Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
aufrechte, angemessene Haltung und widerstand dem starken Drang, einen Blick auf die Hunde zu werfen, die jetzt leise und bedrohlich jeden anknurrten, der vorbeiging. Auf Desios Geste ließ Irrilandi die Ehrengarde der Minwanabi in diskreter Entfernung warten; Jiros Truppenführer tat das gleiche, und andere Sklaven brachten Schüsseln und Tücher, um den beiden Edlen beim Händewaschen zu helfen.
    Einer der beiden Hunde jaulte auf. Jiro schenkte dem keine Beachtung, sondern tauchte seine Finger in das parfümierte Wasser und hielt sie zum Trocknen hoch. »Ihr besitzt ein eindrucksvolles Heim, Mylord. Wenn ich mir große Festlichkeiten in dieser Halle vorstelle, bedaure ich es sehr, daß ich die Geburtstagsfeier des Kriegsherrn verpaßt habe.«
    Incomo, der sich gerade rechts von seinem Herrn niederlassen wollte, erstarrte mitten in der Bewegung. Er warf Desio einen eindringlichen Blick zu, und an der Härte in dessen Gesicht erkannte er, daß er nicht handeln mußte; die Anspielung auf das Ereignis, als Lady Mara den früheren Lord der Minwanabi zu unehrenhaftem Verhalten und anschließendem rituellen Selbstmord gebracht hatte, war der Aufmerksamkeit seines Herrn nicht entgangen.
    In der gewaltigen Halle war es totenstill. Desio streckte die Hand aus und griff nach einem Glas Saft; daß er jeglichen Alkohol mied, zeugte von seiner inneren Wut. Er nippte daran, versagte seinem Gast jedoch unverblümt die Erlaubnis, sich ebenfalls etwas von den Erfrischungen zu nehmen. Keine noch so große von den Jagdhunden ausgehende Faszination konnte die gegenwärtige Gefahr für den Anasati lindern. Desio war ein mächtiger Herr, und er saß in seiner eigenen Halle; das Schweigen würde sich eine Ewigkeit hinziehen, ehe er sich herabließ, diesen Emporkömmling nach dem Grund seines Besuches zu fragen.
    Jiro ließ genug Zeit verstreichen, bis er bewiesen hatte, daß er nicht eingeschüchtert war. Dann meinte er plötzlich fröhlich: »Großartige Neuigkeiten aus Dustari. Jetzt, da die Wüstennomaden und ihre Verbündeten in die Flucht geschlagen sind, wird das Kaiserreich in den nächsten Jahren auch an der südlichen Grenze Frieden genießen.«
    Desios Blick flog zu seinem Ersten Berater, der ihm eine verstohlene Warnung zukommen ließ. Bei der Erwähnung der Verbündeten hatte Jiro entweder geraten, daß die Wüstenbewohner unter dem Einfluß der Minwanabi gehandelt hatten, oder die Anasati hatten so geschickt versteckte Spione wie Mara.
    Ein Hund jaulte; sein Hüter versuchte fieberhaft, ihn mit einem geflüsterten Tadel zur Ruhe zu bringen.
    Der Lord der Minwanabi schwieg.
    »Wenn die Acoma nicht ein solch sagenhaftes Glück hätten, wäre dieser Triumph niemals möglich gewesen«, endete Jiro; dann bewies er, daß er ebenfalls warten konnte.
    In entspannter Haltung leerte Desio sein Glas. Er lauschte den wenigen geflüsterten Worten seines Beraters, dann antwortete er in tadelloser Form: »Jeder Tat, die dem Schutz des Kaiserreichs dient, gebührt unser Lob. Oder denkt Ihr anders?«
    Jiro lächelte ohne Wärme. »Die Pflicht eines jeden Herrschers ist es, dem Kaiserreich zu dienen. Natürlich.«
    Die Unterhaltung geriet wieder ins Stocken, doch Incomos scharfer Verstand verhinderte, daß die Angelegenheit in einer Sackgasse landete. »Ich frage mich, wie Tecuma über den brillanten Sieg von Lady Mara denkt.«
    Endlich erhielt Jiro den Hinweis, auf den er gewartet hatte, und so nickte er dem dünnen alten Berater höflich zu. »Wir Anasati müssen einen schwierigen Kurs steuern, da uns die Blutsverbindung mit Maras Sohn und Erbe zwingt, gelegentlich Ziele zu verfolgen, die mit den Interessen der Acoma einhergehen.«
    »Fahrt fort«, ermutigte Incomo mit einem flüchtigen, auffordernden Blick zu seinem Herrn, der Höflichkeit Genüge zu tun und die Erfrischungen anzubieten. Desio gehorchte mit beleidigter Geste.
    Jiro nahm einen Fruchtsaft, dieselbe Kombination, die auch Lord Desio gewählt hatte. Er trank einen Schluck, schüttelte die glänzenden braunen Haare zurück und schien ins Leere zu starren. »Daß ein solcher Zustand endlos währt, ist sicherlich unnatürlich.« Er gab sich jetzt entwaffnend direkt. »Ich teile die Sorge um meinen Neffen, ja, aber laßt mich aufrichtig sein.« Er machte eine Pause, in der er erneut trank, bis Desio sich gespannt nach vorn beugte. Jiro nahm den Faden wieder auf: »Ayakis Mutter hat zu wenig Freunde, um einen solch gefährlichen Weg für die Anasati zu rechtfertigen.« Er gestattete

Weitere Kostenlose Bücher