Das Gift der Relli tötet sehr langsam und schmerzhaft, und niemand kennt ein Gegenmittel.«
    Patrick war nicht überzeugt und legte seinen Arm um die Schultern seines Landsmannes. Er stank nach Schmutz, Schweiß und Needras, doch Kevin bemerkte wenig außer seinen geflüsterten Worten. »Einige der Wichte verstehen ein paar Brocken von der Sprache des Königreichs, vermuten wir. Jon wurde irgendwo hingeschickt, um mit Holz zu arbeiten; irgendwie haben sie herausgefunden, daß er ein Zimmermann war. Wir haben ihn seit einem Jahr nicht gesehen. Samuel von Toren verlor die Beherrschung und schlug einen Wicht nieder – dafür wurde er innerhalb weniger Minuten gehängt.« Patrick blickte sich nervös um, dann traute er sich, auch den Rest zu erzählen: »Doch Tim Blodget und die anderen sind geflohen.«
    Kevin vergaß seine Beherrschung. Er machte einen Satz nach hinten, die Augen weit aufgerissen. »Geflohen!«
    Patrick griff schnell nach Kevins Handgelenk und zog ihn von den Hütten weg, hinter die Hecke zum Ufer eines kleinen Bachs. Nervös, angespannt und immer wieder einen Blick über die Schulter werfend, fuhr er leise murmelnd fort: »Es gibt Banditenlager in den Gebirgsausläufern im Westen. Die Wichte nennen diese Männer Graue Krieger. Wir hörten zufällig einige Soldaten nach dem Abmarsch der Armee über sie sprechen. William von LaMut entwischte und stahl sich dann zurück, um uns zu sagen, daß es stimmte. Brandon, Tim Blodget und Stephen gingen mit ihm, und wir haben ein paar Botschaften hin und her geschickt.«
    Der kleine Wasserlauf rauschte leise in seinem Bett aus Kieseln; die Musik war hier überhaupt nicht zu hören, nur das Zirpen der Nachtinsekten. Kevin setzte sich hin, die Hände fest um die Unterarme gepreßt. »Geflohen«, murmelte er.
    Patrick suchte sich einen vom Wasser glattgeschliffenen Stein, setzte sich ebenfalls hin und zupfte geistesabwesend einen Grashalm heraus. »Sie haben ihre Wachen

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