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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ärgerlichen Überlegungen.
    Sie wirbelte herum und rief scharf quer durch den Raum: »Was ist?«
    Der Anblick ihres Hadonras, der verängstigt zusammenzuckte, brachte sie zur Besinnung, und sie kam sich vor wie eine Närrin. Sie gab dem Aufseher mit einer Geste zu verstehen, aus dem Blumenbeet zu verschwinden, dann kehrte sie zu ihren Kissen zurück, auf denen Ayaki immer noch friedlich schlummerte.
    Jican trat jetzt ein. »Mistress?« fragte er vorsichtig.
    Mara winkte ihn zu sich heran und sagte: »Ich lerne gerade, warum Elzeki mit Sklaven diskutieren muß.«
    Der Aufseher trat durch die äußere Tür; die mißbilligenden Worte seiner Herrin trieben ihm die Schamröte ins Gesicht. Elzeki war selbst nicht viel mehr als ein Sklave, ein ungelernter Diener, der die Aufgabe hatte, die Arbeiter auf dem Gut zu beaufsichtigen. Diese Aufgabe, mit der auch eine gewisse Macht verbunden war, konnte ihm aber auch wieder genommen werden. Demütig warf er sich auf den gewachsten Boden und rechtfertigte sich mit hitzigen Worten. »Mistress, diese Barbaren haben keinerlei Sinn für irgendeine Art von Ordnung. Sie haben kein Wallum.« Er benutzte das alte tsuranische Wort, das »die Mitte des Seins« bedeutete – die Seele, die den Platz im Universum bestimmte. »Sie beklagen sich ständig, behaupten, sie wären krank, diskutieren, machen Witze …« Er war so verzweifelt, daß er den Tränen nahe war, und beendete den Satz mit einem ärgerlichen Ausruf: »Der Rothaarige ist der Schlimmste! Er führt sich auf, als wäre er ein Edler.«
    Maras Augen wurden groß vor Überraschung. »Ein Edler?«
    Elzeki richtete sich wieder auf und blickte den Hadonra hilfesuchend an, doch Jican war bei der Wortwahl des Aufsehers zusammengezuckt und sprachlos. Da also von dem Verwalter keine Unterstützung zu erwarten war, warf sich Elzeki wieder auf den Boden und preßte die Stirn gegen den Steinboden. »Bitte, Mistress! Ich wollte nicht unhöflich sein.«
    Mara wischte die Entschuldigung beiseite. »Nein, das versteht sich von selbst. Was hast du gerade gemeint?«
    Der Aufseher wagte einen Blick auf seine Herrin und sah, daß ihr Ärger sich in Neugier verwandelt hatte. »Die anderen Barbaren bringen ihm Achtung entgegen, Mylady. Vielleicht war dieser Rothaarige ein Offizier, der zu feige war, um zu sterben. Er hat möglicherweise gelogen. Diese Barbaren vermischen Wahrheit und Lügen ohne Unterschied miteinander, glaube ich manchmal. Ihre Verhaltensweisen sind merkwürdig. Sie verwirren mich.«
    Mara runzelte nachdenklich die Stirn. Wenn der Rothaarige ein Feigling war oder sich vor Schmerzen fürchtete, wäre er bei der Aussicht auf eine Auspeitschung niemals so gelassen geblieben.
    »Worüber habt ihr gestritten?« fragte Jican.
    Elzeki schien zu schrumpfen, als würden die Ereignisse, die zu seiner Beschämung geführt hatten, wieder neu erstehen, indem er sie berichtete. »Viele Dinge, ehrenvoller Hadonra. Der Barbar spricht mit einem starken Akzent, er ist schwer zu verstehen.« Durch die Läden hinter den Vorhängen drang das entfernte Geräusch von Peitschenhieben herein, gefolgt von gequältem Stöhnen. Die Wachen führten Maras Befehl peinlich genau aus. Der Aufseher wußte, daß er die Ungehorsamkeit der Barbaren am eigenen Leib zu spüren bekommen konnte, und er begann sichtlich zu schwitzen.
    Mara befahl, den Laden zu schließen, damit sie nicht mehr gestört würden. Als eine Dienerin herbeieilte, um ihren Wünschen nachzukommen, sah sie die verbliebenen Barbaren auf dem Weg; die Scheren faul in den Händen, die Blicke mit offener Feindseligkeit und voller Groll auf ihre Herrin gerichtet. Mara unterdrückte ihre Wut bei dem unverfrorenen Mangel an Respekt und fauchte den Aufseher an: »Dann nenne uns einfach einen Anlaß, den der Rothaarige wichtig genug fand, um darüber zu streiten.«
    Elzeki verlagerte sein Gewicht. »Der Rothaarige hat darum gebeten, einen der Männer ins Haus zu bringen.«
    Jican blickte fragend seine Herrin an, und mit einem knappen Nicken erteilte sie ihm die Erlaubnis zu weiteren Nachforschungen. »Welchen Grund nannte er dafür?«
    »Irgend so einen Unsinn, daß die Sonne hier heißer wäre als in ihrer eigenen Welt und daß dieser andere Mann unter der Hitze leiden würde.«
    Mara fragte: »Was noch?«
    Elzeki blickte auf seine Füße wie ein Junge, der beim Naschen in der Küche erwischt worden war. »Er behauptete außerdem, daß einige der Sklaven wegen der Hitze mehr Wasser benötigen würden, als wir

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