Der Sklave von Midkemia
nicht so der Lord der Minwanabi. Er winkte seinem Gast und der gesamten Ehrengarde großmütig zu. »Kommt herein und nehmt Platz, damit wir nicht in aller Hast reden müssen.« Als sein Besucher einen besorgten Blick auf die Kiste warf, fuhr Desio fort: »Ich habe Diener, die Eure Tiere in den Schatten bringen können, damit sie nicht leiden müssen.«
Jiro zögerte. Sollte er die freundliche Aufforderung eines Ranghöheren zurückweisen und zugeben, daß er die Gastfreundschaft eines Feindes fürchtete was einer Beleidigung gleichkam? Unentschlossen fummelte er an seinem mit Perlmutt verzierten, lackierten Gürtel herum. »Mylord ist großzügig, doch die Biester, die ich transportiere, sind zu bösartig, um sie in fremden Händen zu lassen. Ich möchte keinen der Diener in Eurem Haushalt in Gefahr bringen.«
Ein merkwürdiges, tiefes Leuchten trat in Desios Augen. »Dann bringt die Biester mit; sie klingen interessant.«
Jiro verbeugte sich. Er befahl dem Diener, der an der Barke wartete: »Binde die Jagdhunde los und bring sie zu mir. Und so wahr dir Ehre etwas gilt, sorge dafür, daß kein unglückseliger Diener der Minwanabi zu nahe steht und Schaden nimmt.«
Der Diener erbleichte bei der Aufforderung, wie Desio deutlich sehen konnte. Seine eigenen Handflächen wurden vor Erregung feucht. Als Irrilandi die Minwanabi-Garde zum Marsch ins Haus aufstellte, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, einen kurzen Blick über die Schulter zu werfen. Auf der Barke zog sich der blasse Diener schwere Handschuhe an. Dann nahm er zwei dicke, geflochtene Stricke und gab den Sklaven ein Zeichen, die zögernd die Verkleidung der Kiste entfernten. Ein durchdringendes Bellen und scharfes Knurren war die Antwort, und die Sklaven sprangen erschreckt zurück. Der Diener setzte eine Knochenpfeife an die Lippen. Er blies nur einen einzigen Ton, und zwei Schnauzen wurden in der Öffnung sichtbar, gefolgt von weit auseinanderstehenden, schrägen Augen und bis auf Stummel abgeschnittenen Ohren. Die beiden grimmig aussehenden Hunde streckten breite Vorderpfoten aus dem Käfig, und die Sklaven duckten sich, während die Krieger in der Ehrengarde der Anasati verstohlen zu den Waffen griffen.
»Beeindruckend«, sagte Desio atemlos, als der Diener vortrat und die Leinen durch zwei juwelenbesetzte Halsbänder steckte. Die Hunde traten mit geschmeidiger Anmut aus ihrem Gefängnis. Sie hatten gewaltige Schultern und Kiefer, waren hellbraun und schwarz gefleckt. Sie sprangen zum Dock und setzten sich so hoheitsvoll hin, als würde es ihnen gehören.
»Mylord täte gut daran, etwas zurückzutreten«, murmelte Jiro.
Desio gehorchte, zu verzückt, um zu bemerken, daß ein Feind ihm gesagt hatte, was er tun sollte. »Beeindruckend«, wiederholte er, dann starrte er in die bernsteinfarbenen Augen, die in ihrer raubtierhaften Wildheit so leidenschaftslos waren wie die Tasaios draußen auf dem Übungsfeld beim Bogenschießen. Die Erinnerung an seinen Cousin, der ihn im Stich gelassen hatte, ärgerte ihn, und er nahm Incomos leises Zischen wahr, ein Zeichen, daß er wie ein Bauer dastand und gaffte. Desio bedeutete seiner Ehrengarde und dem Ersten Berater, ihm zu folgen, und schritt auf den Eingang der großen Halle zu.
»Was für Hunde sind das?« fragte er, während er die Halle durchquerte und das Podest mit den Kissen betrat, sein Berater einen halben Schritt hinter ihm.
»Es sind Jäger, die nicht ihresgleichen haben.« Auf eine Geste von Jiro führte der Diener die Hunde in eine sichere Ecke, außerhalb der Reichweite vorbeigehender Diener und in einiger Entfernung zu den Türen. Die Tiere ließen sich nieder, zu aufmerksam, um sich zu entspannen, mit ruhelosen, hungrigen Augen.
Inzwischen war Desio auf das Kopfschütteln Incomos aufmerksam geworden. Er begriff, daß seine Begehrlichkeit ein Nachteil sein konnte. Während er sich niederließ, schnaubte er durch die Nase, um die Angelegenheit etwas herunterzuspielen. »Wir haben sehr gute Spürhunde.«
Jiro widersprach ihm in aller Ruhe: »Keine wie diese, Mylord. Vielleicht kann ich Euch, wenn unsere Unterredung beendet ist, eine kleine Demonstration bieten?«
Desio strahlte. »In der Tat, vielleicht solltet Ihr das.« Er seufzte in unterdrückter Begeisterung, dann bedeutete er seinem Gast, sich ein Kissen auszusuchen. »Nehmt Platz, damit wir eine Erfrischung zu uns nehmen können.« Sklaven huschten mit Tabletts voller Speisen und Getränke herein. Desio bemühte sich um eine
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