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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ihnen geben.«
    »Und weiter?« fragte Mara.
    »Er versuchte ihr faules Verhalten zu entschuldigen. Statt hart zu arbeiten, erklärte er, daß einige der Männer, die sich um die Blumen kümmern sollten, keinerlei Ahnung von Pflanzen hätten, schon gar nicht von denen unserer Welt. Er meinte, es wäre dumm, sie zu bestrafen, weil sie zu langsam arbeiteten.«
    Jican war verwundert. »Ich halte diese Vorschläge für hervorragend, Mylady.«
    Mara stieß einen leidgeprüften Seufzer aus. »Es scheint, als hätte ich zu voreilig gehandelt«, sagte sie reuevoll. »Elzeki, geh und bereite der Auspeitschung ein Ende. Sag meinen Wachen, sie sollen den Rothaarigen waschen und in mein Arbeitszimmer bringen.«
    Als der Aufseher unterwürfig davoneilte, wandte sich Mara an den Hadonra. »Jican, es sieht so aus, als hätte ich den falschen Mann bestrafen lassen.«
    »Elzeki war noch nie sehr einfühlsam«, stimmte Jican zu. Insgeheim wunderte er sich, warum seine Herrin unter ihrem Eingeständnis zu leiden schien.
    »Wir werden ihn versetzen müssen«, schloß Mara. »Die Sklaven sind zu wertvoll, als daß wir sie von solchen Dummköpfen falsch behandeln lassen können. Ihr werdet Elzeki die Neuigkeit überbringen und dann einen Ersatz für ihn auswählen.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylady.« Jican verneigte sich tief und ging. Als er über die Türschwelle auf den Gang trat, streichelte Mara über Ayakis Wange. Dann rief sie die Zofe herbei, die den Jungen in sein Gemach bringen sollte. Wenn sie schon selbst mit diesem rothaarigen Barbaren fertigwerden mußte, wollte sie jede andere Ablenkung ausschalten. Dieser Gedanke brachte sie zum Lächeln, während die Zofe den stämmigen Sohn nahm, der im Schlaf ärgerlich protestierte. Ayaki war im wachen Zustand genauso ein Unruhestifter wie der Rothaarige, und mit einem Kopfschütteln lehnte Mara sich zurück und erwartete die Ankunft der Wachen mit dem barbarischen Aufrührer, dem es so leicht gelungen war, sie aus ihrer Ruhe zu reißen.

    Kurze Zeit später kamen die Wachen mit dem Midkemier in ihrer Mitte. Seine Haare und der Lendenschurz tropften noch; die Männer waren Maras Bitte, ihn zu waschen, auf die unkomplizierteste Weise überhaupt nachgekommen: Sie hatten ihn einfach in einen Needra-Trog gesteckt. Die Peitschenhiebe und das anschließende Eintauchen ins Wasser hatten den Geist des Barbaren jedoch nur wenig gedämpft, die Erheiterung in seinen Augen war jetzt allerdings kaum verhüllter Wut gewichen. Sein Trotz beunruhigte Mara. Auch Lujan überschritt mit seinem spielerischen Geplänkel oft die Grenzen des guten Benehmens, doch niemals zuvor hatte eine Person niederen Ranges es gewagt, sie in solch offensichtlich vernichtender Weise anzustarren. Sie bedauerte plötzlich, daß sie nicht nach einer etwas züchtigeren Robe verlangt hatte, doch sie weigerte sich, dies jetzt nachzuholen, damit es nicht so wirkte, als würde sie dem Blick eines barbarischen Sklaven Bedeutung beimessen. Statt sich verlegen zu fühlen, sah sie den Midkemier lieber herausfordernd an.
    Die Wachen waren unsicher, was sie mit dem armen Teufel tun sollten, den sie bereits halb ins Zimmer gezogen hatten. Sie hatten den riesigen Mann immer noch fest im Griff, während sie unvollkommen bleibende Verbeugungen ausführten. Der ältere der beiden Krieger durchbrach die Stille mit großer Zaghaftigkeit: »Lady, was ist Euer Wunsch? Ein Barbar in Eurer Gegenwart gehört vielleicht besser auf die Knie.«
    Mara schaute die Wachen an, als würde sie sie erst jetzt bemerken und auch das Wasser, das sich auf dem gewachsten Boden sammelte; Blut war in den Pfützen zu sehen.
    »Laßt ihn stehen, wenn er will.« Sie klatschte in die Hände und befahl dem zuerst erscheinenden Diener, Tücher zu holen.
    Der Diener kehrte mit einem Stapel parfümierter Tücher zurück. Er betrat das Zimmer und verneigte sich; erst jetzt begriff er, daß die Lady die Tücher für den verwahrlosten Barbaren hatte kommen lassen, der gut festgehalten zwischen den Wachen stand.
    »Was ist!« blaffte Mara, als der Diener zögerte, »trockne den Kerl ab, bevor das Wasser den Fußboden ruiniert.«
    »Wie Ihr wünscht, Mistress«, murmelte der Sklave, der sich unterwürfig zu Boden geworfen hatte. Er stand auf und begann die rote Haut zwischen den Schulterblättern des Barbaren trockenzureiben, denn dies war die höchste Stelle, die er erreichen konnte.
    Mara nahm sich einen Augenblick Zeit, den riesigen Sklaven einzuschätzen, dann traf sie eine

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