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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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dunkle Schatten vor sonnenbeschienenem Gras. »Jagt«, murmelte Desio. »Jagt, bis eure Herzen platzen.«
    Die Hunde schossen über den Boden und hatten in Sekundenschnelle ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht. Ihre Schwänze wehten im Wind, und ihr wildes Gebell wurde dröhnend von den Bergen zurückgeworfen. In langen, geschmeidigen Sätzen verringerten sie die Entfernung zu ihrer fliehenden Beute. Die Sklaven warfen angsterfüllte Blicke zurück, und dann waren die Hunde auch schon bei ihnen.
    Der Wind trug die menschlichen Schreie zu ihnen, als der eine mit langen, steifen Beinen auf den Rücken des letzten Mannes sprang. Er wurde nach vorn geschleudert, fuchtelte verzweifelt mit Händen und Füßen herum, doch der Kiefer der Bestie schloß sich um seinen Nacken. Die Schreie hörten auf, aber nur einen kurzen Augenblick. Der andere Hund hatte den ersten Sklaven eingeholt, ihm die Kniesehne zerbissen, so daß der Sklave mit einem fürchterlichen Schrei zu Boden ging. Ein Chor von erschütterndem Geschrei und Geknurre erscholl auf dem Übungsfeld. Desio leckte sich die Lippen. Er betrachtete das um sich schlagende Opfer mit weiten, faszinierten Augen, dann lachte er über dessen vergeblichen Versuch, sich zu retten. Die Hunde waren flink und geschickt. Sie schossen hin und her, kreisten ihn ein, rissen an seinem Fleisch, machten rasch einen Satz zur Seite.
    »Ein Mann mit einem Messer hätte Schwierigkeiten, ihnen zu entkommen«, bemerkte Jiro. »Sie wurden ausgebildet, sorgfältig zu töten.«
    Desio seufzte. »Beeindruckend. Außerordentlich beeindruckend.« Er genoß jeden Augenblick des Gemetzels, bis der Sklave zu kämpfen aufhörte und die Hunde ein letztes Mal auf ihn eindrangen. Der eine biß dem Opfer die Kehle durch, und der letzte Schrei erstarb. In die unangenehme Stille hinein meinte Desio: »Wie die legendären Kampfhunde in den Sagen.«
    Jiro zuckte mit den Achseln. »Möglicherweise. Die Kriegshunde waren mit diesen vielleicht verwandt.« Als würde ihn das Thema langweilen, verneigte er sich vor Desio. »Da Ihr soviel Gefallen an ihnen findet, behaltet sie als mein Geschenk an Euch, Lord der Minwanabi. Jagt mit ihnen, und wenn sie auf Euer Kommando töten, denkt bitte an unser Gespräch von heute nachmittag.«
    Desio errötete vor Freude und erwiderte die Verbeugung. »Ihr bereichert mich mit Eurer Großzügigkeit, Jiro.« Leise fügte er hinzu: »Mehr als Ihr ahnt.« Jiro konnte die Freude seines Gastgebers nicht erwidern, doch der Lord der Minwanabi bemerkte das gar nicht, so gefangen war er von der Blutgier der Hunde. »Erlaubt mir, Euch und Euren Männern Quartiere anzubieten«, murmelte er. »Wir werden zusammen essen, und ich sorge dafür, daß jedes Eurer Bedürfnisse erfüllt wird.«
    »Ich bedauere, Eure Güte ablehnen zu müssen«, erwiderte Jiro beinahe hastig. »Doch ich werde flußabwärts erwartet, um mit einem Makler meines Vaters zu essen.«
    »Ein anderes Mal also.« Desio pfiff zweimal, und die Tiere ließen von den übel zugerichteten Leichen ab. Die Biester standen aufmerksam da, die scharlachroten, triefenden Schnauzen ihrem neuen Herrn zugewandt. Desio stieß wieder zwei Pfiffe aus. Als die Hunde gehorsam auf ihn zurasten, dachte er an Mara und wie lange weiße Fänge ihr verhaßtes Fleisch zerrissen. Dann lachte er laut auf. Ohne auf sein Gewand zu achten, tätschelte er jedem Hund den Kopf, bevor er die Leinen wieder an den Halsbändern befestigte. »Wunderbar«, bemerkte er zu den stillen Reihen seiner Ehrengarde und zu seinem Firsten Berater, der mit ausdruckslosem Gesicht daneben stand. »Ein würdiges Geschenk für einen aus meinem Geschlecht.« Er griff nach der Schnauze des größeren und meinte: »Dich nenne ich Mörder.« Dann tätschelte er dem anderen die verschmierte Nase. »Und du heißt ab jetzt Schlächter.«
    Die Hunde jaulten und ließen sich sanft zu seinen Füßen nieder. Desio erhob seine blauen Augen zu seinem Gast, den er beinahe vergessen hatte. »Eure Großzügigkeit ist einzigartig, Jiro. Ich muß dafür sorgen, daß Euer Besuch bei uns fruchtbare Ernte trägt.«
    Die Schatten der Hügel waren inzwischen länger geworden. Mit leisem Bedauern pfiff Desio seine neuen Spielkameraden zu sich, damit sie bei Fuß gingen. Sein Blick ließ niemals von ihnen ab, während des ganzen Weges bis zum Dock nicht, und er seufzte betrübt, als die Kiste abgeladen wurde und die Hunde für den Transport zu den Zwingern der Minwanabi dann eingesperrt wurden. Jiro

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